19. Jahrhundert
- Neue Industriebetriebe kommen hinzu (Holz-, Stein- und Metallverarbeitung).
- Heinrich von Kleist besucht Wernigerode. Nach Wernigerode besucht er auch zum zweiten Mal den Brocken.
- Graf Christian Friedrich erläßt ein Edikt gegen den "unsittlichen Gebrauch des so genannten Polterabends". Er verordnet, "daß das nächtliche Zusammenlaufen des Volkes, das Schreien und Lärmen vor den Hochzeitshäusern, vor und an dem Hochzeitstage, wie jeder andere unerlaubte Volkszusammenlauf, verboten seyen..." Es wird mit "Arretierung", Gefängnis und Strafarbeit gedroht.
- Der Stadtphysikus Hardege ruft alle Eltern auf, ihre Kinder gegen die "jetzt herrschenden bösartigen Blattern" impfen zu lassen. "Bei Armen geschieht die Impfung unentgeltlich".
- Das "Stadt-Armen-Direktorii" stellt fest, dass die "Bettelei in hiesiger Stadt seit einiger Zeit wieder sehr überhand genommen hat".
- In der Grafschaft werden 1801 insgesamt 421 Kinder geboren (379 eheliche und 30 uneheliche). Gleichzeitig sterben 521 Einwohner (davon 79 an Pocken, 69 "an Nerven-, Faul- und Fleckfieber" und 53 "an der Auszehrung und Lungensucht")
- In Hasserode leben wieder 839 Seelen.
Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr. 15 - März 1955
- Erbgraf Hermann zu Stolberg-Wernigerode wird am 30. September als erster Sohn von Henrich zu Stolberg-Wernigerode und Prinzessin Jenny von Schönberg-Waldenburg geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und trat in den preußischen Staatsdienst ein. Er kümmerte sich später um die Reorganisation des gräflichen Hüttenwesens und die Förderung der gräflichen Wirtschaftsbetriebe. Er starb, erst 39jährig, aus Verzweiflung über den Verlust seines ältesten Sohnes. Sein zweiter Sohn, Otto, wurde später Vizekanzler des Deutschen Reiches.
- Die freie Ausfuhr von "Landoelen" wird durch ein Edikt der "Gräflich Stolb. Wernig. Regierung" wieder gestattet.
- Die "Kuhpocken-Impfung" wird in der gesamten Grafschaft fortgesetzt.
- In den "Wernigerödischen Intelligenzblättern" wird in mehreren Folgen in einer "gemeinnützigen Mittheilung" auf die Gefahren einer "Vergiftung mit Branntwein" hingewiesen.
- Das Stadtvoigtei-Gericht verweist auf den Innungsbrief der Bäcker aus dem Jahre 1717, wonach niemand Honigkuchen verkaufen darf, der nicht zur Gilde gehört, "bei Verlust der Ware".
- In der Grafschaft werden in diesem Jahr 418 Kinder geboren (davon 389 "eheliche", 18 "uneheliche" und 11 "todtgeborene"). 123 "kopulierte" Paare nennt die Statistik, 97 in erster, 31 in zweiter und 4 in dritter Ehe. Im Jahr sterben 301 Personen. Als häufigste Todesursache wird in 50 Fällen "Auszehrung und Lungensucht" genannt.
- Im Herbst gibt es im Bergwerk "Aufgeklärtes Glück/Bergmanns Hoffnung" einen Brand, der vermutlich ein Todesopfer fordert.
- Die pädagogischen Methoden Pestalozzis werden auch in Wernigerode von interessierten Bürgern diskutiert und geben Anlass, ihre Anwendung in den Schulen zu empfehlen.
- Die Gräfl. Stolb. Wernigerödische Regierung stellt die Herstellung und Verbreitung von antisemitischen Druckschriften als "schädlich und sittenwidrig" unter Strafe.
- Der Physikus Herdege fordert die Bürger auf, die Möglichkeiten der Impfung gegen "Menschenpocken" zu nutzen. In Derenburg und Benzingerode breiten sich die Pocken besorgniserregend aus.
- Die Gräfl.Stolb. Wernigerödische Regierung und die Polizei achten mit "Nachdruck darauf", dass "weder Unkoncessionierte die Chirurgie ausüben, noch Koncessionierte ihre Grenzen überschreiten. Der Physikus und Landchirurgus müssen darauf mit aller Sorgfalt Obacht haben, die Apotheker müssen bei 20 Taler Strafe an solche Chirurgen keine Arzneien, zu deren Verschreibung sie nicht berechtigt sind, dispensieren, und sobald eine Kontravention denunciiret oder kund wird, muß die fiskalische Untersuchung eröffnet, oder nach Befinden der Fiscal exitirt werden".
- Auf dem Grundstück zwischen Marktstraße und Klintgasse (heute Marktstraße 8 - Blumenuhr) lässt Heinrich Mummedey zwei Häuser neu errichten, die als Wohnhäuser genutzt werden.
- Immer dringlicher steht die "Gräfliche Regierung", der "Rat der Stadt" und das städtische "Armen-Kollegium" vor dem Problem, den armen Kranken, die weder die häuslichen Verhältnisse noch das Geld zu längerer Behandlung haben, eine entsprechende stationäre Behandlung aus öffentlichen Mitteln zu ermöglichen. So schlägt der "Regierende Graf" Christian Friedrich dem Rat der Stadt vor, "die Wohnung auf dem Rimkethurme, die aus 2 Stuben besteht, von aller Gemeinschaft entfernt ist und rings um von freier Luft bestrichen wird, zur Aufnahme von mit ansteckenden Krankheiten behafteten hülflosen und verlassenen armen Kranken und dergleichen Gebährerinnen einrichten zu lassen und als Krankenwärterin die Witwe des verstorbenen Armenwächters Schwalenberg anzustellen".
- Auf dem Grundstück Friedrichstraße/ Ecke Am Eichberg wird eine neue Schäferei gebaut. Es entstehen für den Schäfer ein Haus und Ställe für die Tiere. Das Ganze wird aber 1870 wieder aufgegeben.
- Die Erzgewinnung im Thumkuhlental wird eingestellt.
- Gustav Eduard von Hindersin, später preußischer General, wird am 18. Juli in Wernigerode geboren.
- Reste der Schnakenburg, eine Niederungsburg auf dem heutigen Klint, werden abgebrochen. Als Rest ist nur noch das Haus Gadenstedt erhalten.
- Am 29. Mai empfangen die Stadt und der regierende Graf Christian Friedrich den preußischen König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin Luise. Hundert Personen reisen im Tross des Königspaares mit, was das Wernigeröder Grafenhaus zu einer logistischen und finanziellen Herausforderung macht.
- Das Gebäude am heutigen Sylvestrikirchhof 14 wird als Gutshaus auf dem Gelände eines befestigten ehemaligen Adelshofes errichtet.
- Der Straßenname im Wortlaut verändert zu "Unter den Zindeln", erscheint erstmals in der Stadt.
Die frühere lateinische Bezeichnung "cingulum", zu deutsch Gürtel, bezeichnet die Befestigung der Stadt. In einem Innungsbrief an die Krämer 1410 wird die Stadtbefestigung als "czingelen" bezeichnet, sowie in der Stadtordnung "Wernigeröder Willkür" um 1540 als "zcingelen".
"Unter den Zindeln" beschreibt eine Grünanlage vor der höher gelegenen Stadtmauer. Besonders im Bereich vor dem Westerntor dehnten sich Gärten der Bürger aus.
1540 dienen sie noch der Verteidigung, da "auf Beschädigung des Rates Zingelen" Strafe ausgesetzt ist. 1529 bessert Zimmermeister Simon Hilleborch "vor de Singeln vor der Nyenstadt" das dort eingebaute hölzerne Pfahlwerk aus.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 214 - Juni 1988 S. 13
- Im Mühlental wird eine Heilebartsmühle erwähnt, aus der dann 1910 die Storchmühle hervorgeht.
- Am 16. Oktober durcheilt auf der Flucht nach der Niederlage der preußischen Truppen bei Jena und Auerstedt der preußische König Friedrich Wilhelm III. die Stadt Wernigerode, nur um die Pferde zu wechseln.
- Die ersten französischen Soldaten treffen am 19. Oktober (eine andere Quelle nennt den 31. Oktober) in Wernigerode ein und beginnen sofort mit einer Plünderung in Privathäusern. Der Schaden, den marodierende französische Soldaten verursachen, beläuft sich auf 2630 Reichstaler. 59 Uhren wechseln in Wernigerode den Besitzer. In den ersten Wochen leidet die Bevölkerung besonders unter den ständigen Einquartierungen.
- Am 21. Oktober wendet sich der nun seiner Regierung enthobene Graf von Wernigerode schriftlich um positiver Verbindungen willen an Napoleon. Das Anliegen wird negativ beschieden.
- In der "Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt" erscheint ein Dekret über die Gründung des Königreichs Westfalen, zu dem die Grafschaft Wernigerode nun gehört.
- Die Stadt und die gesamte Grafschaft gehören sei dem 15. Dezember zum neu gebildeten Königreich Westfalen und ist Bestandteil des Distrikts Blankenburg im Saale-Departements. Die ehemalige Grafschaft untergliedert sich als Bestandteil des Distrikts Blankenburg in drei Kantone: Landkanton Ilsenburg (Ilsenburg, Drübeck, Veckenstedt, Stapelburg, Langeln Wasserleben, Schmatzfeld), Landkanton Wernigerode (Nöschenrode, Hasserode/Friedrichsthal, Silstedt, Minsleben, Reddeber, Altenrode, Darlingerode, Schierke) und Stadtkanton Wernigerode. Die bisherigen Beamten bleiben im Amt und werden auf den König und die Verfassung vereidigt.
- Zum Maire des Stadtkantons Wernigerode wird der im Liebfrauenkirchhof 1 wohnende preußische Kriegsrat Scheller bestellt. Friedensrichter wird der frühere Bürgermeister Kratzenstein.
- Heinrich Conrad Boeters erbaut in Hasserode eine Mühle (heute Amtsgasse 1) zur Herstellung von Blaupapier und Blaupappe.
- Am 23. Januar erlässt die westfälische Regierung ein Dekret zur Umgestaltung der Agrarverhältnisse. Im Artikel 1 wird die Aufhebung der Leibeigenschaft festgelegt. Nach Artikel 2 hat der bisherige Grundherr kein Recht mehr auf Erziehung, Berufswahl und Aufenthalt der Kinder der Bauern. Nach Artikel 5 genießt die Landbevölkerung Freizügigkeit.
- Das Haus Westernstraße 38a, mit Eingang zu "Unter den Zindeln" hin, wird für den französischen Stadtkommandanten gebaut.
- Am 18. April stellt die "Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt" auf Weisung der königlich-westfälischen Behörden ihr Erscheinen ein und erscheint ein halbes Jahr später als "Wernigerödisches gemeinnütziges Wochenblatt zum Besten des Waisenhauses".
- Der seiner Regierung enthobene Graf verlässt Wernigerode und zieht sich auf eine seiner schlesischen Besitzungen zurück. Erbgraf Henrich verbleibt zur Verwaltung des Hausbesitzes in Wernigerode.
- Von der Einführung der bürgerlichen Grundrechte durch die westfälische Regierung, wie u.a. Gewerbefreiheit, profitiert die Stadt in ökonomischer Hinsicht. Die napolionischen Kriege belasten auch die Wernigeröder durch tributpflichtige Bereitstellung von Menschen, Geld und Gütern. Das führt zu Hass und Aversion gegen die Besatzer.
- Am 9. August trifft König Jerome im Zusammenhang mit einer "Inspektions- und Huldigungsreise" in Wernigerode ein und wird von Maire Scheller begrüßt. Auf dem Schloss empfängt Erbgraf Heinrich den hohen Gast.
- Das Haus auf der Heinrichshöhe wird abgebrochen, nachdem es bei einem Brand 1799 teilweise zerstört worden war.
- Carl Friedrich Forcke kauft das kleine in der Reihe der anderen Häuser in der Straße bescheiden anmutende Haus aus der Zeit nach 1751, dem Jahr des verheerenden Stadtbrandes, der ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt hatte. Forcke zieht mit der Rathsapotheke in dieses Haus und wird es in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts abreißen und durch einen repräsentativen Massivbau aus rotem Sandstein im Stil der Neorenaissance ersetzen lassen.
- Caspar David Friedrich besucht während seiner Harzwanderung Wernigerode und besteigt am 29. Juni den Brocken. Stets fleißig skizzierend, entstehen daraus große Gemälde, wie "Das Grab des Arminius", "Gräber der Freiheitskämpfer" und andere.
- Am 8. August besucht der König von Westfalen Jerome, bevor er nach Wernigerode weiter reist, den Brocken.
- Die Dekrete der westfälichen Regierung zur Bauernbefreiung werden von den Kleinbauern der Dörfer in der Grafschaft, wie z.B. in Silstedt und Veckenstedt, so ausgelegt, dass keine Frondienste mehr für den Grafen und die Großgrundbesitzer geleistet werden brauchen. Das führt zu Rechtsstreitigkeiten, die sich über Jahre hinziehen, in nahezu allen Fällen zugunsten des Grafen und der Großgrundbesitzer entschieden werden und das soziale Klima in der Grafschaft belasten.
- Im Hasseröder Tal wird von Heinrich Gustav Waldhelm aus Quedlinburg eine Filztuchfabrik auf dem Grundstück der von ihm erworbenen Obermühle am Eichberg gegründet.
- Am 10. Juli besucht König Jerome das Schloss. Drei Monate später ist das Königreich Westfalen von der Landkarte verschwunden.
- Wernigerode wird in den neu gebildeten Landkreis Osterwieck der preußischen Provinz Sachsen integriert.
- Der preußische Adler ist wieder am Rathaus angebracht.
- Der Rückfall in die deutsche Kleinstaaterei nach der Auflösung des Königreichs "Westfalen" und der Vertreibung der Franzosen beendet allerdings für Wernigerode und für die Grafschaft die gewonnenen wirtschaftlichen Vorteile.
- Am 30. Oktober unterschreibt Maire Scheller den Aufruf zur Befreiung vom Königreich Westfalen und Napolionischem Kaiserreich und nimmt seinen Dienst als Kreis-Amtmann wieder auf.
- Aus der Grafschaft Wernigerode melden sich freiwillig 600 Bürger zur Landwehr, die am 15. März ins Feld ziehen.
- In die Begeisterung zum Aufbruch in die Freiheitskriege stimmt auch Wernigerode ein. 46 Wernigeröder Bürger, Förster, Handwerker, Studenten, schließen sich zu einem "Freiwilligen Jäger-Detachement" unter dem Kommando von Graf Ferdinand zu Stolberg-Wernigerode zusammen. Am 2. März verlassen sie die Heimatstadt und schließen sich einem Ulanen-Regiment an und reiten über den Rhein bis an die Maas.
- Die französische Besatzungszeit hatte Neuerungen gebracht, die sich als fortschrittlich erwiesen. Grundsätzlich besteht Gleichheit aller vor dem Gesetz, die Gewerbefreiheit ist eingeführt, so genannte unangemessene Dienste (Hand- und Spanndienste) aufgehoben.
- Die Teilnehmer des "Freiwilligen Jäger-Detachement" kehren am 5. Juli wieder wohlbehalten heim. "Wie ein schöner Traum, so schnell schien meine ganze Reise hinter mir zu liegen", schreibt einer der Ulanen voller Begeisterung.
- In Wernigerode wird ein "Leitender Stadtförster" eingestellt und ein eigenständiges Stadtforstamt geschaffen.
- Am 30. April legt die königlich-preußische Regierung die territoriale Zusammensetzung und administrative Gliederung einer neuen Großprovinz fest, obwohl das Einverständnis des Wiener Kongresses noch nicht vorliegt. Zur neuen preußischen Provinz Sachsen soll nach den Vorstellungen Preußens auch die Grafschaft Stolberg-Wernigerode gehören.
- In der Grafschaft werden in diesem Jahr 452 Kinder geboren, davon 383 "eheliche", 54 "uneheliche" und 16 "todtgeborene".
- Auf dem Brocken werden 1815 insgesamt 1149 Besucher gezählt.
- Die "Gräflich Stolberg - Wernigerödische Regierung" veröffentlicht am 28. August eine Bekanntmachung, wie die "Gesindeordnung der Preußischen Monarchie" vom November 1810 in der Grafschaft Wernigerode umgesetzt wird. Danach "kann eine Herrschaft ein Gesind ohne Aufkündigung sofort unter anderen auch entlassen, wenn das Gesinde ohne Erlaubniß der Herrschaft seines Vergnügens wegen ausläuft, oder ohne Noth über die erlaubte, oder zu dem Geschäfte erforderliche Zeit ausbleibt, oder sonst den Dienst muthwillig vernachlässigt, und von allen diesen Fehlern, auf wiederholte Verwarnung, nicht abstellt." (§129)
- Das Wernigerödische Intelligenzblatt veröffentlicht ein "Verzeichniß der Lectionen, welche von Michaelis 1816 bis Ostern 1817 in der hiesigen Oberschule gehalten werden". In der 5. und damit letzten Klasse der Oberschule werden unterrichtet: Christliche Religion und Sittenlehre, Biblische Geschichte, Naturgeschichte, Deutsche Geschichte, Geographie, Rechnen, Latein, Deutsch, Leseübungen und Übungen im Schönschreiben.
- Der Pädagoge und Schriftsteller August Wilhelm Grube († 28. Januar 1884 in Bregenz) wird am 16. oder 17. Dezember in Wernigerode geboren. Er vermacht sein Vermögen seiner Geburtsstadt, die eine Straße nach ihm benennt.
wikipedia.org - August Wilhelm Grube
- Carl Andreas Röhrig gründet in Hasserode eine "Zichorien-Fabrik". Heutige Lage wären in etwa die Grundstücke Salzbergstraße 6 und 8 bis 8b sowie auch Sägemühlengasse 3.
- In der Stadt wird für Bedürftige eine "Suppenanstalt" eingerichtet.
- An den Sonnenklippen wird der "letzte Luchs des Harzes" ("den gefährlichen Räuber") zur Strecke gebracht.
- Der 1743 in Wernigerode geborene Wegbereiter der modernen Chemie, Martin Heinrich Klaproth, stirbt am 1. Januar in Berlin.
- An der Flutrenne 6 wird das "Städtische Schützenhaus" errichtet.
- In Wernigerode (einschließlich Hasserode und Nöschenrode) gibt es 17 Bäckerei- und 11 Fleischereibetriebe.
- Der "königliche Landbeschäler" aus Neustadt/Dosse hält sich für die Dauer der "Beschälzeit" bis Ende Juni in Wernigerode auf. "Derselbe ist in dem Marstall auf hiesigem Gräflichen Schlosse aufgestellt und kann von jedem Besitzer guter Stuten genutzt werden, weshalb man sich an dem aufgeführten Orte melden und die vorgeschriebenen Bedingungen erfahren kann".
- Der Justiz-Magistrat informiert im "Wernigerödischen Intelligenzblatt", dass gegen den "Branndtweinbrenner Hrn. Christian Rhin der Concurs eröffnet" worden ist. Alle, die "von selbigem etwas an Gelde, Sachen, Effecten oder Briefschaften in ihrem Besitze haben" werden aufgefordert, "demselben nicht das Mindeste davon zu verabfolgen" und Anzeige zu erstatten.
- Der Brocken wird in diesem Jahr von 1561 Wanderern besucht.
- In diesem Jahr werden in der Grafschaft Wernigerode 391 Kinder geboren, davon 354 eheliche und 37 uneheliche Kinder. Von den 391 lebend geborenen Kindern sind 194 Jungen und 197 Mädchen. Die Zahl der Geburten liegt mit 90 über der Zahl der Todesfälle.
- Alle Schüler von Wernigerode werden "an der hiesigen Oberschule" bis zur 5. Klasse unterrichtet. Es besteht Schulpflicht für alle Kinder. In der 5. Klasse erhalten sie "Lektionen" in den Fächern "Christliche Religion und Sittenlehre, Biblische Geschichte, Geschichte, Geographie, Naturgeschichte, Rechenkunst, Im Lateinischen, Im Deutschen, Leseübungen, Übungen im Schönschreiben" und "Übungen im Choralsingen".
- Am 7. Juli brennen in der Neustadt 3. Wohnhäuser und 14 Hinterhäuser ab.
- Es wird ein Verzeichnis mit 25 Wernigerödern veröffentlicht, die gegen Napoleon während des Krieges in Russland gefallen oder vermisst sind.
- Große Teile der Stadtmauer und Stadttore bestehen noch aber sind teilweise baufällig. Das Burgtor mit der Turmuhr wird bis auf Mauerhöhe abgetragen.
- Im oberen Christianental wird mit dem Bau einer Gastwirtschaft im Schweizer Stil begonnen.
- Das Gebäude am Oberpfarrkirchhof, das seit 1954 das Harzmuseum beherbergt, wird als Wohnhaus gebaut.
- Die Hörigkeitsverhältnisse der Einwohner der Hörigengemeinde Nöschenrode enden im Wesentlichen mit der Aufhebung der Frondienste. Die Nöschenröder mussten zuvor für eine bescheidene Entschädigung auf dem Schloss wachen, fegen, Reparaturarbeiten ausführen und Brennmaterial und Wasser transportieren. Sie wurden auch als Gerichtsdiener und zur Bewachung von Gefangenen eingesetzt.
- Die Grafschaft wird endgültig in den preußischen Staatsverband eingegliedert. Die politischen Rechte der Grafschaft sind dadurch zugunsten Preußens eingeschränkt. Die durch Napoleon eingeführten demokratischen Errungenschaften gehen wieder verloren. Hasserode wird wieder Bestandteil der Grafschaft Wernigerode.
- Hasserode wird wieder der Grafschaft Wernigerode einverleibt. Der Graf von Wernigerode erhält die Kirche und die Schulhoheit von Hasserode.
- Seit diesem Jahr bildet die damalige Grafschaft Wernigerode auch einen eigenen Kreis im Regierungsbezirk Magdeburg.
- Nach einem Vergleich zwischen Preußen und dem Grafen Henrich zu Stolberg-Wernigerode in diesem Jahr soll ein eigener Landkreis Stolberg-Wernigerode gebildet und aus dem bisherigen Landkreis Osterwieck herausgelöst werden. Der Landkreis Stolberg-Wernigerode gehört zum 1905 gebildeten Regierungsbezirk Magdeburg als Mittelbezirk der preußischen Provinz Sachsen.
- Das 1722 im Zwölfmorgental erbaute Nöschenröder Schützenhaus wird abgerissen und neu aufgebaut.
- Am 8. September besucht Heinrich Heine auf seiner Harzreise die Stadt, nachdem er den Brocken bestiegen hatte. Er reist von Ilsenburg über "das Harznestchen" Wernigerode nach Elbingerode weiter.
- Graf Christian Friedrich stirbt am 26. Mai auf einem seiner Güter in Peterswaldau Schlesien. Der ihn schon längere Zeit in Wernigerode vertretende Erbgraf Henrich übernimmt die Regierung.
- Wernigerode wird Kreisstadt eines eigenen Landkreises innerhalb des Regierungsbezirkes Magdeburg der preußischen Provinz Sachsen.
Aus dem restlichen Kreisgebiet des ehemaligen Landkreises Osterwieck, zu dem die Grafschaft Stolberg-Wernigerode gehörte, wird zusammen mit der Stadt Halberstadt der Kreis Halberstadt.
- Die gräfliche Bibliothek zieht in die ehemalige Orangerie ein.
- Es wird erstmals über "Hilfsklassen" für lernbehinderte Kinder berichtet.
- Am 23. Mai wird die gräfliche Bibliothek in der ehemaligen Orangerie wiedereröffnet. Mit 100 000 Bänden und ihrer wertvollen Bibelsammlung zählt sie zu den bedeutendsten Privatbibliotheken Mitteldeutschlands. Sie ist für jedermann kostenlos zugänglich.
- Seit dem 15. Jahrhundert wird das bei Elbingerode geförderte Eisenerz in Ilsenburg verarbeitet. Sämtliche Hüttenbetriebe gehören dem Grafen von Wernigerode. Das in diesem Jahr errichtete Ilsenburger Walzwerk produziert vor allem Schienen für Grubenbahnen. Ilsenburger Ofenplatten sind weltberühmt. Eine Nagelhütte im Ilsetal liefert Schienennägel für den Eisenbahngleisbau.
- Im August erreicht der in Dresden geborene junge Maler Heinrich Georg Crola aus Gotha in Thüringen kommend, zu Fuß, den "Tornister auf dem Rücken und die Gitarre in der Hand", über Elbingerode und Wernigerode erstmals Ilsenburg. Ilsenburg empfindet er "als außerordentlich schön gelegen".
Die Ilsefälle und die dunklen Nadelwälder im Ilsetal reizen ihn, in dieser Gegend zu bleiben.Schriftenreihe des Harzmuseums Wernigerode "Der Harz - Eine Landschaft stellt sich vor" - Hedda Latzel - Heinrich Georg Crolas erster Aufenthalt in Ilsenburg und Wernigerode
- Erstmalig wird in der Theobaldikapelle im Mühlental zu Trinitatis (erster Sonntag nach Pfingsten) ein Blumengottesdienst gefeiert. Dazu wird das Innere der Kapelle mit Blumen und Girlanden ausgeschmückt.
- Nahe des Ottofelsens wird ein Jagdhaus errichtet, das den Namen Carlshaus erhält.
- Wie viele andere Stadttore hat auch das Burgtor seine Bedeutung verloren, bleibt aber weiter bestehen, da keine Notwendigkeit seines Abrisses besteht.
- Das erste Krankenhaus in Wernigerode, vor der Mauer in der Nähe des Dullenturmes, an der späteren Ottostraße, heutige Johann-Sebastian-Bach-Straße, verfügt bei seiner Eröffnung am 20. Dezember über 14 Krankenbetten.
- In Wernigerode gründet sich ein "Naturwissenschaftlicher Verein".
- Wernigerode erhält eine Städteordnung. Darin ist vorgesehen, eine Stadtverordnetenversammlung mit 18 Mitgliedern zu wählen. Der Bürgermeister (ein unbesoldetes Ehrenamt) wird für jeweils 12 Jahre gewählt.
- Bei Ausgrabungsarbeiten auf der Harburg, bis 16. Jahrhundert "Hardenberg" genannt, werden Mauerreste gefunden. Vermutlich befand sich die Burg im Besitz des Klosters Ilsenburg.
- Der Graf genehmigt am 31. Mai die Eröffnung des ersten Krankenhauses der Stadt. Nach Anerkennung durch die Gräfliche Regierung vereint sich die "Stiftung aus dem Pastor Keßlersches Testament" mit der "Stiftung des Kaufmanns Hartzer" zur "Keßler-Hartzerschen-Krankenhaus-Stiftung" Durch die Stiftung wird ein Haus am Stadtgraben an der Flutrenne, später Johann-Sebastian-Bach-Straße 13, käuflich erworben und als Krankenhaus ausgebaut.
- Auf der Kuppe der heutigen Harburg wird eine kreisförmige Grube entdeckt, deren Rundmauer mit Gipskalk ausgegossen war.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr. 187, 3. Vierteljahr - September 1981
- Graf Henrich unterzeichnet eine "Hüttenordnung". Er verlangt von den Arbeitern der gräflichen Hüttenbetriebe, "Uns und Unserem Gräflichen Hause treu, gehorsam und unterthänig zu sein". "Mangel an Gehorsam und Achtung" werden mit Geldbußen "bis zur Höhe eines zweitägigen Lohnes" oder auch mit Entlassung geahndet. Für die Heirat ist eine gräfliche Genehmigung notwendig.
- Das 1830 in der Nähe des Dullenturmes eröffnete erste Wernigeröder Krankenhaus verfügt 1832 über 30 Krankenbetten in sieben Krankenstuben. Dazu kommt ein Aufenthaltsraum und ein Untersuchungsraum für den Arzt. Über einen eigenen Arzt verfügt das Krankenhaus nicht. Der städtische Armenarzt versorgt das Krankenhaus ärztlich neben seinen sonstigen Diensten.
- Der nächste Stadtbrand sucht am 8. Februar die Stadt heim, bleibt aber auf die Neustadt beschränk. Von der Schäferstraße ausgehend, über die Breite Straße greift das Feuer auf die Grüne Straße über. 29 Häuser werden total und 17 teilweise zerstört. 163 Bürger sind vorübergehend obdachlos. Das Rimkertor, in Größe und Bauart dem Westerntor ähnlich, ist so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass es abgerissen werden muss.
- Die "Breite Straße" ist seit 1399 als durchquerende Straße in Ost-West-Richtung bekannt. In ihrem östlichen Teil gehörte sie bis 1529 zur selbstständigen Wernigeröder Neustadt. Das bisherige durch einen Brand zerstörte Rimbecker Tor wird abgerissen.
- Der 1802 in Stolberg/Harz geborene Landschaftsmaler Ernst Helbig verlegt seinen Wohnsitz nach Wernigerode.
- Vor dem 1830 umgebauten Brockenhaus wird ein Aussichtsturm aus Holz errichtet.
Harzmuseum Wernigerode - Brockenhaus mit Turm
- Brockenwirt Carl Eduard Nehse nimmt auf dem Brocken erste ständige Wetterbeobachtungen vor.
- Ein "Wernigeröder Musikverein" wird gegründet.
- Das "Hotel zum Bären" ist 1836 eines der größten und beliebtesten Ziele von Besuchern der Stadt.
- Hotel "Küsters Kamp" wird als Gaststätte eröffnet.
Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 214 - Juni 1988 S. 13
- Die Bevölkerungszahl beläuft sich auf 17.230.
- Es gibt eine Stadt Wernigerode, zwei Flecken Ilsenburg und Nöschenrode und 13 Landgemeinden Altenrode, Darlingerode, Drübeck, Langeln, Minsleben, Reddeber, Silstedt, Stapelburg, Veckenstedt und Wasserleben als Dörfer. Dazu noch Schloss Wernigerode, Hüttenort Schierke und Kolonie Hasserode-Friedrichstal.
- In einer Schaubude am Teichdamm wird eine "camera obscura" vorgeführt. Dabei handelt es sich um die Vorstellung erster Photographien.
- Laut Urkunde übernimmt Michael Niehoff am 29. April die Krellsche Schmiede "für 975 Thalern in Golde" und ist mit Sorgfalt bemüht, das im süddeutschen Stil errichtete Fachwerk in Ordnung zu halten. Die Außenbalken tragen noch die Inschrift "Ich lasse den lieben Gott walten, er wird mich und die meiningen erhalten. Gott hat es geführt so daß es mir vergnüget. Der Segen des Herrn komme über mein Haus das Uebel von Uebel weiche heraus." Seither befindet sich das Haus im Besitz der Familie Niehoff. Schmiedemeister Wilhelm Niehoff, auch Wehrleiter und Oberbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr, stirbt am 10. Februar 1977.
- Auf dem Gelände der ehemaligen Burg Hartesrode befindet sich die Mühle von Carl Röhrig, der sie als Zichorienfabrik führt und 1860 eine Dampfmaschine einbaut. Zuvor wurde die Wasserkraft der Holtemme genutzt.
- Die Familie Küster erwirbt und bezieht das Anwesen im Bollhasental, führt zunächst eine kleine Wirtschaft und schafft damit die Grundlage für die Entwicklung des Hauses über ein Hotel, Lazarett, Kur- und Heilstätte und Pflegeheim.
- Zwischen der Gräflichen Regierung und dem Rat wird ein Vertrag über die Unterhaltung von Wegen und Pflasterungen und die dazu zu leistenden Beiträge abgeschlossen.
Stadtarchiv Wernigerode - Findbuch zum Bestand - WR/I/II/K10
- Die Breite Straße wird erstmals gepflastert.
- Der Name "Rote Mühle" wird durch Mühlenbesitzer Karl Peters für die frühere Mahlmühle an der Holtemme zwischen Wernigerode und Silstedt eingeführt. Frühere Namen sind Schwaneckesche Mühle und danach Schickesche Mühle. Die Mühle ist seit mehreren Jahrzehnten im Besitz der Familie Abel.
- Im Hasseröder Blaufarbenwerk sind 40 Personen beschäftigt.
- Die 1768 erwähnte "Burgards Mühle" in Hasserode wird "Märtensche (auch Merklersche) Papiermühle" genannt und neu gebaut.
- Die städtische Verwaltung beschließt, das auf der Pfarrstraße nahe dem Johannistor befindliche Magazinhaus als Armenhaus einzurichten (heute Pfarrstraße 30).
- Die Liebfrauenkirche erhält wieder einen kleinen Turm.
- Graf Anton zu Stolberg-Wernigerode (1785-1854) wird preußischer Minister. Seinen Bruder Henrich (1772-1854), regierender Graf, besucht er oft auf Schloss Wernigerode.
- Der Küster der Liebfrauenkirche unterrichtet als einziger Lehrer 206 Schulkinder in drei Klassenstufen in einem einzigen Schulraum (Küsterhaus an der Liebfrauenkirche).
- Durch einen Brand 1833 schwer beschädigt, wird das "Rimbecker Tor" ("Neustädter Tor"), bis auf die Tordurchfahrt, abgerissen. Eines der Stadttore der Stadt, das "Neustädter Tor" wird endgültig abgetragen.
- Die Stadt kauft das Haus Kochstraße 19 als neues Volksschulgebäude, da die räumliche und pädagogische Bedrängnis nicht mehr zu verantworten ist.
- Anstelle der baufälligen Konkordienkirche wird eine neue mit gleichem Namen im byzantinischen Stil, östlich der Hohen Warte (heutiges Gemeindehaus) errichtet. Die Umfassungsmauern stellen sich aber bald als zu schwach heraus, in den Mauern zeigen sich Risse. Die Kuppel muss abgetragen werden. Ein Jahr später baut man sie neu.
- Der Wernigeröder Regierungsrat Stiehler bildet eine neue "Gewerkschaft" (Gesellschaft) mit dem Ziel, den Bergbau in den Gruben "Louise Charlotte", "Schlicksthal" und "Kleeblatts Glück" wieder aufzunehmen. 1847 wird der Versuch wieder aufgegeben.
- Durch mehrere Mißernten verschärft sich auch in Wernigerode die Not der Einwohner. Die Lebensmittelpreise steigen beträchtlich an. Die allgemeine Handels- und Industriekrise führt zu verbreiterter Erwerbslosigkeit.
- 29. März: Fünfter großer Stadtbrand. U.a. werden das Stadtviertel mit der Hinterstraße, der Mittelstraße und der Heidestraße eingeäschert. Nur 10 Häuser, darunter das älteste Haus der Stadt, Hinterstraße 48, erbaut um 1400, bleiben erhalten. Auch das Nicolaihospital erleidet schwere Schäden. Der Schaden in der Stadt beträgt 100.000 Taler. Durch den Brand verliert ein Fünftel der Bevölkerung sein Obdach. Bedingt durch den Stadtbrand verändert sich in den folgenden Jahren das Aussehen der Stadtmitte. Die zuvor enge und winklige Westernstraße wird gerade und in Fortsetzung der Breiten Straße in deren Breite ausgebaut.
- Zur Beseitigung der Brandschäden und zum Wiederaufbau reichen die Arbeitskräfte aus Wernigerode nicht aus. Am 8. April gibt der Magistrat eine diesbezügliche Ordnung heraus, das "Regulativ über Annahme auswärtiger Arbeiter zu der Wiederherstellung der in Wernigerode abgebrannten Gebäude". Mit diesen Arbeitern von außen kommen auch politische Ideen nach Wernigerode, die bisher hier unbekannt waren.
- Nach mehreren Missernten, besonders in den Jahren 1845 und 1846, bricht am 23. April in Wernigerode eine Hungerrevolte aus. Die Preise für Kartoffeln und Getreide steigen um 50 bis 100%. Graf Henrich zeigt sich "mildtätig". Eine "Suppenanstalt" teilt täglich 450 warme Mahlzeiten kostenlos oder zu fünf Silberpfennig je Portion aus.
- Nach den Plänen Friedrich August Stülers entsteht in Hasserode am Langen Stieg die im byzantinischen Stil erbaute Konkordienkirche. Ideenskizzen stammen auch von Friedrich Wilhelm IV.
- Am 31. Dezember sendet der Oberpräsident der Provinz Sachsen in Magdeburg eine Verfügung des preußischen Innenministers auch nach Wernigerode, dass "der Redakteur und alle Mitarbeiter des zu Paris erscheinenden Blattes ´Vorwärts` unter Beschlagnahme ihrer Papiere mit sorgfältiger Vermeidung allen Aufsehens verhaftet werden sollen, sobald sie das betreffende Gebiet betreten, unter Begleitung nach Berlin zu transportieren und dem Königlichen Polizei-Präsidenten daselbst zu überliefern" sind.
- Im Mühlental Nr. 12 gründet Friedrich Ronnenberg eine Schokoladenfabrik, die "F.H.A. Ronnenberg AG".
- Nach den revolutionären Ereignissen in Berlin kommt es auch in der Grafschaft Wernigerode zu heftigen Bevölkerungsunruhen. Nahezu alle Gemeinden wenden sich mit "März-Petitionen" an die gräfliche Regierung. Vor allem fordern die Bürger die Abschaffung noch vorhandener feudaler Lasten und die Beseitigung der Vorrechte des Grafen in der Gemeindeverwaltung und im Gerichtswesen.
- Auf dem Rathaus Wernigerode weht erstmals die schwarz-rot-goldene Fahne. Der Bürgermeister Wilhelm Julius Hertzer (1814-1872) hatte dazu am 24. März die Zustimmung des Grafen Henrich eingeholt. Dieser hatte bemerkt, er fände es "nur angemessen", wenn "diese Fahne aufgesetzt werde".
- Am 27. März veröffentlicht das "Wernigeröder Intelligenzblatt" eine Bekanntmachung den "Holzverkauf aus freier Hand betreffend", die Erleichterungen für die Einheimischen beim Erwerb von Holz in Aussicht stellt. "Es ist zwar bei den im Wege der Auktion angeordneten Holz-Verkäufe zum besten der Unvermögenden und der Käufer kleiner Holzportionen die Einrichtung beibehalten worden, daß das fichtene Stuken- und Anbruchholz aus freier Hand verkauft wird: indessen haben Seine Durchlaucht, unser gnädigst regierender Graf und Herr zur Erleichterung des Holzhandels sich bewogen gesehen, folgende weitere Anordnung zu treffen, in den sämmtlichen Gräflichen Forst-Revieren an Eingesessene hiesiger Grafschaft zum eigenen... Bedarf wiederum aus freier Hand zum Verkauf gestellt... Allerdings: reichen die Holzvorräthe... nicht aus, so müssen die Käufer eine unverhältnismäßige Reduktion ihrer Anforderungen sich gefallen lassen."
- Am 31. März nimmt Graf Henrich zu Stolberg-Wernigerode mit einer Bekanntmachung zu den Petitionen Stellung. Er gesteht lediglich zu, bei der Besetzung der Pfarrstellen und der Ortsvorstände die Wünsche der Gemeinden berücksichtigen zu wollen.
- Der Marktbrunnen wird in der Ilsenburger Eisenkunsthütte im neugotischen Stil gegossen.
- Der Gastwirtschaft "Am Auerhahn" schließt sich die Gründung einer Cichorienfabrik an.
- Am 12. Mai wird im Wernigeröder Schützenhaus, Ecke Sägemühlengasse/Salzbergtal, die "Liedertafel 1848" gegründet. Nach der Auflösung der Bürgerwehr, die zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Zusammenhang mit der Märzrevolution gebildet wurde, rief der Führer der Demokraten, Justizrat Haushalter, dazu auf, nicht einfach auseinanderzugehen, sondern einen Gesangverein zu gründen. Im Aufruf des "Wernigeröder Intelligenzblattes" vom 8. Mai hieß es: "Zur Bildung einer Bürgerliedtafel werden die Kameraden, welche sich beim Gesange beteiligen wollen, zur Veranstaltungsstätte im hiesigen Schützenhause am 12. Mai abends 7 Uhr freundlichst eingeladen".
- Am 23. Juli erlebt die Bürgerwehr der Stadt auf dem Marktplatz einen großen Festakt, in dem ihr eine Fahne von Jungfrauen geweiht wird.
- Am 1. August eröffnet Friedrich Thormann das "Hotel Hohnstein" an der Chaussee zum Hohnstein (heute Drängetal).
- Am 9. August wird die "Hasseröder Schützengesellschaft" gegründet. Es erscheinen 76 Mann, die das "Schützenbruderrecht" erwerben wollen. 1. Schützenmeister ist der Forstaufseher Friedrich Molle. Am 10. und 11. August findet auf der "Hohen Warte" oberhalb der neuen Kirche das erste "Hasseröder Freischießen" statt.
- 26. November: Samuel Gottfried Erxleben gibt bekannt, "daß er unter heutigem Dato die Schenk- und Gastwirtschaft 'Zum Gothischen Hause' am Markte eröffnet hat". Die Geschichte des Hauses als Hotel und Gastwirtschaft beginnt.
Zuvor erwarb Erxleben das Gebäude von Familie Stisser, nachdem er sein Haus in der Breiten Straße 11 ein Jahr zuvor bei dem Stadtbrand verlor.Wernigerödisches Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988 S. 7
- Am 17. Januar wird in Nöschenrode "für Kinder der Schloß-, Theobaldi- und Liebfrauengemeinde" eine "Kleinkinder-Bewahr-Anstalt", zunächst mit 16 Kindern, eröffnet.
- In Wernigerode wird eine erste städtische Sparkasse gegründet.
- In der Wernigeröder Neustadt wird am 30. Juli eine "Kinder-Bewahr-Anstalt" für 40 bis 60 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren eingerichtet. Das "tägliche Kostgeld" beträgt drei Pfennig.
- Die gräfliche Regierung verkauft den Gasthof "Zum schwarzen Hirsch" in Nöschenrode an Heiner Julius Rischbieter. Der neue Eigentümer ändert den Namen in "Hotel Goldener Hirsch" um.
- Die seit Jahrzehnten überflüssige Stadtmauer mit ihren für Wernigerode typischen Halbschalentürmen und ihren Stadttoren stellt an einigen Stellen der Stadt ein Hindernis für bauliche Veränderungen und Erweiterungen dar. Besonders die Lage des Heideviertels bietet sich für innerstädtische Baumaßnahmen an.
- Der Mühlenbetrieb in der "Heilebarts-Mühle" im Mühlental wird eingestellt.
- Das alte und baufällige Nicolai-Hospital wird abgerissen und durch einen großen dreistöckigen Bau ersetzt, das das Nicolai-Hospital und Salvatori-Hospital sowie das vom Feuer zerstörte Witwenhaus unter einem Dach vereint. "Die Länge des Hauses beträgt 173 Fuß, jeder der beiden Flügel 86 Fuß, bei einer Tiefe von 44 Fuß."
- Das beim Stadtbrand von 1847 schwer in Mitleidenschaft gezogene Nicolaihospital wird neu, in der noch heute bestehenden Form aufgebaut.
- Im "Hotel Hohnstein" gibt es Sommerwohnungen, die annonciert werden. Tanzveranstaltungen und Konzerte werden organisiert.
- Victor Aime Huber, ein bedeutender deutscher Sozialreformer, politischer Denker, Reiseschriftsteller und Literaturhistoriker, siedelt sich in Wernigerode an. Er stirbt hier am 19. Juli 1869 und wird auf dem St. Theobaldifriedhof beigesetzt.
- Am 18. Oktober flammen die ersten Straßenlampen in Wernigerode in der Burgstraße auf, auf Holzpfähle gesetzte Petroleumlampen.
- Am 1. Juli wird in Nöschenrode ein "Mädchen-Rettungshaus" mit sieben Kindern eröffnet. Nach den Statuten der "Anstalt" sollen Mädchen zwischen sechs und zwölf Jahren, die sittlich verwahrlost sind oder in Gefahr sittlicher Verwahrlosung stehen, aufgenommen und christlich erzogen und zu häuslichen und weiblichen Arbeiten aller Art angehalten werden, um sie später als Haushaltshilfen einsetzen zu können. Das Haus sorgt für die Bedürfnisse der Kinder, sie erhalten Schulunterricht von hiesigen Pädagogen und sie bleiben bis zur Einsegnung oder darüber hinaus in Einzelfällen bis zum 16. Lebensjahr im Haus.
- Die Brüder Marschhausen kaufen die ehemalige "Königliche Papiermühle" am Brockenweg.
- Auf der Harburg werden Gefäßscherben gefunden, die in das 9. Jahrhundert datiert werden.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr. 187, 3. Vierteljahr - September 1981
- Das "Haus Sierakowsky" (Friedrichstraße, Ecke Mönchstieg) wird gebaut. Bauherr ist Major von Sierakowsky, Bürgermeister der selbstständigen Gemeinde Hasserode. Im Gegensatz zu anderen sich in Wernigerode ansiedelnden Pensionären, die ihre Häuser im traditionellen Fachwerkstil bauen lassen, wählt von Sierakowsky einen schlichten glatten Steinbau.
- Die Bevölkerungszahl beläuft sich auf 18.952.
- Das Vortor und das Torwärterhaus des Westerntores werden abgerissen.
- Das "Hotel Hohnstein" geht in den Besitz des Gastwirts Heinrich Schwanecke über.
- Das Gothische Haus wird als Gaststätte genutzt und erstmalig auch als Gothisches Haus bezeichnet. Zuvor wurde es als "dat grote hus am Spelhus" bezeichnet.
- Der letzte Scharfrichter von Wernigerode (Ferdinand Körber, Promenade 1) gibt sein Amt auf. Auf der Höhe des Lindenberges baut er sich ein Anwesen, Hotel "Lindenberg".
- Am 17. Februar wird durch Professor Huber in Wernigerode ein "Darlehns-Verein", die "Theobaldi-Darlehnscasse" gegründet, der "kleinen selbstständigen Gewerbetreibenden und Handarbeitern durch Darlehen in ihren Geschäften helfen soll". Noch im Jahr 1855 nutzen 122 Personen das Darlehen für das laufende Geschäft, zur Tilgung alter Schulden oder für die Wohnungsmiete.
- Es gibt in Hasserode 145 Häuser mit insgesamt 1291 Einwohnern.
- Hasserode stellt noch ein Dorf vor den Toren Wernigerodes dar, ist allerdings schon eingebunden in die Zweckgemeinschaft der drei Orte. An Wirtschaften werden das Gasthaus "Zum Hohnstein" sowie "die Restauration bei dem Hrn. Factor Stolze auf dem Blaufarbenwerke" erwähnt. An Betriebsstätten gibt es drei Papier- und eine Filzmühle.
- Für den 22. Juli wird vermerkt: "Die Sonntagnachmittag von 3 Uhr an bei uns eingetretenen Wasserfluthen sind die stärksten und verheerendsten gewesen, welche wir seit Menschengedenken gehabt haben."
- Die Einwohnerzahl Nöschenrodes beläuft sich auf 1152 und an Häusern 137.
- Nöschenrode ist ein eigenständiges Gebilde, welches schon an "das Burgthor Wernigerodes stößt" . Es wird ein Gasthof "Zum goldenen Hirsch" erwähnt, viele Mühlen im Mühlental am Zillierbach ("Zilligerbach"), sowie viele "Etablissements", darunter "das freundlich gelegene Kaffeehaus Küsters-Kamp".
- Wernigerode hat 5591 Einwohner und 743 Häuser.
- Das heutige Wernigerode mit den Ortsteilen Nöschenrode und Hasserode wird als "die Stadt Wernigerode, der Flecken Nöschenrode und das Dorf Hasserode“ bezeichnet. Wernigerode wird als freundliche und blühende Stadt beschrieben, die schon "...ein Krankenhaus, 5 Hospitäler und eine Rettungsanstalt für Mädchen" besitzt. Als erwähnenswerte Gasthöfe gelten der „Weiße Hirsch" und das „Deutsche Haus". Viele Einwohner der drei Orte haben sich auf das Vermieten von Zimmern an „Sommerfrischler“ eingerichtet. Die hiesigen Fremdenführer stehen unter polizeilicher Aufsicht, damit sie die Fremden bei der Berechnung der Botenlöhne nicht „übers Ohr hauen“.
- Franz Liszt nimmt am 23. Juli an einem Musikfest in Wernigerode teil.
- Das bisherige Adenbüttelsche Grundstück an der Westseite des Marktes wird erstmalig "Gothisches Haus" genannt. Nachdem das alte Rathaus an der Ostseite des Marktes beim Stadtbrand eingeäschert worden war, und der Rat der Stadt beschlossen hatte, das Rathaus nicht wieder an der alten Stelle zu errichten, war zunächst das Adenbüttelsche Grundstück als künftiges Rathaus im Gespräch.
- Der Ilsenburger Maler Roland Riefenstahl (1823-1903) hält in einem Gemälde von 1857 den Bauzustand des Johannistores in der Wernigeröder Neustadt fest.
- Am 21. April wird der "Wernigeröder Vorschuß-Verein" gegründet und eröffnet seine Tätigkeit mit 38 Mitgliedern, deren Einzahlungen 138 Taler betragen. Die Mitglieder des Vereins zahlen ein "Eintrittsgeld" von 4 Talern und einen monatlichen Beitrag von 2 1/2 Silbergroschen und haben dafür die Möglichkeit, in "Fällen der Noth und Bedrängniß zum Betrieb" ihres "Geschäfts Capitale von 10-100 Thlr., natürlich gegen genügende Bürgschaft aufnehmen zu können".
- Der Seilermeister Gerlitz erwirbt das Haus Krummel und lässt es bis 1874 umbauen, wobei die neuen Fassadenteile in historischer Manier den barocken Originalen angepasst werden.
- Otto zu Stolberg-Wernigerode tritt nach Erreichen der Volljährigkeit die Erbfolge seines bereits 1854 verstorbenen Großvaters an. Ihm zu Ehren findet auf dem Marktplatz am 30. Oktober eine Parade statt.
- Am 30. Oktober begeht Graf Otto seinen 18. Geburtstag und ist damit volljährig. Für den aufwändigen Schlossumbau, der fast zwei Millionen Mark kostet, hat Otto eine Vielzahl Maurer und Steinhauer einstellen lassen, die unter extrem gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten müssen und bei einer täglichen Arbeitszeit von zehneinhalb Stunden elf Mark pro Woche erhalten. Alle Bittgesuche nach Lohnerhöhungen werden von Otto abgelehnt.
- Am 1. Juli wird der "Knappschafts-Verein des Gräflich Stolbergschen Bergamts-Verein Wernigerode" gegründet. Der Knappschafts-Verein umfasst die Hüttenarbeiter zu Ilsenburg und Schierke, die Arbeiter beim Eisenstein-Bergbau zu Büchenberg und die Arbeiter der Marmor- und Alabasterfabrik zu Voigtstieg. Die Vereinsmitglieder sind eingeteilt in "unständige und ständige Mitglieder I.,II. und III. Klasse".
- Der Zillierbach bildet noch immer die Grenze zwischen Wernigerode und Hasserode.
- Das Hasseröder Blaufarbenwerk stellt endgültig die Tätigkeit ein. Einige Jahre später wird an dieser Stelle ein Sägewerk errichtet.
- Das "preußische Judenedikt von 1812", das Juden eine eingeschränkte Gleichstellung einräumte, wurde in der Grafschaft Wernigerode nicht übernommen. Erst 1859 lassen sich wieder jüdische Familien in der Stadt nieder.
- Am 26. 09. beginnen auf Initiative und unter persönlicher Leitung des Grafen Botho zu Stolberg - Wernigerode in Minsleben erstmals wissenschaftliche archäologische Untersuchungen am sogenannten Kniggel bzw. Kniel (Hügel), auf dem bis dahin die Dorfbewohner seit vielen Generationen ihre Osterfeuer abgebrannt hatten.
- Die alte Konkordienkirche wird abgebrochen und das jetzt noch bestehende Pfarrhaus gebaut.
- Um 1860 entstehen vom Fotografen Friedrich Maesser, der im Mühlental ein Atelier besitzt, die ersten Fotos von Wernigerode.
- In Wernigerode wird eine Fabrik für photographische Papiere gegründet.
- In der Nähe des Westerntores existiert an der Ilsenburger Straße ein Wehr und ein Fußgängersteg über den Zillierbach.
- Während einer achttägigen Harzwanderung 1860 besucht Wilhelm Raabe die Stadt.
- Bei Ausgrabungen an der "Figkenburg" an der Holtemme ("Rothe Mühle") werden fränkische Spuren in Form von Gefäßen und eines Kamms aus Knochenplättchen gefunden, deren Herkunft ins 6. Jahrhundert zurückgeht. Die Bedeutung der Figkenburg liegt im Dunkel der Geschichte.
- In den Jahren 1860 bis 1880 beginnen in Wernigerode große Veränderungen. Im Heideviertel werden die Spuren des letzten großen Stadtbrandes von 1847 beseitigt. Zur bisherigen Bevölkerungsstruktur mit Kaufleuten, Ackerbürgern, Handwerkern und Tagelöhnern kommen als Folge der ökonomischen Entwicklung vermehrt Arbeiter hinzu. Die Einwohnerzahl steigt von 6.936 auf 9.110 an.
- Auf dem Markt finden regelmäßig Wochenmärkte statt. Hier können die Bauern der Umgebung frei ihre Produkte verkaufen.
- In den Jahren 1860 bis 1870 entsteht östlich der bisherigen Stadt die Johannisvorstadt (heute: Große Ziegelstraße, Kleine Ziegelstraße, Klara-Zetkin-Straße, Schreiberstraße, Dammstraße), volkstümlich auch als "Jerusalem" bezeichnet.
In der Johannisvorstadt wohnen als Hauseigentümer oder Mieter überwiegend Arbeiter, die in der sich entwickelnden Industrie, im Baugewerbe und bei der Bahn beschäftigt sind.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr.159 , Juni 1976
- Am 9. Juni feiert der "Gute Hirte" in der Friedrichstraße 104 (zuvor Gemeindeschenke) seine Eröffnung. ("Erziehungsheim für schwach- und blödsinnige Mädchen") Der erste Pflegling ist die 12-jährige Luise Völkering. Sie bleibt bis zum Tag ihres Todes im Jahre 1921 als 72-jährige ihr ganzes Leben in der Anstalt.
- Der Apotheker Carl Otto Bolle errichtet in der Schreiberstraße 7 (damals noch "An der Schinderhecke") eine "Fabrik zur Herstellung von Steinkohlenteer, Kali-Präparaten, Fruchtessenzen und Seife".
- Der Männergesangverein Wernigerode "Germania" wird gegründet.
- Der Sozialreformer Victor Aime Huber gründet im Mühlental eine Herberge und Bildungsstätte für die unterprivilegierten Schichten. Nach ihm ist die Huberstraße benannt.
- Das barocke Schloss befindet sich in einem desolaten Zustand. In diesem Jahr beginnen die umfangreichen Umbauten zum Repräsentationsschloss.
- Am 17. Mai wird der Grundstein für das "St. Theobaldi Vereinshaus", dem späteren "Huberhaus", gelegt. Die feierliche Einweihung findet am 13. September 1863 statt. Victor Aime Huber und seine Frau ließen das St. Theobaldi-Vereinshaus aus eigenen Mitteln erbauen.
- Graf Otto lässt das Barockschloss zu einem Repräsentationsschloss mit Kirche, Terrasse und Bergfried umbauen. Zum Abschluss bietet sich ein fast völliger Neubau. Schlossbaumeister ist der in Blankenburg geborene Carl Frühling (1839-1912).
- In Wernigerode wird am 18. Oktober das Gaswerk "Am Anger" gegründet. Es ist eines der ersten kommunalen Betriebe dieser Art in Deutschland. Der 18. Oktober gilt deshalb als Geburtstag der kommunalen Versorgung von Wernigerode. Der Magistrat weiht die erste städtische Gasbeleuchtungsanstalt ein, die ersten Gasleitungen gehen in Betrieb.
- Für die "höhere" Knabenschule wird ein neuer Massivbau (Oberpfarrkirchhof 7) übergeben mit der Maßgabe, dass dort wieder das Abitur abgelegt werden kann.
- Dr. Friedrich Kurz aus Nöschenrode gründet am 3. Juni in einem Teil der Fabrik des Apothekers Carl Otto Bolle an der heutigen Schreiberstraße 7 ein Unternehmen zur Herstellung von photografischen Papieren und chemischen Präparaten für die Fotografie.
- Der Apotheker Arnold Forcke übereignet der Stadt einen großen Garten mit der Auflage, darauf eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder zu errichten. Die Stadt aber verkauft das Grundstück parzelliert und fasst den Erlös in eine Forcke-Stiftung zusammen. Der Stifter wird durch den Straßennamen Forckestraße geehrt.
- Am 23. Juli eröffnet Carl Weinschenk in der Burgstraße Nr. 457 eine "Destillation, Rum- und Likörfabrik". Im Jahr der Eröffnung gelingt es ihm nach längeren Experimenten, einen "Harzer Kräuterlikör" herzustellen.
- In der Benzingeröder Straße wird durch den Maurermeister Brecke eine kleine Handstrichziegelei errichtet und in Betrieb genommen.
- Wernigerode erhält eine Gasbeleuchtung.
- In der Johanniskirche beginnen umfassende sich über mehrere Jahre erstreckende bauliche Veränderungen.
- Die Handwerker-Herberge "Goldener Engel" an der Schönen Ecke wird zum allgemeinen Logierhaus.
- Nach den Plänen des Schlossbaumeisters Carl Frühling wird der fürstliche Marstall in den Jahren 1863/64 erbaut, da der alte Marstall auf den Schlossterassen zu klein geworden ist.
Volksstimme - 23.06.2014 S.7
- In Wernigerode wird eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.
- Auf dem Gelände des früheren Ochsenteichs wird ein gräfliches Sägewerk gebaut.
- Der Ratskeller wird als öffentliche Gaststätte geschlossen und dient nun als Leihanstalt und Feuerwache. Im Obergeschoss des Rathauses befindet sich der große Festsaal und im Untergeschoss tagen die Stadtverordneten.
- Die Flutrenne an der Schönen Ecke bildet die Grenze zum noch selbständigen Nöschenrode. Von ihr zweigt ein Mühlengraben ab, der zwei in der Stadt gelegene Mühlen versorgt.
- Der Hotelier Ferdinand Körber lässt mit dem "Hotel Lindenberg" ein viel besuchtes Lokal errichten und am 1. April eröffnen.
- Die Schierker Glashütte wird endgültig stillgelegt.
- Die Gymnasialfeuerwehr (Schülerfeuerwehr) wird mit Schreiben vom Rektor Förstemann an den Magistrat am 15. Januar gegründet. Die Schülerfeuerwehr besteht nachweislich bis Kriegsende 1945.
- Wie die gesamte Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen hat auch das Westerntor als "Stadteingang" seit vielen Jahrzehnten seine Notwendigkeit verloren, wird aber von den Bürgern als eines der wichtigsten Symbole des Stadtbildes empfunden.
- Im Juni öffnet die erste öffentliche Wernigeröder Badeanstalt am Kannengießerteich ihre Pforten und findet sogleich regen Zuspruch.
In allen anderen Teichen von Wernigerode ist das Baden wegen der Wasserqualität verboten.Ernst Pörner
- Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wird die Stadtmauer zur Behinderung in der Entwicklung der Stadt. Nach Genehmigung durch den preußischen Kriegsminister beginnt der Abriss.
- Der Gastwirt Heinrich Schwanecke erhält die Genehmigung für den Bau eines einfachen Getränkeausschanks am Wasserfall "Steinerne Renne".
- Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode übernimmt das Patronat über die höhere Knabenschule (Oberpfarrkirchhof 7).
- Der Magistrat beschließt, "wenigstens die Haupt- und Poststraßen zu pflastern und mit einem Bürgersteig zu versehen." Die Straßen waren ansonsten noch im 19. Jahrhundert völlig ungepflastert.
- Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode wird am 12. Februar im Wahlkreis Wernigerode-Halberstadt-Oschersleben zum Abgeordneten des Konstituierenden Reichstages des Norddeutschen Bundes gewählt. Die Wahl wird von Manipulationen begleitet.
- In der gräflichen Sägemühle am Ochsenteich wird eine erste Dampfmaschine mit einer Stärke von 30 PS eingebaut.
- Die Gaswerke werden gegründet und sind Vorläufer der Städtischen Werke Wernigerode. Das ist früher, als in den meisten Städten gleicher oder annähernd gleicher Größe. Später kamen dann noch ein Elektrizität- und ein Wasserwerk dazu. Der Strom kommt damals schon über das "Umspannwerk" Wasserleben. Das 1911 erbaute Ortsnetz muss stetig erweitert werden, denn der Bedarf beträgt 1926 schon,"...1.300.000 Kilowattstunden Strom für Leucht- und Gewerbezwecke."
- In Wernigerode wird die Torwacht endgültig aufgehoben.
- Im November reist erstmalig der preußische König Wilhelm I. zur Jagd nach Wernigerode. Stolz verkündet Graf Otto: "Der König kommt! Freude und Jubel herrscht bei uns und in unserer Grafschaft überall!"
- Das "St. Georgi-Hospital", Ilsenburger Straße 9, an dem seit 1866 gebaut wurde, wird seiner Bestimmung übergeben. In das St. Georgi-Hospital werden auch die "Hospitaliten" des "St. Johannes-Hospitals" mit aufgenommen.
- Der am 15. April gegründete "Harzverein für Geschichte und Altertumsforschung" richtet in Wernigerode eine Vereinsbücherei ein. Ziel der Initiative ist die Förderung der Harzgeschichtsforschung und das Sammeln einschlägiger Publikationen zum Thema Harz.
- Im leer stehenden Gebäude des früheren "Sankt-Johannes-Hospitals", Pfarrstraße 30, richtet die Stadt ein Armenhaus ein, das 30 Personen aufnehmen kann, und in Hasserode ein kleineres das 10 Personen aufnehmen kann.
- Erste Versammlung des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" in Wernigerode "im Locale des Schützenwirths Herrn Henneberg". Diese Versammlung am 18. Februar gilt als Geburtsstunde der sozialdemokratisch organisierten Arbeiterbewegung in Wernigerode.
- Am 22. Februar tritt der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) in Wernigerode zum zweiten Mal mit einer großen Versammlung an die Öffentlichkeit. Mit hunderten Besuchern war der Saal des Schützenhauses überfüllt.
- Der Gastwirt Schwanecke eröffnet den Getränkeausschank am Wasserfall "Steinerne Renne".
- Am 1. März wird im "Stadt Stolberg" in Wernigerode der "Maurer-Fachverein" gegründet, die erste gewerkschaftliche Vertretung von Arbeitern in der Stadt.
- In Hasserode wird eine neue Schule gebaut, heute Friedrichstraße 60.
- Am 8. März findet im Lokal "Stadt Stolberg" eine Versammlung des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" (ADAV) statt.
- Die Bautätigkeit in Wernigerode macht auch vor den Kirchen nicht halt. In diesem Jahr wird der romanische Klumpturm der Sylvestrikirche abgerissen.
- Auf Anregung des damaligen Branddirektors Frohse aus Wernigerode treffen sich am 30. Juni ca. 15 Stadt- und Feuerwehrvertreter aus dem Harz- und Altmarkraum, um über die Gründung eines Feuerwehrverbandes zu beraten. Untermalt wird die Zusammenkunft durch mehrere Schauübungen der Wernigeröder Wehr. Die Abschlusssitzung findet im "Hotel Weißer Hirsch" statt. Der 1. Verbands- und Gründungstag erfolgt in Oschersleben.Der 1. Vorsitzende ist Frohse aus Wernigerode. Der Name des Verbandes lautet "Harz-Altmärker Feuerwehrverband". Aufgabe des Verbandes ist die Interessenvertretung der Feuerwehren gegenüber den Behörden.
- Victor Aime Huber, Begründer der sozialen Wohnungswirtschaft, stirbt am 19. Juli in Wernigerode.
- Am 28. Juli wird am Westerntor der Grundstein für ein Gymnasium gelegt, nachdem die vorher dort stehende "Schmiede Kallenbach" abgerissen worden war.
- Um das Jahr 1870 bauen die Wernigeröder Kaufleute bevorzugt ihre Handelshäuser in der oberen Burgstraße. Diese ist auch die wichtigste Verbindung zwischen der Stadt und dem Schloss sowie dem Flecken Nöschenrode.
- Die Fabrik von Carl Otto Bolle in der heutigen Schreiberstraße 7 geht in den Besitz der Kaufleute Paul August Roch und Ernst Reiche über, die hier eine Kornbrandweinbrennerei gründen.
- Die Stadtmauer befindet sich in einem sehr desolaten Zustand, nur Reste sind noch vorhanden. Historisch interessierte Bürger und selbst Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode nehmen sich der Mauerreste am Burgberg und am Vorwerk an planen eine Sanierung und damit Erhaltung der Reste.
- Um 1870 entsteht an der Westseite des fürstlichen Bibliotheksgebäudes im Lustgarten ein Palmenhaus nach Entwürfen des Baumeisters Messow. Eine andere Quelle nennt für das Palmenhaus als Baujahr 1877 und als Baumeister Carl Frühling.
- Das am 29. März 1847 beim Stadtbrand total ausgebrannte Hotel "Zum weißen Hirsch" ist inzwischen neu aufgebaut eines der besten Gasthäuser der Stadt.
- Der Weg "An der Schinderhecke" wird nach dem Besitzer des Baulandes "Schreiberstraße" genannt.
- Die "Gerichtslinde" an der "Neuen Turmwarte" wird durch Blitzschlag vernichtet.
- Die Handstrichziegelei Brecke in der Benzingeröder Straße geht in Konkurs und wird vom Unternehmer Wolf, nun "Wolfsche Hütte", übernommen.
- In der Breiten Straße Nr. 25 wird das "Kaffee Ahrends" eröffnet.
- Das Fürstliche Gymnasium (heutiges Gerhart-Hauptmann-Gymnasium) wird eingeweiht.
- Gustav Eduard von Hindersin wird Ehrenbürger der Stadt. Die ehemalige Querstraße, später Albert-Bartels-Straße, wird in Hindersinstraße umbenannt.
- Wernigerode und Halberstadt sind durch eine Eisenbahn miteinander verbunden. Das Bahnhofsgebäude in Wernigerode wird für diesen Zweck gebaut und eröffnet.
- Die Hasseröder Bierbrauerei wird gegründet. In der Gastwirtschaft "Am Auerhahn" wird am 19. Mai unter Einbeziehung der alten Cichorienfabrik von Robert Hoppe eine Brauerei und Biersalon neu eröffnet.
- Der 1804 in Wernigerode geborene spätere Generalinspekteur der preußischen Artillerie Gustav Eduard Hindersin wird erster Ehrenbürger der Stadt Wernigerode, vermutlich auch wegen seiner Verdienste bei der Einnahme von Paris während des deutsch-französischen Krieges 1870/71.
- In diesem Jahr beginnt der Abriss der 1868 bei einem Sturm stark beschädigten Nicolaikirche. Der dadurch freigewordene Platz wird seitdem Nicolaiplatz genannt.
- Der in Deutschland stärker werdende Einfluss der Sozialdemokratie veranlasst Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode, verschiedene Sozialmaßnahmen ausarbeiten zu lassen. Als Industrieller, er ist u.a. Hütten-, Zuckerfabriken-, Maschinenfabriken-, Wald- und Bergwerksbesitzer, will er damit sozialen Forderungen die Schärfe nehmen.
- Am 22. Oktober stellt sich Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode zur Wahl zum Präsidenten des Preußischen Herrenhauses. Er gewinnt mit einer Stimme Mehrheit.
- Am 7. Dezember erscheint im "Wernigeröder Intelligenzblatt" folgende Anzeige: "Der Arbeiterstand von Hasserode wird zu einer Besprechung wegen der Errichtung eines Arbeitervereins sowie mehrerer Arbeiterfragen zu heute Abend 8 Uhr in den Deutschen Kaiser eingeladen".
- Am 24. März schicken Ilsenburger Hüttenleute an den Grafen Otto eine Petition mit 106 Unterschriften, in der sie Lohnerhöhungen, eine Verkürzung der täglichen Arbeitszeit von 12 auf 10 Stunden und eine Aufhebung der "Hüttenordnung" von 1832 fordern. Graf Otto ist über das Ansinnen zunächst empört. Eine Woche später wird die Arbeitszeit der 430 Arbeiter auf zehneinhalb Stunden gekürzt.
- Im März wird durch Graf Otto für alle im gräflichen Dienst stehenden Berg- und Hüttenleute, Köhler, Holzhauer, Forst-, Steinbruch-, Garten- und Waldarbeiter, Fuhrleute und Tagelöhner die Krankenfürsorge verbessert. Desweiteren wird eine "Arbeiter-Pensionskasse" gebildet, aus der Renten an Witwen, Invaliden und Waisen gezahlt werden.
- Die Kreuzkirche wird als Gotteshaus der Altlutherischen Kirche geweiht.
wikipedia.org - Wernigerode
- In Minsleben wird eine Zuckerfabrik gegründet.
- Wegen Baufälligkeit wird die Nicolaikirche abgerissen. Die Kanzel und vermutlich die Emporen der abgebrochenen Kirche werden in der Kreuzkirche der Altlutheraner, der einzigen Wernigeröder Fachwerkkirche, verwendet.
- Die Handstrichziegelei "Wolfshütte" in der Benzingeröder Straße, erst 1870 übernommen, geht in Konkurs.
- Am 1. Januar wird nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung in Wernigerode die Hundesteuer eingeführt.
- Erst ab diesem Jahr sind in Wernigerode fünf jüdische Familien (Cohn, Meyerstein, Reichenbach, Spitzer, Salzmann) mit 17 Personen nachgewiesen. Ein preußisches Gesetz von 1847 hatte Juden in Preußen uneingeschränktes Wohnen gestattet.
- Am 4. August übergibt Ernst Eckerlin seine Firma "Colonial- und Materialwaren-Geschäft" am Markt seinem Sohn Otto Eckerlin.Wernigerödisches Intelligenzblatt - 4. August 1874
- Wernigerode hat 7.577 Einwohner.
- Der Arbeiterverein Wernigerode tritt der in Gotha gegründeten SAPD bei. Die Wernigeröder Ortsgruppe hat 300 Mitglieder.
- Das "Haus Krummel" in der Breiten Straße, Mitte des 19. Jahrhunderts vom Seilermeister Gerlitz erworben, wird von diesem, beginnend 1875, umgebaut. Die neuen Schnitzereien werden vom Bildhauer Carl Bormann aus Nöschenrode angefertigt.
- Auf dem Nicolaiplatz wird ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 gesetzt.
- Auf der Bergkuppe des Armeleuteberges wird eine kleine Schutzhütte, das Ahrendshäuschen, gebaut. Benannt wurde es nach dem privaten Stifter Kaufmann und Stadtrat Ferdinand Ahrends.
- Friedrich Heuer aus Jeetze in der Altmark übernimmt die "Wolfssche Handstrichziegelei" in der Benzingeröder Straße ("Heuers Hütte"). Heuer baut zwei Sumpfgruben und stellt eine Tonmühle auf, die mit Pferdeantrieb (Göpel) betrieben wird. Weiterhin baut er einen Feldbrandofen und beschäftigt 6 Mann in der Handstrichziegelei.
- Wilhelm Lüders gründet in der Bahnhofstraße eine Eisengießerei.
- Dem Stadtforstamt wird neben den Holzrechten auch das Jagdrecht zugesprochen.
- Mit der Einweihung einer neuen Gaststättenanlage, die mit der Eröffnung "Kurhaus Wernigerode - Logierhaus mit Theatersaal" genannt wird (später "Stadtgarten"), beginnen öffentliche, kulturelle und später auch politische Veranstaltungen.
- Am 30. September wird an der Ecke zwischen Salzbergtal und Sägemühlengasse als neue Gaststätte ein Logier- und Gesellschaftshaus eröffnet. Die Anlage besteht aus einem zweistöckigen Logierhaus und einem dahinterliegenden Saalbau, dem Gesellschaftshaus.
- Auf der Grundlage des Gesetzes "Kreisordnung für die östlichen Provinzen" in Preußen entsteht aus der bisherigen Grafschaft Wernigerode mit Wirkung vom 01. Oktober der preußische Landkreis Wernigerode. Im neuen Landkreis wohnen nur knapp 24000 Einwohner, davon in der Kreistadt fast 8000. Erster Landrat ist Dr. Rudolf Elvers. Die Kreisstadt wird von einem Magistrat unter Vorsitz des Bürgermeisters regiert.
- Wilhelm Keffel eröffnet in dem Mitte des 16. Jahrhunderts gebauten Fachwerkhaus Marktstraße 5 eine Bäckerei.
- Ab 25. Oktober nennt sich das "Wernigeröder Intelligenzblatt" nicht mehr "Amtsblatt der Gräflich Stolberg - Wernigerödischen Regierung", sondern "Amtsblatt des Kreises Wernigerode".
- Die privaten "Wassergewerkschaften" werden einer städtischen Wasserleitungs- Kommission unterstellt.
- An der Westseite des fürstlichen Bibliotheksgebäudes wird das Palmenhaus angebaut. Für die Palmen und andere Ziergewächse aus südlichen Ländern, die in den Sommermonaten entsprechend des Zeitgeschmacks im Hof des Wernigeröder Schlosses und auf dem Gelände des Lustgartens stehen, war die Schaffung einer Überwinterungsmöglichkeit notwendig.
- Am 15. Juli eröffnet die "Gewerbeausstellung für den Harzgau" ihre Pforten und zieht bis 14. September tausende Besucher an. Der Erfolg übertrifft selbst kühne Erwartungen. Weit über 600 Aussteller beschicken die unter dem Protektorat den Grafen Otto stehende Schau. Die Schauhallen standen dort, wo später Landratsamt und Amtsgericht gebaut wurden.
- In Hasserode wird eine Freiwilligen Feuerwehr gegründet.
- Kaiser Wilhelm I. besucht erstmals zu einer Jagd Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode.
- Das Hotel "Deutsches Haus" ist für Wernigerode das repräsentativste Hotel. Anlass für den Schmuck ist der erste Besuch Kaiser Wilhelms I. im Oktober 1877 zur Jagd bei Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode.
- Am 9. November gründen 23 angesehene Bürger von Wernigerode den Harzer Geflügelzüchterverein. Er ist einer der ersten Vereine in Wernigerode.
- In den Sommermonaten 1878 bis 1881 hält sich Theodor Fontane regelmäßig in Wernigerode auf (im Haus Huberstraße 6).
- Am 1. Juni wird Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode zum Stellvertreter des Reichskanzlers Otto von Bismarck und Vizepräsidenten des preußischen Staatsministeriums berufen. Damit ist Otto zu Stolberg-Wernigerode hinter Otto von Bismarck der zweite Mann im Kaiserreich. Graf Otto wird maßgeblich in der Regierung an der Ausarbeitung des Gesetzes "gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" beteiligt sein.
- In der Friedrichstraße richtet Otto Menzel eine Weingroßhandlung ein. Später werden hier Brockenkräuter-Liköre produziert.
- In seinem Testament verfügt der Rechnungsrat Heinrich August Plemnitz, dass sein gesamter Nachlass für wohltätige Zwecke verwendet werden soll. Sein Vermögen soll der "gewissenhaften Erziehung verwaister Kinder von armen, aber braven Eltern" dienen.
- In Wernigerode wird am 28. Juni ein neuer Verein, der sich "Verein für Gesetzlichkeit und Ordnung in der Grafschaft Wernigerode" nennt, gegründet. Den Zweck des Vereins beschreibt seine politisch-antisozialdemokratische Ausrichtung: "In den unseligen Vorgängen in den letzten Wochen sind die Früchte der sozialistischen Umtriebe, welche die Fundamente des Staates und der bürgerlichen Gesellschaft zu untergraben und Geist und Gemüht des Volkes zu verwirren und zu vergiften seit Jahren bestrebt gewesen sind, zu Tage getreten".
- Graf Otto macht nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes die Beschäftigung der Arbeiter in seinen Fabriken vom politischen Wohlverhalten abhängig. In einem Rundschreiben weist er an, "sozialdemokratisch verdächtige Arbeiter sofort zur Entlassung zu bringen".
- Am 1. Oktober gründet August Hermanns in seinem Grundstück, Breite Straße 28, ein Wäschegeschäft.
- Der Bahnanschluss und die Reichsgründung beleben die Wirtschaft der Stadt und der Grafschaft.
- 15. Juli bis 14. September: Auf dem Gelände, auf dem heute Gericht und Kreishaus stehen, findet im Sommer eine "Gewerbeausstellung für den Harzgau" statt. 600 Aussteller beschickten die unter dem Protektorat des damaligen Grafen Otto stehende Ausstellung und die mit glänzendem Erfolge abgehaltene Gewerbeschau trug viel zur schnelleren Entfaltung des örtlichen Gewerbelebens bei.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr. 55 - März 1959
- Theodor Fontane ist laut Eintrag ins Gästebuch Gast im Hotel "Waldmühle". Fontane weilt in den Jahren 1878 bis 1881 regelmäßig zur Sommerfrische in Wernigerode.
- Der Mauerturm der Stadtmauer zwischen Altstadt und Neustadt, bekannt auch als Hilleborchsturm, weil Hilleborch zur Verbüßung einer Haftstrafe 1503 hier einsaß, wird abgerissen.
- Die Stadt hat 8.274 Einwohner.
- Am 11. Juni kommt es nach einem starken Gewitter zu Hochwasser. Das Wasser der Flüsse steigt bis 1,80 m über Normal.
- Theodor Fontane weilt wieder zur "Sommerfrische" in Wernigerode. Er schreibt: "Ich liebe diesen Ort so, dass ich, ich will nicht sagen, hier sterben, aber hier begraben sein möchte."
- Die bescheidene erst 1872 erbaute hölzerne Schutzhütte mit Ausschank auf der Harburg brennt ab.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 187, 3. Vierteljahr - September 1981
- Otto Scharf erwirbt die "Destillation, Rum- Und Likörfabrik" von Carl Weinschenk in der Burgstraße 457 und verbindet die Destillation mit einer Weinhandlung.
- Am 4. April wird die neue Schlosskirche geweiht.
- Am 1. Pfingstfeiertag, dem 5. Juni, wird die Gaststätte Harburg eröffnet.
- Der Saalbau Gesellschaftshaus Sägemühlengasse / Salzbergtal wird durch einen Brand vernichtet.
- Aufgrund häufiger Meinungsverschiedenheiten mit dem „Eisernen Kanzler“ Otto von Bismark legt Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode das Amt des Vizekanzlers des Kaiserreichs am 20. Juni nieder.
wikipedia.org - Otto_zu_Stolberg-Wernigerode
- Der 1881 durch Brand vernichtete Saalbau an der Sägemühlengasse wird etwas zurückversetzt neu errichtet.
- Am 25. Februar wird im Schützenhaus in Wernigerode nach dem Verbot der Sozialistischen Arbeiterpartei ein sozialdemokratisch orientierter Volksbidungsverein gegründet.
- Das Außentor des Westerntores an der heutigen Ringstraße (benannt nach dem Mauerring) wird abgerissen. Einige Jahrzehnte später auch ein kleinerer Vorturm.
- Graf Otto feiert mit einem großen Festumzug den 25. Jahrestag seines Regierungsantritts.
- Nach 21jähriger Bauzeit wird das Prunkschloss des Grafen Otto fertig.
- Kaiser Wilhelm I. weilt zum vierten Mal als Jagdgast in Wernigerode.
- Am 24. Juni wird in der Liebfrauenkirche die vom berühmten Orgelbaumeister Sauer in Frankfurt/Oder erbaute neue Orgel feierlich eingeweiht. Pastor Rathmann spricht die Weiherede. "Heute steht die Orgel, ein Werk von erfahrener Künstlerhand, vollendet und ergreift die Hörer mit ihren mächtigen Tönen [...] ; es blieb doch wohl kein Herz von den brausenden Tönen, die bis zum leisesten Adagio abschwellten, unberührt."
- Am 21. Juli kommt es in Wernigerode zu einer großen und vielbeachteten Demonstration. 600 Halberstädter Sozialdemokraten unternehmen unter Vorantragen eines roten Regenschirms eine Harzpartie auf den Lindenberg, in das Mühlental und nach Hasserode, wo sie im "Deutschen Kaiser" endet.
- In Hasserode leben 2545 "Seelen".Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr. 15 - März 1955
- In Hasserode wird ein kleiner Privatbetrieb zur Verarbeitung von Kakao zu Schokolade gegründet.
- Das 1817 errichtete Wernigeröder Schützenhaus, An der Flutrenne 6, brennt ab.
- Moritz Russo gründet in Wernigerode Feldstraße 7 die "Harzer Käsefabrik Russo & Comp.".
- Zwischen der "Schönen Ecke" und dem "Westerntor" wird mit der gemauerten "Flutrenne" begonnen.
- Die Bahnlinie von Wernigerode nach Ilsenburg wird eröffnet.
- Die Stadtverordneten verfügen die Rangerhöhung der drei Mädchenklassen der Mädchen-Mittelschule zu einer Höheren Töchterschule.
- Das Ende des 15. Jahrhunderts gebaute Haus Gadenstedt soll wegen des desolaten Bauzustandes abgerissen werden.
- Der neue Eigentümer des "Hotels Hohnstein", der "Restaurateur" Gustav Hesselbarth lässt den großen Saalanbau errichten.
- Alle Häuser der Stadt bekommen eine Hausnummer.
- Das vor einem Jahr abgebrannte "Städtische Schützenhaus", An der Flutrenne 6, wird nach dem Wiederaufbau neu eröffnet und der Neubau mit einem Saalbau eingeweiht.
- Die 1864 begonnene umfassende neugotische Umgestaltung der Johanniskirche wird mit dem Einbau der Ladegast-Orgel abgeschlossen.
- Auch im Inneren ist der Schlossumbau vollendet. Der Baumeister Carl Frühling hat aus dem ehemals schlichten Gebäude einen stark gegliederten repräsentativen Bau geschaffen, der sich dekorativ in das Landschaftsbild des nördlichen Harzrandes einfügt.
- Die Stadtverordneten beschließen nach dem Abbruch der Stadtmauer den Bebauungsplan für die heutige Albert-Bartels-Straße.
- Alle Straßen Hasserodes erhalten Namen. Früher trugen sie nur Nummern.
- Die Sylvestrikirche, älteste Kirche der Stadt, erhält einen neuen Turm im neogotischen Stil.
- Ende des 19. Jahrhunderts erhalten alle Höhen um die Stadt Hotels oder Gaststätten. Auf dem Ratskopf ist es in diesem Jahr die Gaststätte "Kramershöhe".
- Nach einem Entwurf des Schlossbaumeisters Carl Frühling wird ein Denkmal zur Erinnerung an die Gefallenen des Deutsch-Dänischen Krieges (1864) und des Deutsch-Östereichischen Krieges (1866) aus der Grafschaft Wernigerode errichtet. Der 30 Tonnen schwere Granitblock stammt aus dem Gebiet um den Ottofelsen. Für den Transport muss die Wernigeröder Firma Spilker extra einen Wagen anfertigen, der die schwere Last transportieren kann. Zehn Pferde müssen den Wagen ziehen, an dem eine lange Fichte befestigt ist, um den Wagen auf dem stark abschüssigen Weg bis zur Stadt zusätzlich zu bremsen.
- Die Sennhütte auf dem Ratskopf wird als Hotel eröffnet.wikipedia.org - Sennhütte
- Am 20. Juni finden sich in Wernigerode Abordnungen aller Schützenverbände der Provinz Sachsen ein, um das 10. Bundesschießen zu begehen.
- In Wernigerode wird am 1. April ein Harzclub-Zweigverein gegründet.
- Kaiser Wilhelm I. weilt im Alter von 90 Jahren letztmals als Jagdgast auf dem Schloss.
- Am 25. Oktober findet die letzte Jagd des Kaisers Wilhelm I. in Wernigerode statt. Er ist Gast der Grafenfamilie.
- Dr. med Adolf Siegmund Friederich wird für seine Verdienste als Arzt und als Altertumsforscher seiner Heimat Ehrenbürger der Stadt Wernigerode.
- Unter dem Namen "Harmonia" gründet sich in Hasserode der erste Arbeitergesangverein. Das Gründungs-, Übungs- und Stammlokal ist die "Neue Quelle".
- Die Dampfziegelei Heuer am östlichen Stadtrand wird durch einen Jahn´schen Ringofen mit 14 Kammern und maschineller Pressanlage erweitert.
- Die Jugendstilvilla, später "Villa Russo", in der Feldstraße 7 wird erbaut.Harzer Volksstimme - 24. März 2018 - "Die Villa der Harzkäse-Fabrikanten" Julia Bruns
- Johannes Wesche lässt die abgebrannte Zichorienfabrik in Hasserode zur Schokoladenherstellung umbauen.
- Wernigerode erhält ein neues Postgebäude.
- Von der Tätigkeit des Sattlermeisters Paul Schüler im Haus Niehoff ("Krellsche Schmiede") zeugt der 1888 angebrachte Pferdekopf.
- Der erst 1840 errichtete Turm der Liebfrauenkirche wird wieder abgebrochen.
- Am 13. Mai wird in Wernigerode durch die Initiative von Wilhelm Niewerth der "Maurerfachverein" wiedergegründet, nachdem während des "Sozialistengesetzes" die Tätigkeit der Arbeitervereinigungen untersagt war.
- Im Januar wird im Garten des Wernigeröder Kurhauses eine erste Kunsteisbahn gegossen.
- In Wernigerode und Hasserode existieren vier Turnvereine: der "Männer-Turnverein", der "Turnverein Urania", der "Turn- und Athletenklub" und der "Hasseröder Turnverein". Dazu kommt noch ein Radfahrer-Verein.
- Der Westturm der Liebfrauenkirche, mit 61,37 m der höchste Kirchturm von Wernigerode, wird nach den Plänen des Architekten C.W. Hase aus Hannover neu errichtet. Es ist der dritte Turmbau dieser Kirche. Ursprünglich sollte die Kirche neogotisch umgestaltet werden. Die hohen Kosten für den Turm schränken die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde ein. So bleiben bis zum heutigen Tag Kirchenschiff und das Innere der Kirche als einzige in Wernigerode im Rokokostil erhalten.
- Die Dortmunder Union-Brauerei übernimmt die Pacht und den Ausbau des Ratskellers. Der bisherige Eingang des Ratskellers wird vom Klint auf die Ostseite verlegt.
- Wanderer aus Ilsenburg und Wernigerode feiern erstmals auf dem Brocken die Walpurgisnacht.
- Im Haus des Tiergartenwärters im Christianental wird ein Gasthaus im Tiroler Stil eröffnet.
- Die Gemeinde Nöschenrode stellt vor der Gaststätte "Harburg" ein vom Magdeburger Gastwirt Bitterling geschenktes Bismarck-Standbild auf, das später 1955 entfernt und verschrottet wird.
- Die Stadtmauer im Bereich der heutigen Bartelsstraße und der Ringstraße wird nach und nach abgetragen, um Platz für die Neugestaltung zu schaffen.
- Der Wernigeröder Arbeitergesangverein "Liederbund" wird von den Sozialdemokraten Wilhelm Niewerth, Ernst Kurzberg und Karl Husung als Tarnung für ihre politische Arbeit gegründet.
- Um 1889 gehört das Logier- und Gesellschaftshaus den Brüdern Andreas und Wilhelm Wagenknecht. Die Adresse hatte sich bei der 1884/85 eingeführten Hausnummernzuordnung in "Salzbergstraße 2" geändert.
- Am 26. April wird durch den Pestalozziverein im Standort des Plemnitz-Stiftes in Wernigerode ein Waisenhaus eingeweiht.
- In der Zeit des "Sozialistengesetzes" geht die Staatsmacht in der Grafschaft Wernigerode in 152 Fällen mit gerichtlichen Verfahren oder Strafmandaten gegen Sozialdemokraten vor.
- Die für die Verarbeitung von Stoffen für die Stadt wichtige Walkmühle (heute "Schiefes Haus"), stellt nach 210 jährigem Betrieb ihre Tätigkeit ein. Damit verliert auch der einst so wichtige Mühlgraben an Bedeutung.
- Der Bauunternehmer August Niewerth errichtet in der Marktstraße ein großes Haus das speziell auf die Bedürfnisse der Post zugeschnitten ist und vermietet es an die Reichspost.
- Albert Peter, Leiter des Botanischen Gartens Göttingen, legt auf der Brockenkuppe einen Versuchsgarten mit Alpenpflanzen an.
- Die Bevölkerung der Stadt besteht am 1. Dezember aus 9976 "Seelen", davon 136 Katholiken und 41 Juden. Der Gutsbezirk Schloss Wernigerode hat 317, die Gemeinde Nöschenrode 1924 und die Gemeinde Hasserode 2902 Einwohner, zusammen also mit der Stadt 15 119 Einwohner.
- Graf Otto wird von Kaiser Wilhelm II. in den erblichen Fürstenstand erhoben. Graf Otto "gehörte zu den reichsten Großgrundbesitzern Deutschlands. Sein Besitz umfaßte etwa 60000 Hektar. Von 1878 bis 1881 war er Vizekanzler des Deutschen Reiches."
- Am 5. Mai wird der Grundstein für das neue Schulhaus der Mädchen- Mittelschule und Höheren Töchterschule gelegt.
- Am 2. Oktober feiern die hiesigen Sozialdemokraten das Ende des Bismarckschen "Sozialistengesetzes", ausgerechnet in der Hasseröder Gaststätte "Fürst Bismarck".
- Das Waldhofbad (zuvor naturbelassen als Teich) in der Ilsenburger Straße wird als Volksbadeanstalt eröffnet.
- Die Höhere Töchterschule erhält ein eigenes Schulgebäude (heute Kanzleistraße).
- Am 3. Mai wird erstmals in Wernigerode der 1. Mai offiziell gefeiert. Am 4. Mai schreibt das "Wernigeröder Tageblatt": "Die diesjährige Maifeier der Arbeiter kann mit vollem Recht als eine nach allen Seiten hin befriedigende und gelungene bezeichnet werden".
- Die so genannten "Gründerjahre" fördern auch die Entwicklung unserer Stadt. Viele alte Gebäude werden abgerissen und durch moderne Häuser ersetzt. Neue Stadtviertel entstehen mit der wachsenden Einwohnerzahl. Bedingt durch die schöne Lage, lassen sich in Wernigerode besonders viele gut situierte Pensionäre nieder. Das bringt ihr den Spitznamen "Pensionopolis" ein.
- Nach dem Ende des längst wirkungslosen Sozialistengesetzes wird am 20. Dezember der "Wernigeröder Volksbildungsverein" neu gegründet. Das eingereichte Mitgliederverzeichnis umfasst 121 Wernigeröder, 44 Hasseröder und einen Nöschenröder.
- Die Bahnlinie von Wernigerode nach Bad Harzburg ist endgültig hergestellt.
- Wernigerode erhält ein Amtsgerichts-Gebäude.
- Die ehemalige königliche Papiermühle am Brockenweg, die 1852 von den Brüdern Marschhausen gekauft worden war, wird modernisiert.
- Der vordere und höhere Teil des Hohnsteins, im oberen Thumkuhlental in der Nähe "Steinerne Renne" gelegen, wird vom Wernigeröder Harzklub besteigbar gemacht und nach dem Fürsten Otto als "Ottofels" benannt.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr. 20 - August 1955
- Das Kreishaus Wernigerode wird fertig gestellt. Daneben wird ein neues Kreisgericht gebaut.
- Die SPD hat in Wernigerode ein erstes eigenes Parteilokal. Unter Leitung des Malers Albert Bartels wird auf dem Gelände der ehemaligen "Schmelzerschen Sägemühle" zwischen Feldstraße und Schmatzfelder Straße ein "Volksgarten" errichtet. Die Einweihung erfolgt am 20. August. Es ist damit das erste der "Volkshäuser" in Deutschland, die mit eigenen Mitteln errichtet werden. Der Saal fasst 300, der Garten mehr als 1000 Personen. Die Verwaltung des Wirtschaftsbetriebs liegt in der Hand des Vereins "Arbeiterkasino Wernigerode", der 117 Mitglieder zählt.
- Das Palais Lindenallee 27 dient dem jeweiligen fürstlichen Kammerpräsidenten als Dienstsitz.
- Am 22. Januar wird Otto Christoph Heinrich Herfurth in Hasserode als Sohn des Lehrers Otto Herfurth und dessen Ehefrau Elise Herfurth, geb. Scheibel, geboren. Die Familie bewohnt das Haus Triangel 2a. Wegen seiner Teilnahme am Hitler- Attentat am 20. Juli 1944 als Generalmajor wird er zum Tode verurteilt und am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
- Als "Besonderheiten" der Stadt werden in der "Statistik des Deutschen Reiches" genannt: "Bahnhof der Linie Heudeber, Wernigerode, Ilsenburg, Harzburg, der Preußischen Staatsbahn, Vorschussverein, Oberförsterei, Landratsamt, Amtsgericht, evangelische Pfarrkirche, fürstliches Konsistorium, Gymnasium, Waisenhaus, viele Stiftungen, Rathaus, Branntweinbrennerei, Eisen- und Kunstgalerie, Fabriken für Papierwaren, Wagen, Schokolade, Marmorwaren, Farbwaren, Zigarren, Kutschgeschirr, Mineralwasser, Konserven, Lampen, Käse, landwirtschaftliche Maschinen, Wollweberei, Steinbrüche, Bierbrauerei, Sägemühlen, Kunstschlosserei, Holzhandel, Sommerfrische mit bedeutendem Fremdenverkehr, unmittelbar bei Wernigerode auf einem 260m hohen Berg Schloss Wernigerode (312 Einwohner) des Fürsten zu Stolberg-Wernigerode mit Bibliothek und einem wildreichen Park, ferner bei Wernigerode der Flecken Nöschenrode und das Dorf Hasserode."
- In Wernigerode wird eines der ersten Gewerkschaftshäuser im Deutschen Reich, der Volksgarten, eingeweiht.
- Die "Diekmole" (Teichmühle) beendet ihren Betrieb. Sie wurde bis dahin vom Wasser des Mühlgrabens angetrieben und diente den Tuchmachern als Walkmühle.
- Am 3. März wird im Volkshaus Wernigerode (Hof Ecke Feldstraße/Schmatzfelder Straße) ein "Sozialdemokratischer Diskutierklub" gegründet.
- Der Neubau der Ratsapotheke im Stil der Neorenaissance wird fertiggestellt.
- Am 15. Juni gründet sich der Arbeiter-Turn-Verein "Vorwärts".
- Das Schützenhaus mit Gaststätte und Saal werden vom "Nöschenröder Schützenverein" neugebaut.
- Am 4. April wird der "Reise- und Unterstützungsverein der Tabakarbeiter" gegründet.
- In Hasserode wird mit dem Bau des Amtshauses begonnen.
- Die Wernigeröder Stadtverordneten stimmen dem Bau der Harzquer- und Brockenbahn zu.
- Am Weg zum Wasserfall "Steinerne Renne" steht die Gaststätte "Silberner Mann", zu der Kaffeefahrten von der Innenstadt aus angeboten werden.
- Das in der 2. Hälfte des Jahrhunderts von Karl Plaisant unter seinem Namen eröffnete Hotel in der Burgstraße wird aus unbekannten Gründen abgegeben und unter dem Namen "Kastens Hotel" weiter geführt. Der Name "Karl Plaisant" erscheint 1904 als Bewohner des Nöschenröder Armenhauses.
- Am 1. Oktober wird auf dem Brocken ein Observatorium eingerichtet, dessen Dienst zunächst ein "postalisch und meteorologisch ausgebildeter Herr" übernimmt.
- Wernigerode ist Austragungsort der ersten "Harzer Gartenbau-Ausstellung".
- Die "Nordhausen-Wernigeröder-Eisenbahngesellschaft" wird gegründet.
- Fürst Otto stirbt am 19. November. Erbprinz Christian Ernst tritt die Erbfolge an.
- Das Amtshaus in Hasserode ist fertig gebaut. Im Parterre befinden sich neben den Amtsstuben auch zwei Arrestzellen. Oben wohnt der Ortsvorsteher von Hasserode.
- Nach einer Bauzeit von 30 Wochen wird das bisherige "Pension- und Gesellschaftshaus" Salzbergstraße 2 von Wilhelm Schmoll mit einem dreistöckigen Fachwerkbau und hohem Erkerturm als "Hotel Monopol" am 15. Mai eröffnet.
- Der Arzt Dr. Riedel baut sich in der heutigen Albert-Bartels-Straße eine Villa mit der Hausnummer 9. In diese Villa richtet er auch seine Praxis ein.
- Am 17. Oktober wird vom Naturwissenschaftlichen Verein der Stadt Wernigerode zum Gedenken an Professor Karl August Lossen (Geologische Kartierung des Harzes) an der Straße nach Drei-Annen-Hohne am Abzweig Drängetal das Lossendenkmal eingeweiht. Am 17. Oktober 1993 wird es in der heutigen erweiterten Form fertiggestellt.
- Fürst Otto I. zu Stolberg-Wernigerode wird im November beerdigt.
- Im so genannten Erbgrafen-Palais in der Burgstraße wird das "Fürst-Otto-Museum" eröffnet, aus dem dann 1930 das Heimatmuseum und schließlich das Harzmuseum hervor geht.
- Mit Albert Bartels wird am 29. November der erste Sozialdemokrat in die Wernigeröder Stadtverordnetenversammlung gewählt.
- Ab 1897 wird das Haus Breite Straße 4 als Cafe (heute "Cafe Wien") betrieben.
- Das erste Elektrizitätswerk der Stadt nimmt an der Promenade unmittelbar am Zillierbach seine Tätigkeit auf.
- Die aus dem 16. Jahrhundert stammenden an der Ostseite des Marktplatzes stehenden drei Hertzer´schen Häuser, die den Stadtbrand 1751 überdauern, nicht aber den wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerjahre, werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt.
- Die am Teichdamm gelegenen Siegemund`schen Häuser von 1617 werden Opfer des neuen Wohlstand ihrer Besitzer. Tischlermeister Siegemund lässt die Häuser abreißen und durch einen 1897 fertiggestellten Neubau ersetzen.
- Die bereits 1485 erwähnte Ziegelei im Heideviertel besteht bis 1897, zuletzt als "Rätzel´sche Ziegelei".
- Im Kurhaus gibt es eine erste Vorstellung des "Theaters lebender Photographien".
- Das zwischen 1535 und 1545 erbaute Wohn- und Kaufmannshaus in der Marktstraße 17 wird von Carl Sczesny erworben und zum "Hotel Reichspost", später "Hotel Reichshof", ausgebaut.
- Durch die Harzquer- und Brockenschmalspurbahn setzt im Harz der Fremdenverkehr ein.
- Am 28. Juli 1898 erfolgt die feierliche Grundsteinlegung des Bahnhofs Brocken. Am 4. Oktober läuft der erste Personenzug auf dem Brockenbahnhof ein.
- Die Strecke Wernigerode - Drei Annen Hohne - Schierke wird am 20. Juni 1898 eröffnet.
- Am 27. März 1899 befährt der erste Zug die vollständig fertig gestellte Strecke Wernigerode-Nordhausen.
- In Wernigerode existieren 39 Betriebe der Holzindustrie, 21 Stein verarbeitende Betriebe, 20 Steinbrüche, acht Metall verarbeitende Betriebe, vier Ziegeleien, vier Schokoladenfabriken, zwei Likör- und Schnapsfabriken.
- In Schierke wird das Nobelhotel "Fürst zu Stolberg" gebaut.
- Der Wirt Gustav Hesselbarth ersetzt den alten Getränkeausschank an der "Steinernen Renne" durch ein großes dreigeschossiges Fachwerkhaus, das bis heute als Hotel und Gaststätte für Wanderer dient.
- In Abkehr von der Fachwerktradition baut die Stadt eine massive Knabenschule.
- Erneut kommt es am 11. Juli zu einem extrem starken Gewitter mit anschließenden Hochwasser.
- Am 10. August findet das 50jährige Jubiläumsfest der Hasseröder Schützengilde statt.
- Das Wasserkraftwerk "Steinerne Renne" nimmt mit einer 90 kW-Turbine seinen Betrieb auf. Es dient der Stromversorgung für das neu erbaute Schotter- und Granitwerk. Die Elektroenergie wird für dessen Beleuchtung und den Antrieb einer Lorenbahn zwischen Steinbruch und dem Werksgelände sowie für die Verarbeitung des Gesteins in den Brüchen benötigt.
- Am 1. Juli wird ein Krankenhaus eröffnet und in die Verantwortung des Landkreises übergeben. Mit seiner Eröffnung stehen 39 Betten zur Verfügung.
- Der namenlose das Mühlental eröffnende Platz wird "St.-Theobaldi-Platz" genannt. Später wird der Platz nach dem 1907-1920 leitenden Arzt des Kreiskrankenhauses, Dr. Georg Holfelder, der auch unmittelbar hier wohnte, als "Holfelder Platz" umbenannt.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 214 - Juni 1988 S. 13