15. Jahrhundert
- "In einem Landfriedensbündnis der Harzgrafen und Bischöfe vom 27. Oktober 1401 wird unser Brocken das erste Mal als der `Brockenberg´ bezeichnet".
- In Wernigerode gibt es ein jüdisches Quartier. 1403 wird eine "Joddenstraße" (heute Oberengengasse) erwähnt.
- Am Thumkuhlenberg wird Kobalt gefördert. Die Thumkuhle ist im Besitz des Domes zu Halberstadt (Thum=Dom; Kuhle=Tagebau).
- Aus einer Urkunde geht hervor, dass Hasserode Forstsitz des Harzwaldes bis hoch zum Brocken ist.
- Graf Conrad zu Wernigerode hat sich mit seinem Bruder Graf Heinrich geeinigt, dass sie und ihre Erben die Grafschaft nicht entfremden, versetzen, vergeben und nicht verkaufen wollen.
- Die Zunft der Fleischer (Knochenhauer) wird in einer Urkunde genannt.
- Graf Heinrich zu Wernigerode befreit alle Besitzungen des Hospital zu St. Nicolai von allen Diensten und Abgaben und nimmt das Hospital und seine Güter in Schutz.
- Graf Konrad VI. von Wernigerode stirbt.
- Die Zunft der Krämer wird gebildet.
- In einer Urkunde wird ein Bürgerholz erwähnt.
- Graf Heinrich zu Wernigerode übereignet am 29. Juni sein "hoff unde dorp Hartesrode", Hasserode, das weitestgehend wüst ist, der Stadt Wernigerode. Die Sankt Andreaskirche des Dorfes verbleibt im Besitz des Klosters Drübeck.
- Graf Heinrich zu Wernigerode verleiht am 18. Mai der Neustadt ein eigenes Stadtrecht. Kein Bürgermeister, sondern ein "Bauermeister" leitet den Rat der Neustadt.
- Das alte Wernigeröder Rathaus wird erstmals urkundlich erwähnt. Es muss jedoch bereits 1229, dem Zeitpunkt der Verleihung des Goslarschen Stadtrechts, bestanden haben, denn das war die Voraussetzung jenes Aktes.
- Erstmals wird ein "Stadtforst" erwähnt. In einer Urkunde ist vom Bürgerholz am Ahrensklint, nördlich von Schierke die Rede.
- Ab 1411 erfolgt der Umbau der Johanniskirche.
- Ein Dokument erwähnt die "Schnavenburg", vermutlich eine Rundburg auf dem Klint aus dem 10./11. Jahrhundert.
- Eine vordere, mittlere und hintere Heidestraße wird urkundlich erwähnt.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr.6, Juni 1954
- In einer Urkunde wird erwähnt, dass der Hardenberg, heute "Harburg", Eigentum der St. Theobaldi-Kapelle ist.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 187, 3. Vierteljahr - September 1981
- Das nordwestlich des Marktes gelegene Areal wird als "uppe de Heyde" bezeichnet und als Weide und als Standort von Hüttenbetrieben genutzt.
- Graf Heinrich zu Wernigerode übereignet dem Spital und den Siechen vor der Stadt vor dem Westerntor das Holzblek, ausgenommen die Hopfenberge und die darin liegenden Gärten.
- Der gräfliche Herrenhof in der Kochstraße muss dem König 10 Reiter und 10 Fußsoldaten zur Verfügung stellen.
- An die St. Sylvestrikirche wird ein Zins für eine Kupferhütte im Heideviertel gezahlt.
- Das wertvollste und bedeutendste Ausstattungsinventar in der Kirche St. Johannis ist der 1415 gebaute vierflügelige Schnitzaltar im Chorraum.
- Graf Heinrich von Wernigerode, der letzte seines Geschlechts, unternimmt ausgedehnte Raubzüge, u. a. ins Magdeburgische. Er wird dabei nicht nur von seiner ritterlichen Gefolgschaft, sondern auch von den Bürgern und Bauern der Stadt und den Dörfern der Grafschaft unterstützt.
- Der Rat zu Wernigerode gestattet den armen Leuten des Spitals St Jürgen vor der Stadt 5 Mark jährlichen Zinses und "Gülte", die sie in der Stadt haben, "schossfrei" aufzunehmen.
- Nach dem Aussterben der Wernigeröder Grafen kommt es zur Erbverbrüderung mit dem Grafen von Stolberg.
- Die Bürger Wernigerodes huldigen am 10. November dem Stolberger Grafen Botho.
- Der Hausmanns- oder Schusterturm wird erstmals im Zuge der Erneuerung der Burg erwähnt. Mit 24 Metern Höhe einem Durchmesser von 7,8 und einer Mauerstärke von 1,2 Metern ist er der Hauptturm der Burg. Allein 15 Geschütze stehen zur Verteidigung in diesen unruhigen Zeiten von Reformation und Bauernkrieg bereit.
- Graf Heinrich zu Wernigerode verkauft dem Rat und der Bürgerschaft zu Wernigerode das Kornhaus mit darunter gelegenen "Wantbuden".
Stadtarchiv Wernigerode - WR I/I/1/a./b.
- Der Graf von Wernigerode bekundet, dass auf seine Bitten "der Rat, Bürger und Meinheit der Stadt Wernigerode gehuldigt haben den Grafen zu Stolberg, unbeschadet der Rechte des Grafen von Wernigerode".
- In der Burgstraße gegenüber der Liebfrauenkirche wird 1418 ein Ritterhof im Besitz der Familie von Schwichelt bezeugt, und zwar "oppe der Egge an der Vorwerkestrade". Später steht dort das Hygiene-Institut.
- Am 24. Juni kommt es zu einer Erbverbrüderung der Grafen von Stolberg, Schwarzburg und Wernigerode.
- Gründung der Theobaldikapelle zur Sühne für den Landfriedensbrecher Graf Dietrich von Wernigerode.
- Eine "Vlotrenne" wird zum ersten Mal erwähnt, existierte wohl aber bereits im 12. Jahrhundert. Diese erinnert daran, dass das Wasser des Zillierbaches aus ihrem natürlichen Bett abgeleitet und um den Klint (Anlage einer Burg "Schnavenburg") herum geführt wurde.
- Eine Hütte vor dem Westerntor wird genannt (heute Kesselmühlenstraße).
- Graf Heinrich schenkt die von "ihm erbauete Kapelle zu S. Theobald über Nöschenrode dem Kapitul des Sylvester und Georg-Stiftes in der Stadt Wernigerode".
- Erste Erwähnung des Gothischen Hauses als "dat grote Hus up dem markede bi deme speluse".
- Es wird östlich der Stadt eine "Schinderhecke", heute etwa Schreiberstraße / Ziegelstraße, erwähnt.
- "Noschenrode" (Nöschenrode) leistet dem künftigen Landesherren eine eigene Erbhuldigung.
- Revers des Grafen Botho zu Stolberg, dass ihm Rat und Bürgerschaft der Neustadt zu Wernigerode gehuldigt haben, dass es sie bei ihren Freiheiten, Rechten und Gewohnheiten belassen will.
- Das Spelhus geht am 15. April durch Schenkung aus gräflichem Besitz an die Stadt über mit der Auflage, "dass sie mögen bauen und einen Keller machen in der Erde des Bodens". Der Umbau erfolgt von 1427-1450 in Bruchstein. Ein massives Kellergeschoss wird gebaut. In der Urkunde "behält sich der Graf das Recht vor, mit seiner Mannschaft und den Bürgern den Fastnachtschmaus daselbst einzunehmen".
- Zwischen dem Grafen und dem Rat zu Wernigerode wird vertraglich die Verteilung der dem Feind abgenommenen Beute geregelt.
Stadtarchiv Wernigerode - Urkundenbuch der Stadt Wernigerode - WR I / V /c/1
- Graf Heinrich übereignet dem Rat zu Wernigerode das Eigentum des Lehens über die Kapelle St. Jürgen vor der Stadt.
- Das Vorhandensein eines gräflichen "Deiergartens" (Tiergarten), kann belegt werden.Amtsblätter der Stadt Wernigerode - Jahrgang 12 Nr. 10/2004
- Am 24. Juli verleiht Graf Heinrich zu Wernigerode der damals noch eigenständigen Neustadt einen freien Wochenmarkt am Mittwoch.
- Graf Heinrich von Wernigerode, gest. 1429, erwähnt in einer Urkunde erstmals eine "Grube am Dhumkuhlenbergk na den Huppeln", später "Aufgeklärtes Glück".
- Erzbischof Friedrich von Magdeburg tritt in einem Vergleich mit "Churfürst" Friedrich II. das Lehnrecht über die Grafschaft Wernigerode an diesen ab.
- Die Wernigeröder Grafen sterben am 3. Juni mit Graf Heinrich aus. Die Grafschaft Wernigerode und zugleich das erzreiche Amt Elbingerode fallen an die Grafen von Stolberg. Aus der Grafschaft Stolberg gehen zwei Linien hervor, Stolberg-Stolberg und Stolberg-Wernigerode. Die Linie der Grafen zu Stolberg-Wernigerode beginnt mit Botho dem Älteren (gest. 1455).
- Kupfer und Silber, Kobalt und Eisenerz sowie Jagd und Forstwirtschaft sind die Erwerbsquellen der Bevölkerung dieser Zeit. Günstige Lage und Schutz der Stadtmauern lassen in der Stadt Handel und Handwerk blühen.
- Der regierende Graf Botho, der sich selbst "Graf zu Stolberg und Herr zu Wernigerode" nennt, hat gemäß Reichsmatrikel für den Reichsheeresdienst 10 Reiter und 10 Fußsoldaten zu stellen, zusammen aus den Grafschaften Stolberg und Wernigerode, je Grafschaft fünf. Zur Verteidigung der Stadt können alle Männer im wehrpflichtigen Alter herangezogen werden. Ein Ernstfall trat für Wernigerode niemals ein. Eine Schlacht bei Wernigerode fand niemals statt.
- An der sich im 15. Jahrhundert in den deutschen Ländern entwickelnden Bemühung der Kirche, sich selbst zu reformieren, beteiligen sich die Grafschaft und die Stadt beispielhaft. Besonders sind dabei die Vorstellungen des regierenden Grafen Botho ein bedeutender Impulsgeber für die eingeleitete Reformierung der Kirche und insbesondere der Klöster.
- Das spätere Gothische Haus des Zöllners Kurt Cramer wird von, nach einem Ort bei Braunschweig benannten, Familie Hinrik und Katherine Adenbüttel erworben. Für die Übernahme des "Adenbüttelschen Hauses" zeugt die Inschrift, "Das Bauen wär'ne feine Kunst, wenn einer hätt' das Geld umsunst". Später übernimmt Sohn Ludwig Adenbüttel nach dem Tod des Vaters das Haus. Ludwig verstirbt noch vor dem großen Stadtbrand 1528.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988
- Das "Augustiner-Eremiten- Kloster Himmelpforte" spielt eine herausragende Rolle in der geistigen Bewegung der Kirche dieser Zeit. Heinrich Zolter, einer der führenden Köpfe dieser deutschen Kongregation, tritt von Himmelpforte aus an die Spitze der sächsischen Provinz dieses Ordens und festigt die reformierte Klosterzucht und geistliche Ordnung.
- Am 18. August sorgt Botho der Ältere (um 1375 - 1455) für ein Landfriedensbündnis und eine Erbeinigung der Grafschaften Stolberg, Wernigerode und Schwarzburg. Botho kommt es dabei nicht nur auf die gesicherte Erbfolge, sondern auf ein festes Bündnis gegenüber den immer mächtiger werdenden Fürstenhäusern im Reich an.
- In einer Urkunde wird die Bezeichnung "de hinderste Heide" benutzt. Daraus entwickelt sich das Kürzel Hinterstraße.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr.6, Juni 1954
- In einer Rechnung der Sylvestrigemeinde erscheint die Bezeichnung "Deirgarten" (Tiergarten) als Flurbezeichnung.
- Als "...der Herren Vorwerk" wird das Gelände des heute genannten Vorwerks erstmals erwähnt und somit als Besitz der Grafen von Wernigerode ausgewiesen.
- In Wernigerode taucht erstmals die Bezeichnung "Vorwerk" auf.
- Für die Neustadt wird "dat Rathus in der nigen Stadt“ (Ecke Breite Straße/Große Schenkstraße) erwähnt, hat aber nicht die Bedeutung wie das Rathaus der Altstadt. Die Neustadt hatte keinen besonderen Stadtvogt und wird von der "Altstadt" mit verwaltet. Nach dem Stadtbrand 1528 wird es vom Sohn des Rathausbaumeister Simon Hilleborch als "Neustädter Schenke" wieder aufgebaut.
- Der Magdeburger Erzbischof Friedrich verzichtet zugunsten des Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg auf die Lehnsherrschaft über Burg, Stadt und Grafschaft Wernigerode.
- Hartesrode (heute Hasserode) ist nahezu wüst, nur noch Bergwerk und Forst. Die Flur des Dorfes Hartesrode reicht bis zur Einmündung des Himmelpfortentales im Norden, im Süden ungefähr bis zur Kirchstraße.
- Mehrere Hopfenberge befinden sich unter dem Eichberg, im Nesseltal, unter der hohen Warte, im Papental und am Kapitelsberg.
- Die Einwohnerzahl geht zurück, viele ziehen in andere Dörfer und Städte.
- Bau des Hauses Hinterstraße 48, ein Ständerbau, heute ältestes Haus von Wernigerode.
- Die nach der Schenkung des Spelhuses ausgeführten Umbaumaßnahmen werden abgeschlossen.
- In einem Kirchenbuch von "St.Sylvetri" findet sich eine Ersterwähnung der Wernigeröder Schützen ("Sebastianbruderschaft").
- Fredereck, Markgraf zu Brandenburg, bestätigt die Rechte und Freiheiten, welche der Rat zu Wernigerode und die Bürger und die Gemeinheit von den Grafen Corde und Hinreck sowie Bothos besessen haben.
- Am 15. März verstirbt Graf Botho der Ältere. Nachfolger wird sein in der Ehe mit Gräfin Anna von Schwarzburg geborene Sohn Heinrich.
- Graf Heinrich zu Stolberg versichert dem Rat zu Wernigerode, alle Rechte zu belassen (Huldigungsrevers).
- Der Graf von Stolberg Wernigerode und der Rat der Stadt schließen einen Vergleich wegen etlicher Zölle. "Der Zoll von Hopfen, den man in ganzen Stücken durch die Stadt führt, von Eisen, dass in der Ratswaage nicht einkommt, von Speck, der durch die Stadt geht, bleibt herrschaftlich. Vollgehende Zölle soll der Rat aufnehmen, wie er von der Herrschaft schon berichtigt war, von Bier und Met, dass man aus der Stadt führt, von Eisen, dass man von der Stadtwaage handelt und nur dort gewogen wird, von Hopfen, den der Stadthopfenmeister misst, von Schweinen, Pferden, Kälbern und Schafen, die man in der Stadt verkauft oder in die Stadt führt, Rädern, Kisten und Stockbetten, Salzkarren, Wagen mit Salz, Rüben, Zippeln oder Kungest, Heringen oder Fischen in Tonnen oder halben, die man auf dem Markt ausstellt. Auch kann der Wart Städtegeld aufnehmen und Wegpfennige, wie es schon zuvor war."
- Ein Großbrand in der Altstadt veranlasst Graf Heinrich, den Bürgern der Stadt für zehn Jahre die Steuern und den Fleischzehnten zu erlassen.
- Am 27. September belehnt Kurfürst Friedrich, Markgraf von Brandenburg, den Grafen Hinrich zu Stolberg und Wernigerode mit der Grafschaft, Schloss und Stadt Wernigerode mit der ausdrücklichen Verpflichtung, ihm Schloss und Stadt Wernigerode in allen Kriegen, Nöten und Geschäften zu öffnen.
- In Wernigerode gibt es dreihundert "schoßpflichtige" Familien.
- Das Schierstedtsche Haus am Klint, das später zur Ratswaage ausgebaut wird, entsteht. Es ist vermutlich nach dendrologischen Untersuchungen des verwendeten Bauholzes die älteste Fachwerkkonstruktion in Wernigerode.
- Es werden Zünfte der Schuhmacher und Gerber gebildet.
- Das 1391 in einer Urkunde erwähnte "Hospitalis op sente Nycolaus kerchove" wird "Hof zum heiligen Geist" genannt.
- Eine Schneiderzunft wird gebildet. Mitglied einer Zunft / Innung kann nur der Meister werden, der ehrlich und ehelich geboren ist. Er muss Bürger von Wernigerode sein.
- Nicht nur die Meister schließen sich zu Zünften zusammen, sondern auch die Gesellen einer Zunft. Als erste schließen sich die Schuhmacher- und Gerbergesellen zur "Unserer-Lieben-Frauen-Brüderschaft" zusammen.
- In einer letztwilligen Verfügung, die der Graf zu Stolberg und Wernigerode aufsetzt, als er im Begriff ist, "über Meer nach dem heiligen Land zu fahren", legt er fest, was mit der Grafschaft zu geschehen hat, wenn er von dieser Reise nicht lebend zurück kommt. "Seine rothe Sammetschaube soll die Pfarrkirche S.Martini in Stolberg haben, die graue Schaube das Stift zu S.Georgi und Sylvestri zu Wernigerode u.a. das klasse Roß solle dem Kloster Himmelpforten zufallen. Geht er mit dem Tode ab, so soll die Herrschaft Wernigerode nicht so leicht abgetreten und wenigstens 1000 Gulden dafür erlangt werden, wovon ein Teil zu Gottes Ehre verwendet werden, das übrige an seine Gemahlin, die Mutter und seine Tochter fallen soll".
- In einer Urkunde wird eine "Neue Turmwarte", "by deme nyen Torne", 4000 Meter nördlich des Stadtzentrum genannt. Das lässt darauf schließen, dass es eine Vorgängerin gab. Die Stelle ist bekannt als alte "Malstatt", wo auch dem Grafen gehuldigt wurde. Auch stand hier eine Gerichtslinde, wo den ländlichen Untertanen von Wernigerode zum Wernigeröder Landgericht entboten wurde, "am neuen Turm", "am Baum". Die Warte war auch in die "Wernigeröder Landwehr" mit anderen, wie die "Horstbergwarte" oder "Fiekenburgwarte", einbezogen.
- Vor dem Grafen und den "gräflich stolbergischen Räthen" geloben am 7. Februar Rat und Gemeinde zu Wernigerode, dass sie die 1000 Gulden, welche sie verzinslich geborgt hatten, binnen fünf Jahren abtragen und nach Vermögen dazu steuern wollen.
- Im Sankt-Georgi-Hospital, außerhalb der Stadt vor dem Westerntor gelegen, finden Lepra-Kranke, vom unheilbaren Aussatz befallen, Unterkunft und Versorgung.
- Am 23. April bittet Heinrich Graf zu Stolberg den Rat zu Wernigerode, sich für ihn gegen Kapitel und Vikare zu S.Bonifaz zu Halberstadt über 300 Gulden zu verbürgen.
- Am 1. Mai schenken Heinrich, Graf zu Stolberg, und die Stadt Wernigerode den Petersberg den "armen leuten" des St.Georgii-Hospitals. Seitdem wird der Berg Armeleuteberg (ab 1671 ständig so) genannt.
- Rat und Bürgerschaft bitten Graf Heinrich um Schaffung eines neuen Altars in der Johanniskirche.Stadtarchiv Wernigerode - WR I/VII/B/3/2
- Heinrich Graf zu Stolberg und Wernigerode befreit auf Bitten des Rates der Altstadt Wernigerode die "alten und siechen Leute zu St. Jürgen" von den bisherigen jährlichen 10 Schilling Zinsen, die sie der Herrschaft zu geben hatten von ihrem "Holzblek neben der Hasenhecke vorn Schoete".
Stadtarchiv Wernigerode - WR/VII/A/2/13
- Im Gebiet der Grafschaft wird das Wasser der Bode durch den Wormkegraben bergab über den Zillierbach zur Holtemme geleitet.
- In einem Verzeichnis der Stadt sind 360 Häuser genannt. Die Einwohnerzahl könnte demzufolge knapp bei 2000 liegen.
- Am 27. Mai erteilt Friedrich, Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches und Markgraf von Brandenburg, Heinrich, Graf zu Stolberg-Wernigerode ein Münzprivileg.
- Um 1468 wird die Wernigerödische Münzordnung betätigt.
- Am 9. November erborgt sich Heinrich, Graf zu Stolberg und Rat und Gemeinde von Wernigerode von Heinrich von Schwiechelt und seiner Mutter Margarete und ihren Treuhändern 1000 "vollwichtige rheinische Gulden" bis "künft. Michaelis". Behalten sie mit Zustimmung der Gläubiger das Geld länger, so wollen sie einen jährlichen Zins von 70 Gulden "auf Michaelis" zahlen.
- Der Rat von Wernigerode erklärt in einer Urkunde, dass der Lindenberg nicht in die "Achtwort", und nicht nach Hasserode gehört, sondern dass ihn Rat und Gemeinde Wernigerode gleich anderen Gehölzen von Gnaden der Herrschaft Stolberg innehaben. Die "Landleute der Achtwort" haben kein Eigentum, sondern nur eine Zulassung und Nutzung entsprechend des "Gnadenbriefes".
- Im Mühlental wird eine "Schleifmühle" errichtet. Später geht daraus die "Heilebarts-Mühle" bzw. die "Storchmühle" hervor.
- Das Augustinerkloster Himmelpforte übt scheinbar etliche seelsorgerische Aktivitäten in Hasserode/Wernigerode aus. Hinweis darauf ist eine 1471 an das Kloster herangetragene Bitte "umme de sermone und predikinge in unser Stadt" und das Vorhandensein eines eigenen "monkenhof" in der Stadt.
- Ober- und Niederminsleben sind als wüste Dörfer beurkundet. Oberminsleben wird später wieder aufgebaut.
- Graf Heinrich, Herr zu Stolberg und Wernigerode, bekundet, dass ihm der Rat der Altstadt zu Wernigerode "um des Dienstes halben 600 gute Rheinische Gulden" gezahlt habe wegen der unbesetzten und wüsten Marken und Dörfer "Rymke, Wolberode, Hennzingerode, das Aldenroder Feld, Nidderminszleben, Obirminszleben, Smarthfelt, das Roth, das Steinbrok und Margkelingerode".
- Am 25. Februar verschreiben der Bürgermeister und der Rat von Wernigerode dem Jungfrauenkloster Adersleben mit Zustimmung von Heinrich, Graf zu Stolberg, für 100 "rheinische Gulden vier Gulden Zins auf Oster".
- Am 29. März errichtet der Rat der Stadt Wernigerode eine Ordnung für die Innung der Tuchmacher in der Alt- und Neustadt Wernigerode und Nöschenrode, sowie über das Walken und die Walkmühle.
- Am 24. April belehnt der Kurfürst Albrecht, Markgraf zu Brandenburg, den Grafen Heinrich zu Stolberg und Wernigerode mit der Grafschaft, Schloss und Stadt Wernigerode mit der Verpflichtung, dass der Graf ihm Schloss und Stadt bei allen seinen Kriegen, Nöten und Geschäften öffne.
- Am 1. Oktober bittet Heinrich, Graf und Herr zu Stolberg und Wernigerode, den Rat zu Wernigerode, sich für ihn gegen das UL-Frauenstift über 100 Gulden "Hauptgeld" und 15 Gulden Zins "auf Michaelis als Selbstschuldner zu verschreiben", und sichert ihm "Schadloshaltung" zu.
- In Kämmereirechnungen wird außerhalb der Stadt vor dem Westerntor zwischen der Steinmühle, der späteren Malzmühle, und dem St. Georgii-Hospital eine Ziegelhütte erwähnt.
Neue Wernigeröder Zeitung - Harzer Wochenblatt - Verlag Jüttners Buchhandlung - 26. Jahrgang Nr.8 vom 6. Mai 2015 S.21
- Am 15. Juli verkauft Heinrich von Rüxleben, Marschall von Wernigerode, das Collegialstift zu Wernigerode erblich für 150 rheinische Gulden, das ihm und seinem Bruder, dem Ritter Kaspar von Rüxleben, vom Grafen Heinrich zu Stolberg übereignete Lehngut.
- Die Brüder des Einsiedler-Klosters Himmelpforte verkaufen für zweieinhalb Mark "Halberstädtischer Währung" ihr Haus hinter der Liebfrauenkirche zum Erbenzins von neun Schilling an Bürgermeister und Rat zu Wernigerode.
- Eine "St-Andreas-Kirche to Hartsrode" (Hasserode) wird erwähnt.
- Die Stiftsvikare von St. Sylvestri legen im Nesseltal einen Teich an, nachdem Heinrich Graf zu Stolberg es ihnen am 3. April gestattet hatte, auf eigene Kosten einen Teich anzulegen.
- Heinrich, Graf zu Stolberg einigt sich am 29. April mit dem Rat zu Wernigerode auf einen Vergleich zur Tilgung der herrschaftlichen Schulden.
- Graf Heinrich der Achte von Stolberg-Wernigerode schließt mit der Stadt einen Vertrag über die "Abgabe eines Schwertgroschens für jeden Zentner Eisen, welcher in der Wage zu Wernigerode gewogen wird".
- Am 10. März erlangt Heinrich Graf zu Stolberg vom Rat zu Wernigerode 1500 Gulden, vergleicht sich mit ihm wegen deren Bezahlung und der Abtragung der verschiedenen in Halberstadt übernommenen Schuldsummen, gelobt auch, den Rat nicht weiter mit Bürgschaften und Boden, außer im Fall seiner Gefangennahme, zu behelligen.
- Das Waaghaus, südwestlich am heutigen Rathaus, entsteht nach Plänen von Hilleborch.
- Aus der Zeit um 1480 stammt der älteste Teil des späteren Gadenstedtschen Hauses.
- Am 23. Mai gestattet Heinrich, Graf zu Stolberg, dem Rat der Stadt Wernigerode die Anlage einer "Stuterei", wozu er "Trift, Wasser und Weide" gewährt, sich aber die Anlage einer eigenen vorbehält.
- In einer vom Erzbischof von Magdeburg ausgestellten Urkunde wird eine Silbergrube "in den Duhnen bie Werningerode" erwähnt. Ob mit "den Duhnen" der "Thumkuhlenberg" gemeint ist, bleibt eine offene Frage. Zumindest wird bereits 65 Jahre früher in einer Forsturkunde die bergmännische Nutzung des Berges aufgeführt.
- Am 6. Mai beleiht "Graf Heinrich zu Stolberg und Wernigerode" den "Rat der Neustadt von Wernigerode" gegen sechs Schilling "Erbenzins auf Michaelis" mit einem "Platz vor der Neustadt zur Anlage einer Säge- und sonstigen Mühle".
- Am 12. September wird durch einen "Offizial Linz zu Halberstadt" (Curie Halberstadt) der Lauf der "Wernigerödisch- Blankenburgischen Grenze" in Anwesenheit von Vertretern aus beiden Grafschaften vermessen und festgelegt.
- Der durch die Kreuzfahrer von ihren Zügen nach Palästina mitgebrachte Aussatz, die Lepra, ist eine der großen Leiden dieser Zeit. In Italien, Deutschland und anderen Ländern entstehen gesonderte Pflegeanstalten für Lepra-Kranke, in Italien "Lazaretti" (nach Lazarus) und in Deutschland werden S.-Georgii-Hospitäler gegründet. Wernigerode nennt die Sankt-Georgii-Hospitalisten "die armen unde utsetzigen lude to sunte Jürgen von Wernigerode". Die einzige Therapie ist die Abgrenzung der Aussätzigen von den Gesunden. Deshalb liegen die S.-Georgii-Hospitäler überall außerhalb der Stadt.
- Im östlichen Teil des Heideviertels befindet sich nachweislich ein Ziegelhof.
- Obwohl viele Höfe in Hasserode in den letzten Jahren aufgegeben wurden und andere verfallen, werden noch einige dem Kloster Drübeck zinspflichtige Höfe genannt. Doch auch diese verfallen in den nächsten Jahrzehnten.
- Die 1203 erstmals erwähnte Kirche von Hinzingerode wird als "wüst" bezeichnet. Vom 13. bis 15. Jahrhundert wird Hinzingerode mehrfach urkundlich erwähnt. Aber sowohl die Entstehung, die Entwicklung des mittelalterlichen Dorfes und die Umstände, die die Bewohner bewogen, den Ort aufzugeben, liegen im Dunkeln.
- Die Dorfkirche von Hasserode "St.Andreas" ist dem Verfall preisgegeben. Es ist davon auszugehen, dass deshalb am 11. Februar mehrere Kardinäle den Gläubigen für jeden dort zugebrachten Tag hundert Tage Ablass geben, welche diese Kirche an gewissen Festen besuchen und für diese ihre mildtätige Hand öffnen würden.
- Erste urkundliche Erwähnung eines "Dullenturmes" als Teil der Stadtmauer.
- Heinrich Caspar und die Grafen Heinrich und Botho geben ihre Zustimmung dazu, dass Magister Ulrich Rispen, Pfarrer zu Stolberg, dem Prior Andreas Proles das Einsiedlerkloster Himmelpforte für 170 Rheinische Gulden verkauft.
- Graf Heinrich zu Stolberg borgt sich "von dem Rath und der Meinheit seiner Stadt zu Wernigerode 1400 Gulden" mit Einwilligung "seiner Räthe und lieben Getreuen, der gestrengen Heinrich von Rürleben, Hans Krebs, Anton von Werthern, und Heinrich von Sundhausen".
- Ausbau der Burg, u.a. Errichtung des "Steinernen Hauses" und des "Neuen Hauses", einer Bastion mit Zugangstoren sowie der zweiten Ringmauer.
- Johannes Wedder und sein Sohn Heinrich kaufen vom Kloster Himmelpforte ein Haus in Wernigerode bei der Münze.
- Das östliche Stadttor wird erstmals als Rimkertor bezeichnet, nach dem Ort Rimbek (auf dem Horstberg), welches im 15. Jahrhundert wüst ging.
- In Benzingerode existiert eine Ziegelei, die Backsteine für den Bau des Wernigeröder Rathauses liefert.Fritz Schlimmer
- Während der Regierungszeit des Grafen Heinrich hat sich die Burg Wernigerode zu einem feudalistischen Zentrum der Macht in der Vorharzregion entwickelt.
- In der Sackgasse an der Stadtmauer existiert ein "Frauenhaus". Hier wohnen die so genannten "sauberen Frauen". Diese Bezeichnung rührt daher, da die Frauen dieses Freudenhauses von einem Arzt gesundheitlich untersucht wurden.
- Der Unterbau des Spelhuses erhält ein Fachwerkgeschoß (Pläne von Andreas Sprengel, später von Thomas Hilleborch).
- In der Saumschelle des aufgestockten Obergeschosses des Rathauses wird die Inschrift "Complet - per - Thomas - Hilleborch - Anno - M - CCCC - XCVIII - Die - viti - buhern - hinr - kimen - h.het" (Vervollständigt von Thomas Hilleborch im Jahre 1498 am Tage St. Veits. Bauherr: Hinrich Kimen , H. Het), eingestochen.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr. 201. März 1985
- Am 12. Juli wird in Wernigerode auf Betreiben des Grafen eine "Bierziese" (Biersteuer) eingeführt. Die Einnahmen gehen direkt an die gräfliche Kasse.
- Blütezeit der Stadt. Handel mit Tuchen, Bier und Branntwein bringt Wohlstand. 16. Jh. Niedergang durch mehrere Pestepidemien und dem Dreißigjährigen Krieg.
- Die ehemalige Hansestadt sinkt zu einer Ackerbürgerstadt herab.
- Die Einwohnerzahl dürfte bei 2300 liegen.