18. Jahrhundert
- Der Kurfürst von Brandenburg wird als Friedrich I. von Preußen gewählt. Damit gehört Hasserode zu Preußen.
- Am 14. November wird in Wernigerode der spätere Theologe und Hofprediger bei Christian Ernst Graf von Stolberg-Wernigerode geboren.
- Die Stadt kauft den Schmiedeberg von Privatpersonen.
- Franz Andreas Hanstein wird in Wernigerode als Bürgermeister eingesetzt.
- Unweit des Brockens wird der letzte frei lebende Bär erlegt.
- Ferdinand Heinrich Germar († 1790), 50 Jahre Stadtphysikus und Botaniker in Wernigerode, wird geboren.
- Seit diesem Jahr werden die verstorbenen Schierker in Schierke beigesetzt. Bisher erfolgte die Beisetzung in Wernigerode.
- Die Königliche Verordnung zur Anlegung von Brandmauern zur Verhütung und Verbreitung von Feuersbrünsten gilt auch für Wernigerode.
- Das Schloss wird wieder ständiger Wohnsitz der Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter regiert Graf Christian-Ernst die Grafschaft von 1710 bis zu seinem Tod am 25. Oktober 1771. Diese lange Regentschaft geben dem Schloss und der Stadt ein neues Aussehen.
- Die Burg der Herren von "Hartesrode" existiert noch. Sie ist allerdings sehr baufällig.Harzbücherei Wernigerode - As 746
- Der Tiergarten wird wieder belebt.
- Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode heiratet noch vor seinem 21. Geburtstag die erst siebzehnjährige Sophie Charlotte, Tochter des Grafen Anton zu Leiningen-Westerburg und der Luise von Sayn-Wittgenstein. Sophie Charlotte wird Christian Ernst in ihrer 50-jährigen glücklichen Ehe zwölf Kinder schenken, von denen jedoch nur ein Sohn und drei Töchter das Kleinkindalter überschreiten.
- Nach dem Tode seiner Frau verkauft Matthias Brandes die "Heilebarts-Mühle" an den Neffen Andreas Diecken.
- Für den Postverkehr werden Pferdekutschen eingesetzt. Eine wichtige preußische Poststrecke ist die Linie Halberstadt - Kassel. Täglich wird auf dieser Linie Wernigerode angefahren.
- Das Christianental befindet sich zwischen dem Agnes- und dem Fenstermacherberg im Wernigeröder Ortsteil Nöschenrode. Das Tal hieß Dillenthal bis Graf Christian Ernst von Stolberg-Wernigerode 1711 ein Lusthaus dort bauen ließ, nachdem das Tal dann benannt wurde. Vielleicht erfolgte die Umbenennung erst später nach der Fürstin Christiane Anna Agnes, geb. Prinzessin von Anhalt-Köthen, die mit dem Grafen Heinrich Ernst von Stolberg-Wernigerode 1742 vermählt wurde.Harzmuseum Wernigerode - Forsthaus im Christianental
- Noch im Jahr 1712 tauchen im Christianental Wölfe auf, die aus dem Tiergarten ausbrechendes Wild reißen.
- Der schon seit dem 16. Jahrhundert bestehende Lustgarten wird seinem Vorbild in Versailles folgend von Graf Christian Ernst neu angelegt.
- Am 30. Juli ist "allhier ein grausames Wasser gewesen". Es handelt sich um einen ersten Hinweis in der Stadtgeschichte auf Hochwasserereignisse.
- Graf Christian Ernst lässt zahlreiche Orangenbäume und andere subtropische Gewächse anschaffen, die er in dem im französischen Stil umgewandelten Lustgarten aufstellen lässt.
- Am 19. Mai schließt Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode mit König Friedrich Wilhelm I. einen Vergleich, durch den der Rechtsunsicherheit ein Ende gemacht wird. Der König von Preußen erhält die Staats- und Kirchenhoheit eingeräumt, das Recht, Soldaten auszuheben und die Staatssteuern, Akzise und Kontribution zu erheben. Dem Grafen verbleibt die Zivil- und Kriminalgerichtsbarkeit, das Begnadigungsrecht außer bei Todesstrafe, das Münzrecht, die Berufung der Geistlichen, die Schulverwaltung und zur Ausübung seiner Rechte die gräfliche Kanzlei, später Regierung genannt. Wernigerode ist damit endgültig Teil des Preußischen Staates.
- Der Graf von Wernigerode erhält von Preußen den Landmann zurück.
- Nach einer Archivunterlage gibt es einen "Stadtförster".
- Auch die Gemeinde Minsleben wird dem Königreich Preußen infolge des zwischen dem preußischen König und dem Grafen von Stolberg-Wernigerode geschlossenen Rezesses zugeordnet.
- Der "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. bemüht sich seit seinem Regierungsantritt 1713, die schlagkräftigste Armee Europas zu bilden. Da die Grafschaft nun zu Preußen gehört, sind auch hier die Werber unterwegs, besonders in Gaststätten alkoholisierte junge Burschen als "Freiwillige" anzuwerben. Vermehrt kommt es in der Grafschaft zu Fahnenflucht. Graf Christian Ernst läßt durch einen Anschlag bekanntmachen, dass "jeder Vater seinen Sohn binnen drei Monaten zur Stelle zu schaffen hat", tut er es nicht, "so soll derselbe für infam erklärt und sein Name an den Galgen geschlagen werden, und wenn er angetroffen wird, bei Leib und Leben als Deserteur betraft werde."
- Spätestens ab 1714 wird die kleine dörfliche Ansiedlung Hasserode von der heute nicht mehr existierenden Wasserburg aus als brandenburgisch-preußisches Amtshaus genutzt. Die Burg dürfte sich im Bereich der heutigen Amtsgasse befunden haben.
- Heinrich Georg Reuß gründet in einem Gartenhaus "dicht am Westenthore" gelegen, "unter Approbation gnädiger Herrschaft", eine Waisenanstalt. Sechs Mädchen und Jungen finden darin Aufnahme, erhalten Verpflegung, Erziehung und Unterricht im Christentum, Rechnen und Schreiben, die Jungen aber auch Lateinisch und Griechisch sowie Musik. Finanziert wird das Haus durch Geschenke und freiwillige Gaben an Naturalien und Geld.
- Ein neuer Bergbaustollen wird im Schlickstal angelegt.
- Graf Christian-Ernst verfügt eine Neugründung des Tiergartens, rings um den Agnesberg und unter Einbeziehung des Christianentals.
- In einem Bäcker-Innungsbrief werden die Rechte und Pflichten der in der Stadt tätigen Bäcker festgelegt.
- In einer Urkunde vom 7. Dezember wird das "Hotel Weißer Hirsch" erstmals erwähnt.
- Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode beurkundet am 28. Mai, dass ihm Bürgermeister und Rat zu Wernigerode einen Platz an der Stadtmauer, gegenüber den Ritterhöfen, überlassen für die Wohnung des Stadtvogtei-Gerichtsdieners. Es soll aber kein Gefängnis dort errichtet werden.
- In einer Urkunde wird die "Schlackenmühle" erstmals urkundlich erwähnt. Die gräfliche Mahlmühle mit vier Mahlgängen, einem oberschlächtigen Wasserrad, zwei Stuben und Stallungen werden zur Neuverpachtung ausgeschrieben. Der Name Schlackenmühle deutet auf das Mahlgut hin. Die gemahlenen Schlacken aus den Hütten der Umgebung werden vielfach verwendet, als Formsand, Zuschlagstoff im Baugewerbe und für den Wegebau.
- Am Oberpfarrkirchhof lässt Superintendent Gutjahr ein Wohnhaus erbauen, an dem eine "Hamme" (als Schuppen genutzter schräger Anbau) angegliedert ist.
- Die alte Holzkirche in Schierke erhält einen stabilen Glockenstuhl, der neben der Kirche gebaut wird.
- Graf Christian Ernst lässt nach dem Vorbild des Schlosses Kopenhagen einen Lustgarten mit barocker Orangerie anlegen.
- An den Stadttoren liegen vom Rat und vom Grafen bestätigte Listen mit den Tarifen über die Erhebung des Wegegeldes (Zölle) aus.
- Der "Nöschenröder Schützenverein" besitzt seit diesem Jahr am Anfang des Zwölfmorgentals ein eigenes Schützenhaus. Auf der Gemeindewiese am Großen Bleek liegt die Festwiese, wo zu den Schützenfesten ein buntes Treiben mit Karussels, Schaubuden, einem großen Bierzelt und zahlreichen anderen Belustigungen herrscht.
- Am 8. Juli wird in Wernigerode der Arzt und Naturwissenschaftler Heinrich Friedrich von Delius geboren.
- Am 28. Dezember wird der spätere Orientalist, Philologe und Sprachforscher Christoph August Bode in Wernigerode geboren.
- König Friedrich Wilhelm von Preußen annulliert die Lehnshoheit des Stiftes Halberstadt über die Stapelburg. Dieselbe fällt damit endgültig an Stolberg- Wernigerode.
- In der Gemeinde Nöschenrode, im Zwölfmorgental 3, wird ein Schützenhaus gebaut.
- Am 30. Januar wird Christian Gottlieb Kratzenstein, ein bedeutender Naturforscher, als Sohn des Oberschullehrers Thomas Andreas Kratzenstein, in Wernigerode geboren. Er lehrte in Russland und Kopenhagen, war dort Professor für Mathematik und Physik und war an wegweisenden Forschungsergebnissen beteiligt.
- Es wird ein namenloses Jagdhaus erwähnt an der Stelle, an der 1776 das Jagdhaus Plessenburg auf Anweisung des Grafen Heinrich Ernst zu Stolberg gebaut werden wird.
- Eine Malzmühle vor dem Westerntor wird erwähnt.
- Vom "Bürgermeister und Rath beyder Städte allhier" wird eine "Wernigerödische Feuer-Ordnung" erlassen. In dieser ist konkret festgelegt, wie sich jeder Bürger und Gast der Stadt bei Ausbruch eines Brandes zu verhalten hat.
- Der Graf erlässt am 15. Januar eine Ordnung darüber, dass die Ratsmitglieder an den ordentlichen Ratstagen sich pünktlich einfinden und das die spät kommenden 4 gute Groschen und diejenigen, welche nicht erscheinen, 8 gute Groschen Strafe in die Armenkasse zahlen müssen.
- Der Lustgarten mit dem Lustschloss und der Orangerie ist nicht nur von kunst- und kulturgeschichtlichem Interesse, sondern ist auch seit 1728 Schauplatz der protestantischen Bewegung des Wernigeröder Pietismus, der sich seiner tätigen Nächstenliebe vom Gefühl des Einzelnen getragenen Gemeindeleben fast ein ganzes Jahrhundert lang das Grafenhaus beherrscht. Neben der Stadt Halle(Saale) ist Wernigerode ein Zentrum des Pietismus im nördlichen Deutschland.
- Am 19. Juni gehen die Schüler der Lateinschule zum letzten Mal in ihr altes Schulgebäude am Oberpfarrkirchhof, dem ältesten Schulhaus in Wernigerode, unmittelbar am Turm der Sylvestrikirche.
- An Stelle der alten reparaturbedürftigen Lateinschule wird auf dem Oberpfarrkirchhof 7 ein "Lyceum" (Städtisches Gymnasium) neu gebaut und am 26. Juni feierlich eingeweiht. In der Kartusche über dem Eingangsportal steht: "Das Lyceum beider Städte Wernigerode ist unter dem Beistand Gottes und mit Bewilligung des erlauchten Grafen und Herren, Herrn Christian Ernst, des Heiligen Römischen Reiches Grafen, und seines bestimmenden Nachfahren, vom Rat der Stadt im Jahr des Heils 1730 gebaut worden."
- Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode lässt die sogenannte Wernigeröder Wasserrinne anlegen, durch welche das Wasser auf einem fast zwei Meilen langen Wege in das Schloss Wernigerode geleitet wird.
- Am 2. Juni erlässt Graf Christian Ernst zu Stolberg eine Verordnung über das neu zu gründende Witwenhaus.
- Es gibt erste Überlegungen, zum Schutz der Stadt vor Hochwasser, im Tal des Zillierbaches eine Talsperre zu bauen.
- Das Gebäude der Orangerie wird mit einer Predigt des Grafen Nicolaus Ludwig von Zinzendorf aus Herrnut eingeweiht.
- 1345 Protestantische Salzburgische Emigranten "gehen durch die Stadt" auf dem Wege nach Ostpreußen, wo sie auf Einladung des preußischen Königs angesiedelt werden. Etwa 600 Salzburger Emigranten werden im Lustgarten nach Einladung durch den regierenden Grafen "kostenlos verköstigt".
- Graf Christian Ernst gründet auf dem Schloss aus verschiedenen Beständen eine Große Bibliothek, die auch für die Allgemeinheit zugänglich ist.
- Im heutigen Christianental wird "ein Jäger- und Fischerhaus an einer Reihe von kleinen Teichen" erwähnt.
Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988
- Der Brandstifter Heinrich Hauenschild wird geköpft.
- Die Wernigerödischen Pietisten halten im Schlossbau der Stapelburg eine Versammlung ab. In einer anderen Quelle wird vermerkt, dass die Burg im 18. Jahrhundert aufgegeben wurde.
- Der Graf von Wernigerode lässt Bergbau und Eisenindustrie in Ilsenburg selbst verwalten. Zuvor waren diese an Faktoren verpachtet. Über die gräfliche Kammer werden Produktion, Transport und Handel in eigene Verwaltung genommen.
- Der Graf von Stolberg-Wernigerode lässt auf dem Brocken eine Schutzhütte für Hirten und Wanderer, das "Wolkenhäuschen" anlegen.
- In der Lindenallee wird ein Waisenhaus eingerichtet.
- Graf Christian Ernst erlässt eine Verordnung wegen des Bettelns und dessen Bestrafung.
- Bau von Dills Mühle (Eichberg 3).
- Am 8. November erteilt der regierende Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode dem Pächter der Raths-Apotheke Herrn Johann Georg Möller und dessen Ehefrau das Privilegium, in Nöschenrode eine Apotheke einzurichten. Möller erhält das Privileg eines Hof-Apothekers.
- Am 1. Februar wird durch den Hof-Apotheker Johann Georg Möller in der Langen Straße 21, heute Nöschenröde Straße, die Hirschapotheke eröffnet. Möller lässt das Geschäft durch einen Gesellen führen. Er selbst bleibt in Wernigerode und treibt Handel mit Arzneien. 1820 wird die Hirsch-Apotheke dann in die Burgstraße verlegt.
- Ein "zweytes Jubel-Fest wegen der Wernigerödischen Kirchen-Reformation" findet in der Schule statt.
- Der Lustgarten wird im streng geometrischen Rokokostil angelegt.
- Im September beginnt bereits der Winter, der sich bis Ende April 1740 hinziehen wird. Niemand in den Dörfern kann wegen der grimmigen Kälte Vorräte in den Kellern und Gewölben lagern. Die Winterfrucht ist erfroren und muss umgepflügt werden. Dem Vieh erfrieren Köpfe und Klauen. "Und weil zuletzt keine Fütterung mehr zu bekommen war, so ist es durch Frost und Hunger hingefallen und verrecket".
- Am Rathaus wird die doppelläufige Freitreppe zwischen den zwei hervorstehenden Erkern und Verziehrungen mit Andreaskreuzen erneuert.
- Zwischen dem Wernigeröder Bürgerforst, dem Nöschenröder Gemeindeforst und den preußischen Hasseröder Forsten wird die Grenzsetzung geregelt.
- Für die Versorgung der Torfarbeiter wird auf der Heinrichshöhe ein Torfarbeiterhaus als Übernachtungs- und Gästehaus errichtet.
- Am 1. Dezember wird Martin Heinrich Klaproth, einer der bedeutendsten deutschen Chemiker, als Sohn eines armen Schneiders in Wernigerode geboren. Er entdeckte die chemischen Elemente Uran, Zirconium, Cer, Titan, Tellur sowie Strontium. Er war Wegbereiter der modernen Chemie.>
- Am 26. Dezember wird in Wernigerode Heinrich Carl Hardege (Doktor der Medizin, Medizinalrat und Land- und Stadtphysikus) geboren, der erste herausragende Mediziner der Stadt.
- Das einstige Dillental wird am 30. April erstmals urkundlich als Christianental bezeichnet, bezogen auf den regierenden Grafen Christian Ernst, der dieses Tal 1716 in den neu angelegten Tiergarten einbezogen hatte.
- Eine "Schullehrer-Witwencasse" wird gegründet. Alle angestellten Volksschullehrer der Grafschaft Wernigerode können Mitglied werden. Jedes neue Mitglied zahlt Einrittsgeld und einen jährlichen Beitrag. Bei einem eintretenden Sterbefall zahlt jedes Mitglied außerdem einen Taler. Die Witwe erhält zur Bestreitung der Begräbniskosten 50 Taler und eine jährliche Witwenpension von 23 Talern.
- Graf Christian Ernst benennt die östlich vom Brocken liegende Anhöhe "Heinrichshöhe" zum Andenken an die Bemühungen seines Sohnes Heinrich Ernst bei der Entwicklung der Torfstecherei und lässt zwei Trockenhäuser bauen.
- Im Hasenwinkel entsteht "Köhlers Mühle".
- Die fürstliche Bibliothek in Wernigerode wird der öffentlichen Benutzung übergeben.
- Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode vereinigt die gesamte Verwaltung zu einem "Kammerkollegium", das er mit modernen und zeitgemäßen Verordnungen ausstattet. Er schafft damit klare und feste Verhältnisse in der Grafschaft und im Zusammenwirken zwischen gräflicher Verwaltung und dem "Rathe zu Wernigerode".
- Die bereits 1725 erwähnte Malzmühle erhält 1748 ein massives Gebäude.
- Hans-Dietrich von Zanthier wird als Oberforst- und Jägermeister ernannt und erhält die Oberaufsicht für den gesamten Wernigeröder und Hohensteinischen Forstbesitz. In den folgenden dreißig Jahren seines Lebens wirkt Zanthier aktiv im Gebiet des Harzes und verändert die Struktur der Wälder. Mit der Überzeugung, dass "alles auf das Zukünftige gehen" wird und den Nachkommen kein Schaden durch unbestockte Flächen entstehen dürfe, war Zanthier seiner Zeit weit voraus.
- In der Grube "Louise Charlotte" wird in einem Spatgang Blei- und Silbererz gefunden. Die Erzgewinnung in der Dumkuhle kommt zum Erliegen.
- In Wernigerode wird eine Baum- und Schlosskuchenfabrik gegründet.
- Für den 3 jährigen Erbgrafen Christian Friedrich wird im Tiergarten eine Silbertanne (Abies Pectinata) gepflanzt.
- In einem Edikt verfügt der regierende Graf, dass das "Allmosengeben an Bettler vor den Thüren und in den Häusern" unter Strafe verboten ist.
- Um 1750 werden an der heute so genannten "Schönen Ecke" zwei Herbergen gebaut ("Goldener Engel" Nr. 15 und "Goldener Löwe" Nr. 16). Gäste dieser Herbergen sind überwiegend Handwerksgesellen auf der Walz.
- Das Hotel "Weißer Hirsch" wird erstmals erwähnt. (Eine andere Quelle nennt das Jahr 1717)
- Heinrich Gottlieb Zerrenner, ein später sehr geachteter pädagogischer Schriftsteller und populärer Kanzelredner, wird in Wernigerode geboren.
- In Wernigerode gibt es 148 Häuser mit "Braugerechtigkeit", in denen Braunbier, Märzenbier und Bräuhahnbier hergestellt werden.
- Eine "Armenkasse" ist nach einer Notiz des "Wernigeröder Intelligenzblattes" 1835 "im Jahre 1750 aufgerichtet und wurde am 11. Januar zum ersten Male dazu eingesammelt".
- In diesem Jahr wird eine Gastwirtschaft "Am Auerhahn", "vor der Stadt" erwähnt.
- In Wernigerode wütet der vierte große Stadtbrand, bei dem 300 Häuser und auch die Kirche "Unser Lieben Frauen" vernichtet werden. Die neue Kirche erhält nur einen kleinen Turm, der aber bereits wegen baulicher Mängel 1888 wieder abgerissen wird.
- Das noch bestehende Klostergemäuer Himmelpforte brechen Wernigeröder Bürger zum eigenen Wiederaufbau ihrer durch den Stadtbrand vernichteten oder beschädigten Häuser ab.
- Täglich werden nach dem großen Stadtbrand etwa 1000 Obdachlose im Lustgarten versorgt.
- Nach dem großen Stadtbrand dieses Jahres werden in der Burgstraße alle Häuser in einem schlichten spätbarocken Fachwerk ohne Fachwerkdekor gebaut. Um zu vermeiden, dass künftig bei einem erneuten Feuer große Schäden entstehen, werden einige Häuser massiv errichtet. Nicht dazu gehört das Haus Burgstraße 39/41. Um diesem Haus als Hotel ein attraktiveres Aussehen zu verleihen, wird die Fassade verputzt, weil zu dieser Zeit Massivbauten gegenüber Fachwerkbauten als wertvoller angesehen werden.
- Wernigerode entwickelt sich im Schutze der Burg zu einer Siedlung der Handwerker und Ackerbürger, deren Bedeutung für das Umland stetig wächst.
- Wernigerode hat wie viele andere Städte eine komplette Stadtmauer, für deren Erhaltung die Bürger mit herangezogen werden.
- Wernigerode hat etwa 3200 Einwohner.
- Der beim Stadtbrand 1752 völlig zerstörte ehemalige Freihof in der heutigen Burgstraße 37 wird aus Stein als gräfliches Palais neu gebaut.
- In der Grube "Louise Charlotte" wird der Abbau eingestellt.
- Die spätere Silstedter Traditionsgaststätte "Zum Eichbaum" wird als "Gemeindekrug" erbaut und entwickelt sich für lange Zeit als ein Haltepunkt für Kaufleute, die auf den Weg in den Harz Rast halten und Pferde ausspannen.
Volksstimme - S.13 vom 30.12.2014
- Mit dem Bau eines Forsthauses wird im Christianental begonnen. Berühmtheit erlangt es später durch den Roman von Käthe Papke "Das Forsthaus im Christianental".
- Die Stadt hat 2424 Einwohner, die sich zusammensetzen "aus 515 Männern, 574 Frauen, 506 Söhnen, 536 Töchtern, 76 Gesellen, 26 Knechten, 44 Jungen und 147 Mägden".
- Errichtung der barocken Liebfrauenkirche (romanischer Vorgängerbau 1751 abgebrannt).
- Dem Mieter des Hotels "Weißer Hirsch" wird durch die Gräfliche Regierung die Genehmigung zum Betrieb einer Wirtschaft erteilt.
- Der Kirchhof (Friedhof) der Liebfrauenkirche wird vor die Stadtmauer verlegt. Es entsteht hier die Straße „Liebfrauenkirchhof“ (Kurzwort: „Kirche Unser Lieben Frauen“).
- Graf Christian Ernst gründet die gräfliche Witwenkasse, eine der ersten Sozialversicherungen in Wernigerode.
- Die Grafschaft zählt 7 Papiermühlen, 33 Ölmühlen, 7 Sägemühlen und 4 Ziegeleien. Überwiegend ist die Stadt aber von Ackerbürgern bewohnt. Darüber hinaus sind das Bierbrauen und die Branntweinbrennereien wichtige Einnahmequellen.
- Auf der Heinrichshöhe am Brocken gibt es einen Kräutergarten.
- In Schierke gibt es einen Garten mit Pflanzen von der Brockenkuppe.
- Als "nationaler Feiertag" wird die Goldene Hochzeit des regierenden Grafen Christian Ernst und dessen Ehefrau Sophie Charlotte am 31. März in Wernigerode begangen.
- Am 31. März wird der Neubau der Kirche "Unser Lieben Frauen" aus Anlass der Goldnen Hochzeit des Grafen-Paares geweiht. In der Zeit seit 1756 war der Neubau der im Jahr 1751 durch Feuer zerstörten Kirche errichtet worden.
- Das geistige Fluidum Wernigerodes als Stadt und Residenz zieht zunehmend Persönlichkeiten besuchsweise hierher, so z.B. am 20. August Friedrich Gottlieb Klopstock. Er schreibt bei diesem Aufenthalt ein Gedicht, das so beginnt: "Im Schwarzen Hirsch zu Neschenrode, am 20 sten des August, verkünde ich durch diese Ode das Leiden meiner Brust," Er beklagt, dass er in dieser gräflichen Schenke sitzend, auf dem Schloss den Grafen nicht angetroffen hat.
- Christoph Gottfried Jacobi, deutscher evangelischer Theologe, geistlicher Liederdichter und Schriftsteller, kehrt dem provinziellen Wernigerode den Rücken und folgt dem Ruf nach Magdeburg, wo er seine schriftstellerische Tätigkeit fortsetzt. Jacobi hinterläßt zahlreiche Schriften volksaufklärerischer Natur und setzt sich für die Errichtung obligatorischer Kassen für Kranke und Erwerbslose ein, deren Satzung er verfaßt.
- Der Rat zu Wernigerode legt fest, dass nach alter Sitte, wenn gefischt wird, jeder Bürgermeister 12 Pfund Fische erhalten soll.
- Das Dorf Hasserode hat nur noch 276 "Seelen".Wernigerödisches Intelligenzblatt - Nr.15 März 1955
- Arrangierte Standes-Hochzeiten in der gräflichen Familie sind immer wieder gesellschaftliche Ereignisse, die mit großem Pomp begangen werden, wie z.B 13. Juni 1766: "Die beglückte Vermählung des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friedrich Erdmann, Fürsten zu Anhalt,... mit der Hochwürdigsten Gräfin und Frau, Frau Luise Ferdinande, Gräfin zu Stolberg,... welche den 13ten Jun. 1766, auf dem Schloß zu Wernigerode höchst vergnügt vollzogen wurde, begleitete mit einem fröhlichen Glückauf die Knappschaft in der Grafschaft Wernigerode."
- Die preußische Kolonie Friedrichstal (heute Hasserode) wird durch König Friedrich II. von Preußen gegründet. Die Kolonie besteht aus 127 Kolonistenhäusern, ein Straßendorf, beginnend am Westerntor/Flutrenne bis zur heutigen Straße "Freiheit" und verbindet Hasserode mit Wernigerode. Hier gelegenes Blaufarbenwerk (Kobald/Wismut) und Sägemühle sind gräflich ("Freiheit" = Siedlung der Bergleute, da ihnen Freiheit von sonst gültigen Steuern und Diensten zustand).
- Überwiegend reformierte Siedler aus der Pfalz, aus anderen deutschen Landen und den Niederlanden lassen sich in Hasserode heutige Pfälzergasse nieder.
Die Pfälzermühle unterhalb der Kakemieke entsteht.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr. 15 - März 1955
- Eine "Burgards-Mühle" wird in einem Plan, welcher zur Kolonisierung des Hasseröder Tals angefertigt wurde, erstmals erwähnt.
- Im Auftrage des preußischen Königs inspiziert Bergrat Gerlach aus Berlin das Revier Hasserode und empfiehlt die Wiederaufnahme des Bergbaus in der Grube Louise Charlotte.
- Um 1770 wird der 1739 im strengen geometrischen Rokokostil angelegte Lustgarten als englischer Naturgarten mit seltenen Bäumen umgestaltet.
- Die Hasseröder Mühle ist im Besitz des Kurfürsten, der auch die Genehmigung zum Betrieb erteilt hat.
- Kolonisten aus der Pfalz siedeln sich in Hasserode an.
- Christian Ernst, regierender Graf zu Stolberg-Wernigerode, stirbt am 25. Oktober in Wernigerode. Christian Ernst, Sohn des Grafen Ludwig Christian zu Stolberg-Wernigerode und der Fürstin Christine, Tochter Herzog Gustav Adolfs von Mecklenburg-Güstrow, geboren zu Gedern am Vogelsberg am 2./13. April 1691 hat die Grafschaft 61 Jahre lang regiert.
- Am 25. Oktober übernimmt Heinrich Ernst zu Stolberg-Wernigerode nach dem Tod seines Vaters die Grafschaft Wernigerode, wo er besonders das christlich-pietistische Leben fördert.
- Auf Schloss Wernigerode wird am 25. September Graf Henrich zu Stolberg-Wernigerode geboren.
- Das Schul- und Bethaus Hasserode (Konkordienkirche) wird eingeweiht. Am 21. November wird die erste evangelische Kirche in Hasserode eingeweiht. Es sammelt sich eine lutherische und eine reformierte Gemeinde.
- Als zweite Apotheke in Wernigerode wird die Hirschapotheke gegründet. Sie ist auch Hofapotheke.
- Heinrich Ernst Graf zu Stolberg-Wernigerode untersagt den Silstedter Schützen das traditionelle Freischießen.
- Hasserode hat 600 Einwohner. Die Einwohner der Gemeinde besitzen 114 Kühe, 600 Schafe, dazu Schweine und Ziegen.
- In der Gemeinde Hasserode gibt es 114 Kühe, 600 Schafe, dazu Schweine und Ziegen.
- Die Erzförderung in der Grube Dumkuhle wird eingestellt.
- Das gräfliche Jagdhaus Plessenburg wird gebaut. Der Name bezieht sich auf die Familie des Fürsten zu Anhalt-Köthen Pleß, aus der die zweite Frau Christiana Anna Agnese kam, mit der der regierende Graf vermählt war.
- Das durch den Wernigeröder Grafen 1774 ausgesprochene Verbot des jährlichen Freischießens nehmen die Silstedter Schützen zum Anlass, einen berittenen Boten mit einem Bittschreiben nach Berlin zu schicken. Friedrich der Große erteilt 1776 die "Concession", weiterhin das Freischießen durchführen zu dürfen.
- Goethe besucht am 3. Dezember inkognito den Pfarrerssohn Plessing (Oberpfarrkirchhof 12) und reist am nächsten Tag nach Ilsenburg weiter. Er übernachtet in der Herberge "Zur goldenen Forelle" (heute Markt 9).
- Goethe besteigt am 10. Dezember zum ersten Mal den Brocken. Er beobachtet für seine "Farbenlehre" das Wetter auf dem Brocken. An Charlotte von Stein schreibt er nach der winterlichen Brockenbesteigung: "Was ist der Mensch, daß du sein gedenkest?"
- Einzug des ersten ortsansässigen Pfarrers in Hasserode.
- Das Hasseröder Blaufarbenwerk wird an Kirchenrat Cipten aus Berlin verkauft.
- Der Barockbau des Pfarrhauses am Liebfrauenkirchhof 3/4 wird errichtet.
- Das Hasseröder Blaufarbenwerk wird von Oberkammerrätin Waitz, Freiin von Eschen erworben. Wieder eingestellt wird der Betrieb in der Grube Louise Charlotte.
- Am 30. November verstirbt auf dem Schloss Wernigerode der gräflich-stolbergische Oberforst- und Jägermeister Hans-Dietrich von Zanthier (geb. 1717 in Salzfurth), ein Pionier der nachhaltigen Forstwirtschaft.
- Das "Neue Haus vor dem Christianenthal", für das vor 23 Jahren der Grundstein gelegt wurde, ist vollendet und wird zunächst als gräfliches Bedientenhaus genutzt. Vorher war es 13 Jahre als Bauruine ein äußeres Zeichen für die Geldknappheit. Eine andere Quelle erwähnt eine "Schankwirtschaft im Christianenthal".
- Jacob Heinrich Delius, Bürgermeister und Syndicus zu Wernigerode, widmet sich intensiv der Geschichte der Bildung und Erziehung in seiner Stadt. "Die Graffschaft Wernigerode hat viel Gelehrte der Welt geschenket. Es ist billig verdienter Männer Andenken zu erhalten. Es ist angenehm und lehrreich, den Gang, den die Wissenschaft bey ihrem Anfange genommen, wie sie sich ihrer Vollkommenheit genähert, und der Gelehrten Schriften und Schicksale zu wissen".
- Das Hirtenhaus in der Sackgasse der Wernigeröder Neustadt wird gebaut.
- Am 9. Dezember stirbt der in Wernigerode geborene Pädagoge Johann Martin Müller in Hamburg. Zuletzt Rektor des Hamburger Johanneums, veröffentlichte Müller vielbeachtete wissenschaftliche Arbeiten zur Schul- und Gelehrtengeschichte.
- Die Stadt ist noch vollständig von der Stadtmauer umgeben.
Harzmuseum Wernigerode - Stadtansicht von Wernigerode
- Zweite Brockenbesteigung von Goethe. Vom 22./23. September übernachtet Goethe mit dem zehnjährigen Fritz v. Stein und den Vizeberghauptmann v. Trebra aus Zellerfeld im Wirtshaus auf der Heinrichshöhe.
- Wernigerode hat 3745 Einwohner.
- Goethe besteigt zum dritten und letzten mal den Brocken. Er übernachtet vom 3. zum 4. September im Wirtshaus auf der Heinrichshöhe gemeinsam mit dem Weimarer Maler G. M. Kraus.
- An den Gräflichen Bergschreiber Ditterich wird das Bergwerk "Aufgeklärtes Glück" (Vorher Bergwerk Dumkuhle) verliehen.
- Die 1777 erbaute Schutzhütte auf dem Brocken wird erstmalig in einer Reisebeschreibung als "Wolkenhäuschen" bezeichnet.
- In der Kobalterzgrube "Aufgeklärtes Glück" im Thumkuhlental wird am 17. April die erste Schicht gefahren.
- Nach mehrjährigem Bemühen wird die Torfstecherei an der Heinrichshöhe wegen Erfolglosigkeit endgültig eingestellt.
- In der Grube "Aufgeklärtes Glück" wird weiteres Kobalt-, Kupfer- und Nickelerz entdeckt.
- Sämtliche tropischen Pflanzen aus der Orangerie werden verkauft.
- In einem Gasthofverzeichnis wird der Name "Weißer Hirsch" genannt. Das heutige Hotel ist damit das älteste erhaltene Hotel der Stadt Wernigerode und des Landes Sachsen-Anhalt.
- Die Innung der Goldschmiede wird gegründet.
- In Wernigerode existieren 44 Webstühle, fünf Papiermühlen, vier Ölmühlen, 184 Brauereien, 56 Branntweinbrennereien.
- Aus der Grafschaft werden 1799 Waren im Wert von 210 241 Reichstalern ausgeführt, gleichzeitig Waren für 76 810 Reichstalern eingeführt. Das ist ein Plus für die Grafschaft von 134 133 Reichstalern.
- Am 24. September gibt der in Berlin lebende Chemie-Professor Martin Heinrich Klaproth, einer der bedeutendsten Söhne der Stadt Wernigerode, in einer Ansprache an der "Preußischen Akademie der Wissenschaften" die Isolierung von Uran aus dem Mineral Pechblende bekannt.
- Mit den Emigranten der französischen Revolution 1789 gründet sich in Wernigerode eine erste katholische Gemeinde mit dem Abbe Hugues als Geistlichem.
- Das nach Osten an die Konkordienkirche grenzende Haus, das für Schulzwecke gekauft worden war (heute Friedrichstraße 61) erhält einen Erweiterungsbau. Damit ist die Schule ganz aus der Kirche verlegt.
- Dem Dichter Leopold Friedrich Günther von Goeckingk ist es zu verdanken, dass Kinder in das Schulgebäude Friedrichstraße 60 einziehen durften. In einem Brief an den preußischen König hatte er vorgeschlagen, das Kolonistenhaus in Hasserode-Friedrichsthal als Schulgebäude zu nutzen. "Die Anzahl der Kinder hat sich in Friedrichsthal so sehr vermehrt, daß gegenwärtig 67 Kinder auf einmal die Vormittagsschule besuchen." Damit hat Hasserode sein erstes Schulgebäude. 2010 wurde das Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen.
- Das "Kleinste Haus" der Stadt wird in der Kochstraße 43 erbaut. Die Traufhöhe beträgt 4,20 m. Das Haus ist 2,95 m breit. Die Tür ist 1,70 m hoch. Die Küche befindet sich im Erdgeschoss. Im Obergeschoss befindet sich der Schlafraum. Geschlafen hat die Familie mit bis zu elf Personen auf dem Dachboden auf Strohsäcken. Die Kochstraße war eine Handwerkergasse. Im kleinsten Haus wohnten unter anderem Tuchmacher und Schuhmacher. Die letzte Bewohnerin verstarb 1976.
- Kriegsrat Waitz von Eschen ist Eigentümer des Hasseröder Blaufarbenwerkes.
- Eine Chronik aus dem Jahre 1794 stellt Wernigerode wie folgt dar: "Wernigeroda, Residenzstadt des Grafen, 5000 Einwohner, 4 Kirchen, 2 Hospitäler, 1 Waysenhaus, 1 Superintendent, eine latein. Schule, 2 andere Schulen. Die Stadt hat gute Nahrung. Das Residenzschloß liegt der Stadt gegenüber auf einem Berge, auf welchen 30 Häuser stehen, hat einen vortrefflichen Büchersaal und das gräfliche Archiv. An der Hofkapelle ist ein Hofprediger, welcher zugleich Superintendent der Grafschaft ist. Beim Schloße sind 2 Thiergärten und ein schöner Lustgarten."
- In einem "Handbuch der Erdbeschreibung von Sachsen und einigen angrenzenden Ländern" wird die Grafschaft Wernigerode wie folgt beschrieben: "Die Grafschaft Wernigerode liegt auf dem Harz, der durch den Brocken in den Ober- und Unterharz getheilt wird. Sie ist 3 Meilen lang, 2 Meilen breit und stark bewohnt, hat 12 000 E., und jährlich 200.000 Thlr. Flüße sind hier: die Ilse, die kalte Bude, die Ecker, die Holtemme. Die Waldungen hier sind sehr stark, der Wiesewuchs und die Viehzucht außerordentlich gut. Die Grafschaft hatte sonst seine eigenen Besitzer, welche 1428 ausstarben, wodurch sie an die Grafen zu Stollberg kam. Sie ist magdeburgisches Lehen, hat aber eine eigene Regierung und Konsistorium. Der König von Preußen erhebt, daher als Landesherr in der Stadt Wernigerode, Accise, und auf dem Lande Contribution und wirbet Soldaten in der Grafschaft."
- Am 29. Juli zerstört eine Wasserflut das Bergwerk Dumkuhle. Im Herbst wird das neue Bergwerk "Bergmanns Hoffnung" eröffnet.
- Der Eselskrug wird als Restauration erstmals erwähnt.
- Von der Hofdruckerei Carl Samuel Struck wird die "Schützenordnung der Stadt Wernigerode" gedruckt.
- Bis Ende des Jahres werden in der Stadt 96 "Haus- und Strassenbettler" aufgegriffen und ins "Waisen-und Arbeitshaus" eingeliefert. Darunter befindet sich als 95ster "Adam Hage, ein Tagelöhner aus Wernigerode, 66 Jahr alt, ...welcher auf den Mühlen gebettelt hatte. Er wurde 3 Tage im Arbeitshause zur Arbeit angehalten und dann, um seiner Frau und Kinder willen, für diesmal entlassen."
- In Wernigerode sterben in diesem Jahr 448 Kinder an Blattern.
- Die das Ende des 18. Jahrhunderts und den Anbruch einer neuen Zeit markierende Französische Revolution wirft ihre Schatten bis Wernigerode. da 1796 eine nicht geringe Zahl von Flüchtlingen vor dieser Revolution hier Zuflucht sucht. Die französischen Flüchtlinge scharen sich um den Abbé Hugues, der die Flüchtlinge in einer katholischen Gemeinde betreut. Damit hat Wernigerode seit der Reformation wieder eine katholische Gemeinde. Der streng evangelische Graf Christian Friedrich verhält sich gegenüber dem Abbé sehr tolerant und räumt ihm den "Wasmusturm" im Schloss zum Wohnen ein.
- Die "Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt" wird "zum Besten und im Verlage des Wernigeröder Arbeitshauses" aufgrund eines dem Grafen Christian Friedrich überreichten Entwurfs der beiden gräflichen Räte Blum und Wilhelmi gegründet und erscheint zunächst ab 3. Januar im kleinen Format.
- Die "Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt", "größte, älteste und verbreitetste Zeitung des Kreises Grafschaft Wernigerode a. Harz", wird gegründet. Die Zeitung erscheint ohne Unterbrechung bis 1945.
- Die Einwohner werden von Ärzten zunächst vor fiebrigen Erkrankungen ("hitzige Flußkrankheiten") und später vor der Ruhr gewarnt. Besonders auf Hygiene und frische Luft sollte geachtet und ein Arzt konsultiert werden.
- Die Stadtvogtei veröffentlicht am 16. Januar im "Wernigeröder Intelligenzblatt zum Besten und im Verlage des Arbeitshauses" eine "Warnungs-Anzeige für das Gesinde". "Eine Dienstmagd ist wegen Entweichung aus dem Dienst und Untreue im Dienst, zur Arbeitsstrafe an das hiesige Arbeitshaus abgeliefert."
- Gräfin Louise zu Stolberg-Wernigerode (am 24. November 1771 auf Schloss Wernigerode als zweitälteste Tochter des Grafen Christian-Friedrich zu Stolberg-Wernigerode und ältere Schwester des Erbgrafen Heinrich zu Stolberg-Wernigerode geboren) wird Äbtissin von Kloster Drübeck (bis 1800). Am 21. Dezember 1807 heiratet sie auf Schloss Wernigerode Moritz Haubold von Schönberg, zieht sich auf seine Besitzungen zurück und verstirbt dort 1856.
- Im "Wernigerödischen Intelligenzblatt" wird im Januar mitgeteilt: "Johanne Katharine Kochen aus Wernigerode, 15 Jahre alt, eines Tagelöhners Tochter, welche auf Veranlassung der Schul-Kommission am 13ten Januar ins Arbeits Haus aufgenommen worden, um sie aus der tiefsten Unwissenheit und Verdorbenheit herauszureißen, ist, widerstrebend aller Ordnung und Arbeit, am 28 Jan. mit Entwendung der Kleidung entwichen; welches hiermit zur Warnung bekannt gemacht wird."
- In der Nacht vom 17. zum 18. September wird Wernigerode von einem erneuten Hochwasser betroffen.
- Die Grafschaft Wernigerode besitzt im Vergleich zu benachbarten Ländern und Städten ein beachtliches ökonomisches Potential. Das wird durch den Vergleich von Export und Import deutlich. 1798 werden Waren im Wert von 264 507 Reichstalern ausgeführt und Waren für 106 862 Reichstaler eingeführt.
- In der Nähe der Plessenburg wird am 23. März durch Ferdinand, dem 23jährigen Sohn des Wernigeröder Grafen der letzte Wolf im Harz erlegt.
- Auf dem Gelände vor dem Westerntor wird ein Fachwerkhaus gebaut, in dem Johann Friedrich Bollmann 1799 eine Gaststätte errichten und bis 1866 bestehen wird (später "Eselskrug").
- Alle Häuser der Stadt erhalten eine Hausnummer, die von den Hausbesitzern angebracht werden müssen. Das ist auch die Grundlage für ein erstes Adressbuch der Stadt.
- Das 1743 auf der Heinrichshöhe für den Aufenthalt der Torfstecher errichtete Gebäude, welches auch als Wirtshaus mit genutzt wurde, brennt ab und wird nicht wieder aufgebaut, weil auf dem Brocken selbst ab diesem Jahr ein Gasthaus gebaut wird.
- Erneuter Aufschwung durch Ansiedlung von Gerbern und Manufakturen der Tuch- und Leineweberei.
- Die Stadt zählt 18 Kaufleute, 423 Zunfthandwerker, 68 Fuhrleute.
- In Wernigerode grassiert das "Scharlachfieber". Den Bürgern werden Verhaltensregeln erläutert.
- Branntwein ist für Wernigerode eines der wichtigsten Exportgüter. Deshalb wird verfügt, dass für Branntwein, das ins "Ausland gebracht wird", die Steuern erneut festgelegt sind. Linsen und Erbsen dürfen überhaupt nicht exportiert werden.
- In "Wernigerode, Vorstadt und Hofgemeinde" leben 5221 Menschen. Die Statistik nennt 823 Ehen und 893 Häuser (davon "485 Kothhäuser und 147 Brauhäuser").
- Das Stadt Voigtei-Gericht gibt am 10. März folgende "Warnungsanzeige" auf: "Ein hiesiger Tagelöhner und dessen Ehefrau sind wegen Widersetzung gegen die obrigkeitlich verfügte Arretierung ihres Sohnes, durch ein rechtskräftiges Erkenntnis, ersterer zu zweimonatlicher Zuchthaus-, und letztere zu achttägiger Gefängnisstrafe verurtheilt, wie auch Ersterer bereits an das Magdeburger Zuchthaus abgeliefert ist."
- Die stärksten Gewerbe sind in der Stadt die Bierbrauer mit 148 "Berechtigten", 53 Branntwein-Brenner, 18 Kaufleute und 16 Oelmüller. Die stärksten "Professionisten" sind die Schuster (111), Schneider (66), Leinweber (43), Bäcker (23), Tischler (18), Schmiede (15) und Böttcher (15).
- Die "Gräfl. Stolb. Wernigrödische Regierung" verlängert und erweitert am 5. Dezember ihr Ausfuhrverbot von Oel und Oelsaat.
- In der Grafschaft werden im Jahr 1800 399 Kinder geboren (358 eheliche und 27 uneheliche, der Rest sind Totgeborene). In diesem Jahr werden auch 85 Ehen geschlossen (davon 69 in erster, 15 in zweiter Ehe und eine in dritter Ehe). Im Jahr 1800 sterben in der Grafschaft 428 Personen, davon 73 "an Durchfall und der Ruhr", 53 "am Jammer und Krämpfen", 50 "an der Auszehrung und Lungensucht". Von den 428 Verstorbenen sind 203 "noch nicht konfirmierte Kinder".
- Das einstöckige Gasthaus "Brockenhaus" wird eröffnet. Veranlasst wurde der Bau durch den regierenden Grafen Christian Friedrich zu Wernigerode. Gräflicher Baumeister ist C.M. Barth.Harzmuseum Wernigerode - Altes Brockenhaus
- Unter den 89 Zeitungen, die es in ganz Deutschland gibt, befindet sich auch die "Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt".