17. Jahrhundert
- Vom Kloster Drübeck erwirbt die Stadt den Schützenberg und die Knechtsköpfe für 400 Taler.
- Von Graf Ernst wird Melchior Röder mit dem Bergwerk Heilige Dreifaltigkeit belehnt.
- Graf Wolfgang Ernst führt die allgemeine Schulpflicht ein.
- Der Name Hasserode wird in dieser Schreibweise erstmals genannt.
- Die Nöschenröder Schützen werden erstmals erwähnt.
- Der Graf fordert am 1. Juni den Rat zu Wernigerode erneut auf, mit Heerwagen, Pferden und Knechten im Kriegsfall bereit zu sein.Stadtarchiv Wernigerode - Urkundenbuch
- Der Graf bittet am 30. Juni den Rat zu Wernigerode, dieser möge es erlauben, dass zur Annahme von vier Knechten für den Heerzug in die Niederlande die Trommeln geschlagen werden.
- Die Grafen Johann und Heinrich zu Stolberg befehlen dem Bürgermeister und Rat bei 100 Talern Strafe den Schenken der Alt- und Neustadt das beabsichtigte Ausschenken von "Braunschweiger Mumme" zu unterlassen.
- Der Bürgermeister der Stadt richtet am 26. Oktober ein Bittgesuch an den Kurfürsten von Brandenburg um Schutz vor dem Grafen zu Stolberg.
- Als eines der letzten Opfer eines Hexenprozesses in Wernigerode wird Kunne Poppendieck zum Tode verurteilt und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.
- Am 21. Oktober erteilt der Markgraf zu Brandenburg einen Schutzbrief für Bürgermeister und Rat zu Wernigerode wegen Eingriffe der Stolberger Grafen in die "Gerechtsame" der Stadt.
- Das sich in der Breiten Straße Nr. 4 (heute "Cafe Wien") befindliche Fachwerkhaus wird mit einem reizvollen Dacherker versehen, anstelle eines Kefferbalkens für die Ladeluke am Speicher des Obergeschosses.
- Es existiert die Bezeichnung "Grüne Straße". Der obere Teil ist heute die Schäferstraße.
- Am 6. Oktober erhält Jacobus Weise, Stadtsyndicus zu Wernigerode vom Markgrafen zu Brandenburg und Kurfürsten zu Preußen einen Schutzbrief gegen die Angriffe des Grafen zu Stolberg und dessen Beamte und Diener.
- Die Stadt erwirbt den Organistenberg für 500 Taler von Privatpersonen.
- Ab 1614 werden im Gebäude Oberpfarrkirchhof 5, "Alte Münze", vom gräflichen Münzmeister "Stolbergische Münzen" geprägt.
- Am 20. Mai gewährt Paul Donat, Bürgermeister von Wernigerode, den Hospitälern zu St. Nicolai, S. Salvatoris, S. Georg und S. Johannes 200 Mariengulden.
- Die Stadt erwirbt den Rathskopf und den Eichberg.
- Am 27. März verkaufen Caspar Lueder, Jacob Klose als ehelicher Vormund seiner Frau Marie Lueder, Joachim Bolte als Vormund von Anna Lueder und Heinrich Laffert als Vormund von Asche Lueder den vom Vater geerbten Holzkopf auf dem Eisenberg bei der Kakemike mit der darunter liegenden Lehde an den Rat zu Wernigerode zu 21 Mariengroschen.
- Am 23. März verkaufen Bürgermeister und Rat den oberen Teil der Walkmühle("Schiefes Haus") in der Stadt an die Tuchmachergilde, die schon den unteren Teil besitzt für 100 Mariengroschen zu 21 Groschen. Der Teichdamm soll auf des Rates Unkosten gehalten werden.
- Ilsenburg und Drübeck werden durch "die Soldateska des tollen Christian" geplündert.
- Vom weitestgehend wüsten Hasserode existiert nur noch die als brandenburgisches Amt genutzte Wasserburg, in der sich 1624 die Grafenbrüder und der Rat der Stadt zu einem Festessen treffen.
- Zu Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen konzentriert sich auch der Rat von Wernigerode darauf, die Verteidigungsanlagen zu verbessern und auszubauen. In den Sommermonaten werden Bauarbeiten an den Toren der der Stadt gehörenden Burg Hasserode ausgeführt.
- Im Herbst überfluten die Wallensteiner die Grafschaft. Die Grafen von Stolberg sind nicht mehr in der Lage, Stadt und Grafschaft zu schützen. Die Bürger sind den willkürlichen Bedrückungen der Soldateska ausgesetzt.
- In Wernigerode wütet die Pest, 1600 Tote sind zu beklagen.
- Generalissimus Albrecht von Wallenstein bezieht am 5. Januar sein Hauptquartier in der Breiten Straße 3. Das Gebäude brannte 1847 ab und wurde durch den heutigen Bau ersetzt. Graf Christoph von Stolberg Wernigerode bittet Wallenstein um Schonung für die Stadt und die Grafschaft und findet bei ihm Gehör.
- Am 17. Januar, im achten Jahr des Dreißigjährigen Krieges, erscheint der kaiserliche Feldherr General Wallenstein vor den Toren Wernigerodes und begehrt drohend Einlass.
- Wernigerode wird abwechselnd durch schwedische und wallensteinsche Truppen besetzt. (Wallenstein droht: "Wernigerode in die Asche legen" und alle Bürger mit Weib und Kind niederhauen lassen.) Am 18. Januar 1626 trifft Graf Christoph mit Albrecht von Wallenstein zusammen.
- Das Schloss wird zur Garnison. Die über einhundertdreißig hier einrückenden Musketiere werden von Oberwachtmeister Vitus Robertus befehligt. Sämtliche Räume werden nach Wertsachen durchsucht. Der gräflichen Familie verbleiben nur wenige Räume.
- Kroaten verwüsten die Gegend.
- Die Einwohner der Stadt müssen die Garnison versorgen. Jeder Musketier hat Anspruch auf einen festen Verpflegungsatz. Es gilt der Grundsatz: "Der Krieg muss den Krieg ernähren!"
- Wegen Nichterfüllung von Kontributationszahlungen auf dem Schloss, muss der Rat von Wernigerode im Oktober für einen Tag sowie Weinachten in den Dullenturm.
- Das "Hospital Sankt Georg" wird während des 30jährigen Krieges in verschiedenen Berichten erwähnt: "ist den 17. Juli 1626 des Obersten Serboni Regiment von dem Rimbke-Thor über dem Burgberg hinan durch Eichenrod, die Bagagewagen aber durch die Burgstraße nach Elbingerode marschirt, haben bei 100 Kranke, mit Weib und Kind gerechnet, hier aufm St. Georgihofe hinterlassen, solche zu pflegen, derhalben der Oberst dem Konsul 10 Ducaten zugestellt."
- Das Schloss ist unbewohnt, zeitweise dient es als Militärgarnison. Die Grafschaft Wernigerode wird während des Dreißigjährigen Krieges mehrmals geplündert. Überfälle, Kriegssteuern, Einquartierungen und Erpressungen dauern bis zum Jahr 1648, das den ersehnten Frieden bringt. Aber erst im Oktober 1649 wird Schloss Wernigerode von schwedischer Besetzung frei.
- Von einem Kroaten-Oberst wird der Rat der Stadt im Dullenturm gefangen gesetzt und erst nach schwerer Kontribution wieder frei gelassen.
- Nach der Schlacht bei Breitenfeld befindet sich in dem Gebäude Breite Straße 3 das schwedische Hauptquartier.
- Nach den kaiserlichen Truppen quartieren sich schwedische Soldaten auf dem Schloss ein. Sie führen Krieg auf eigene Faust, stehlen, wonach ihnen gelüstet - zum Leid und Schrecken der Bewohner.
- Auf dem Marktplatz findet ein schwedischer Feldgottesdienst statt.
- Am 7. Januar stellt der schwedische König Gustav Adolf für die Stadt Wernigerode einen Schutzbrief aus.
- Drei schwedische Kompanien fordern Einlass und Unterbringung. Die Wernigeröder halten die Tore geschlossen und die Mauern besetzt. Die Angreifer setzen die Stadttore in Brand, die Verteidiger müssen sich beugen.
- Während des Dreißigjährigen Krieges wird Benzingerode von kaiserlichen Soldaten ("Isolanische Croaten") besetzt. Ein Oberst Kraft mit seinen Leuten ruinierte und plünderte das Dorf. Sie zerhauen Obstbäume, zertrampeln Saaten, beschädigen die Kirche und rauben sie aus. Die relativ kurze Besatzungszeit im Frühjahr 1638 reicht aus, Benzingerode auf lange Zeit ins Elend zu stürzen.
- Wernigerode ist eine mit einer kompletten Stadtmauer versehene Stadt, die im Schutz der Burg am Nordrand des Harzes ihren Einfluss auf alle Orte der Grafschaft verstärkt.
- Der Bürgermeister und Rat zu Wernigerode unterbreiten am 8. Februar Graf Christian Ernst ihre Vorstellungen betreffend der Eingriffe in die Rechte der Stadt und verlangen die Versicherung aller Rechte.
- Der Graf übersendet dem Bürgermeister und dem Rat am 6. Januar eine Verordnung über die nichtswürdigen und an vielen Orten verbotenen Dreiermünzen zur Publikation.
- 12. Mai: Umherziehendes Kriegsvolk besetzt gewaltsam zwei Wernigeröder Stadttore. Die Soldaten plündern das Pfarrhaus der Sylvestrikirche, brechen in mehrere Bürgerhäuser und in die Johanniskirche ein, zerschlagen Mobiliar, rauben Geld und Gut.
- Im August ziehen mehrmals kaiserliche Reiter und kaiserliches Fußvolk durch Wernigerode und durch die umliegenden Dörfer. Sie verlangen, von den Einwohnern versorgt zu werden. Wenige Tage später durchziehen ungefähr 400 schwedische Reiter das Harzvorland und nehmen in Minsleben und Langeln Pferde weg und verlangen ebenfalls, versorgt zu werden.
- Im November und Dezember wechseln sich raubend und mordend umherziehende Trupps kaiserlicher und schwedischer Soldaten ab. In die Stadt sind am 22. November "ungefähr 300 Kaiserliche Reiter unterm Herrn Obersten Ludwig Freiherrn von Novari dargestoßen, mit Order vom Erzherzog Durchl., darauf man sie eingelassen, und einquartirt. Haben große Insolentien gebraucht und die Leute mit schrecklichen Exekutionen und Geld Pressen heftig geplaget..."
- In der Breiten Straße 97 neben der Krellschen Schmiede wird eine Brennerei gebaut. Wernigerode ist schon in dieser Zeit bekannt für seine Kornbrennereien und das Haus 97 ein typisches Beispiel für ein kombiniertes Wohn- und Gewerbehaus.
- Die ständigen militärischen Auseinandersetzungen zwischen schwedischen und auf der Seite der kaiserlichen kämpfenden kroatischen Truppen führen zu erheblichen Verlusten auch an Pferden. In den Dörfern und in der Stadt gibt es kaum noch Pferde. Besonders die kroatischen Soldaten rauben und plündern in der Stadt und den umliegenden Dörfern.
- An der Burg Hasserode wird erstmals ein Burggraben erwähnt.
- Vier schwedische "Königsmärkische Kompanien Reiter" werden in Wernigerode einquartiert und müssen von den Bewohnern versorgt werden. Ein Chronist schreibt verzweifelt in die Chronik: "Gott lindere solche große Beschwerung!"
- Wie im Jahr zuvor wechseln sich in Wernigerode schwedische Kompanien und kaiserliche Soldaten öfter ab. Die Einwohner werden ausgeraubt, wenn sie nicht freiwillig für Unterkunft und Verpflegung aufkommen. Mehr noch als in der Stadt leiden die Bauern in den Dörfern unter den Folgen des Krieges. Die Soldaten beider Seiten zeichnen sich durch zunehmende Verwahrlosung und Verrohung aus.
- Gegen Ende des Jahres belagern "Eisenbergische Völker" den kleinen Ort Minsleben und brandschatzen. Der ganze Ort wird ruiniert. Das unvorstellbare Leid betrifft wohl jede Familie. Die Misshandlungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Brandschatzungen durch das Kriegsvolk sind so groß, dass ein Teil der Bewohner im nahen Wolfsholz Schutz sucht.
- Die Grafenbrüder Johann Martin und Heinrich Ernst teilen sich den Gesamtbesitz. Johann Martin (1594-1669) erhält die Grafschaft Stolberg, Heinrich Ernst (1593-1672) die Grafschaft Wernigerode. Sein Wohnsitz befindet sich in Ilsenburg.
- Die Belastung der Wernigeröder wird durch einen persönlichen Bericht eines Chronisten dokumentiert: "Den 4. Januar 6 Kompagni Königsmärkische Ritter unterm H. Obersten Friedrich Reuß von Eisenberg einquartirt worden, davon ich neben Hans Ackermann und Jost von Windheim, den Oberst-Leutnant unterhalten müssen, mit 40 Pferden und 48 Personen, hat viel Kaiserliche Gefangene bei sich gehabt, und haben wir fünf volle Tische täglich speisen müssen. Item für die Pferde geben täglich zu einem Theil 30 Bund Häu, 25 Bund Stroh an Schöfen und 5 Scheffel Hafern...."
- Königsmarkische "Artelorei und Stückpferde sammt etlichen Dragonern" mit 400 Pferden quartieren sich am 10. März ein und müssen versorgt werden.
- Am 16. November richtet ein schwerer Sturm an Häusern und Dächern großen Schaden an. Viele Bäume werden entwurzelt.
- Zum 7. Juli zitiert der Graf die Landstände der Grafschaft Wernigerode zu Verhandlungen. In der Zusammenkunft geht es insbesondere um die Verteilung der Lasten, die die Stadt Wernigerode, die Dörfer und Klöster der Grafschaft zu tragen haben. Es gibt erhebliche Differenzen mit dem Kurfürsten von Brandenburg hinsichtlich der Finanzierung der Militärausgaben.
- Nach dem Westfälischen Friedensvertrag wälzen die Territorialfürsten die Kriegsentschädigung auf die Untertanen ab. Die Grafschaft Wernigerode muss 2170 Taler, die Stadt 1200 Taler aufbringen und innerhalb von acht Tagen zahlen. Die Stadt weigert sich zu zahlen. Graf Heinrich-Ernst ist über die "aufsässigen Rebellen" empört. Die Stadt erhält Unterstützung durch den Kurfürsten, der Graf hatte aber bereits die Summe zwangsweise eintreiben lassen.
- Weitere Truppen-Einquartierungen hat die Stadt zu verkraften, die Bürger werden dadurch zusätzlich belastet.
- Für Nöschenrode wird erstmals eine Knaben- und Mädchenschule genannt, untergebracht im Amtshaus am Burgberg (ehemals "Am Burckberge").
- Magdeburg und das Fürstbistum Halberstadt und damit das gesamte Nordharzgebiet werden endgültig brandenburgisch.
- Fortdauer der Einquartierungen bis zum 27. Oktober 1649. Gesamtkosten der Kriegsentschädigung und der schwedischen Einquartierung in der Grafschaft Wernigerode: 13.404 Taler. Alle diese Geldleistungen werden aus den Untertanen herausgepresst, während Graf, Adel, Klöster und Freihöfe für ihre großen Besitzungen frei waren von Einquartierungen und Kriegskontributionen. Erst 1656 hören die Geldleistungen auf.
- Am 16. September gibt es ein "Dankfest wegen erlangten lieben Friedens..." Der Chronist schreibt: "Gott gebe uns auch um Christi willen den innerlichen Frieden!"
- Das nach Melanchthons Vorbild gestaltete humanistische Gymnasium ist schulgeldfrei und steht allen sozialen Schichten offen. 250 Schüler besuchen in diesem Jahr die Schule in fünf Klassenstufen.
- Seit 1650 wird Wernigerode postmäßig von Halberstadt betreut. Die Botenpost Nürnberg-Nordhausen-Hamburg geht durch die Stadt.
- Das Haus in der Pfarrstraße 30 wird als Magazin der in Wernigerode garnisonierenden kurbrandenburgischen Dragoner gebaut.
- Die Nöschenröder Schützen veranstalten das erste Mal nach dem Dreißigjährigen Krieg ein Festschießen.
- Die Wernigeröder fügen sich nur schwer unter die neuen Verhältnisse im Heerbann der Stolberger Grafen. Erst das Handschreiben des "Großen Kurfürsten" an den Rat der Stadt Wernigerode schafft endgültig Klarheit. Wernigerode und die Grafschaft müssen sich den höheren Zielen und Plänen Brandenburg-Preußens unterordnen.
- Die "Betstunden" in der Kirche finden nach Unterbrechung seit Oktober 1651 wieder statt.
- Es kommt zu einem Protest mehrerer Bürger wegen der Erbauung des Stadtmauerturmes zwischen der Alt- und Neustadt.
- Am 2. Mai werden Wernigerode und das Umland von einem starken Unwetter heimgesucht, "welches hier aufm Felde, wie auch in Reddeber, Minsleber und Silstedter Felde durch Hagel großen Schaden gethan, mit Niederschlagung und Ueberschwemmung des Sommer- und Winterkorns, wie denn etliche Aecker, da die geschwinde Fluth hergangen, ganz weggeflösset worden". Straßen in Silstedt werden überflutet. Die Einwohner müssen ihre Häuser verlassen.
- Es existiert bei den Wernigeröder Tuchmachern ein gedrucktes kaiserliches Mandat gegen den Gebrauch und die Einfuhr schädlicher Farben zum Tuchfärben wie die "Teufelsfarbe" Indigo.
- Nach dem Abzug der Schweden wird ein Brandenburger Regiment in Wernigerode einquartiert. Streit zwischen dem Grafen und der Stadt um die Bezahlung der Kosten.
- Der "Thurm zu S. Sylvester" wird ausgebessert.
- Am 5. Mai wird eine "Schößerin, ohne Begleitung des Ministerii und Leichenpredigt, weil sie papismo" (dem Papst ) "zugethan gewesen, zu S Sylvester" beigesetzt. "Die Klocken sind geläutet und die Schüler zu singen zugelassen worden. Die Kirche aber ist nicht geöffnet, sondern nur ein Becken für die Thür gesetzt worden. Sonst ist viel Volk mitgangen, wie zu geschehen pflegt, wenn was Neues zugehet."
- Am 19. Januar erhält der Stadtvogt ein Kurfürstlich Brandenburgisches Reskript, dass bei Immissionen und Hinrichtungen zwei Ratspersonen anwesend sein müssen.
- Die Voigtstraße wird nach der aus Quedlinburg stammenden Bürgerfamilie Büchting in Büchtingenstraße umbenannt.
- Ende der Einquartierungen, die der Stadt 40.000 Taler gekostet hat, eine Geißel für die ausgehungerte und ausgeplünderte Bevölkerung.
- Für die Bevölkerung Wernigerodes gibt es neue Belastungen durch Einquartierungen und Unterhaltszahlungen für die Armee. Nach einer Order des Kurfürsten sind 2000 Reichstaler an Geld und 30 Wispel Korn zu leisten.
- Am 6. Dezember wird in Wernigerode Johann Karl Spies, bedeutender Arzt und Stadtphysikus, geboren.
- Am 15. Januar kommen auf Ersuchen von Heinrich Ernst, Graf zu Stolberg, Wernigerode und Honstein, in der Kanzlei des Schlosses Wernigerode die Landstände zur Versammlung zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Verhandlung über ein freiwilliges Geschenk an den Kurfürsten. Die Landstände lehnen den Vorschlag mit dem Hinweis auf die bereits bestehende große Schuldenlast der Stadt Wernigerode und der Grafschaft und die Probleme bei der Versorgung mit Lebensmitteln ab.
- Das Wismutbergwerk am Beerberg (Bergwerk Dumkuhle) ist an Heinrich Ziegler verliehen. Eine holländische Gesellschaft betreibt die Grube Heilige Dreifaltigkeit.
- Mit der letzten Hinrichtung enden in Wernigerode die Hexenprozesse. Zwischen 1521 und 1665 werden in Wernigerode 59 Männer und Frauen nach Folter auf dem Scheiterhaufen hingerichtet, davon nachweislich 15 unschuldig verurteilt. In den Gerichtsverfahren werden die Beschuldigten zunächst "in Güte" befragt. Erfolgt kein umfassendes Geständnis, folgt das "peinliche Verhör", das heißt die Folter, in der nahezu alle Beschuldigten alles zugeben, was ihnen vorgeworfen wird.
- Am 27. Februar beruft die Gräfliche Regierung wegen der neuen Kriegsgefahr die Stände, die Inhaber und Verwalter der Klöster, den Adel, die Freisassen, die Güter-Pachtinhaber, den Bürgermeister und Rat, Viermannen und Geschworene in den Flecken und Dörfern zu einer Beratung.
- Das Hohnegebiet mit seinen zahlreichen Waldwiesen und Lichtungen wird als Weide genutzt. Nachweislich 112 Kühe weiden vom 28. Mai bis 1. September hinter der Hohne.
- Die Innenausmalung von Saal und Stuben in der Burg Hasserode wird im Sommer erneuert.
- Auf der Hohne beginnt am 4. Mai der Bau eines Rinder- und Hirtenhauses. Am 5. August ist es bezugsfertig. 5500 Schindeln werden u.a. für Dach und Giebel verbaut. Diese feste Unterkunft ermöglicht es dem Hirten Claus Westphal, mit seiner aus 97 Rindern bestehenden Herde bis 4. Oktober auf der Weide zu bleiben.
- In Wernigerode wird erstmals ein "Posthaus" erwähnt, wo Boten ihre Postsendungen abgeben, bzw. in Empfang nehmen können. Vermutlich stand dies in der Marktstraße an der Stelle, wo später das Postamt gebaut wird.
- In Schierke wird eine gräfliche Eisenhütte gegründet, die große Mengen an Holz und Holzkohle als Energieträger benötigt.
- Der ehemalige Petersberg, "der Arme Lude holt", wird fortlaufend "Armeleuteberg" genannt.
- Das Schloss wird zum Barockschloss umgebaut.
- Der Lindenberg (Nöschenrode) steht seit alter Zeit dem Meister (Scharfrichter vom Kesselteich) zu, da den Söhnen von Scharfrichtern praktisch kein anderer Berufsweg offen steht. Seit 1672 der Familie Körber.
- In der Breiten Straße baut der Kaufmann Krummel ein Fachwerkhaus, das heute zu den bekanntesten der Stadt gehört. In den Brüstungsfeldern befinden sich holzgeschnitzte, allegorische Darstellungen.
- Am 16. Dezember findet auf dem "Hauß Harßroda" der Burg in Hasserode, "deßen Maur einfallen will" eine Baubesichtigung statt.
- In der Breiten Straße errichtet der aus Süddeutschland stammende Michael Krell ein imposantes Fachwerkgebäude und nutzt dieses als Pferdebeschlag-Schmiede (heute "Krellsche Schmiede").
- Am 23. November (ausgerechnet am Totensonntag) bricht durch ein Missgeschick in Silstedt ein großes Feuer aus. Margarethe Rheilers suchte mit einem offenen Licht unter ihrem Bett einen Strohhut und verursachte damit das große Feuer, welches den halben Ort in Schutt und Asche legt. Gerade der Teil von Silstedt, welcher den Krieg überstanden hatte, wird zerstört. Es brennen 14 Höfe ab, darunter der Pfarrhof und die Schmiede.
- Eine Walkmühle (heute das "Schiefe Haus") wird auf dem Grundstück einer alten Mühle der Tuchmachergilde errichtet. Die Walkmühle wird angetrieben durch das Wasser des Heidemühlengrabens, einem künstlichen Wasserlauf, der von der Flutrenne abgezweigt wurde und zum größten Teil unterirdisch durch die Innenstadt - Teichdamm - Walkmühle - Markt - Heidemühle - Klares Loch - unterhalb der Stadtmauer - Ochsenteich verläuft und dann in die Holtemme mündet.
- Um 1680 entsteht vermutlich das Mühlengebäude der Schlackenmühle (nach dem Fachwerkstil zu beurteilen - ein konkreter Nachweis existiert nicht) an der heutigen Schlachthofstraße kurz vor der Unterführung der Bahn. Die Mühlräder werden durch das Wasser der Holtemme angetrieben. In der Schlackenmühle wird Schlacke aus den Hütten der Bergbaubetriebe gemahlen.
- Um 1860 wird das Handwerkerhaus im Heideviertel (heute Hinterstraße 52) im Wernigeröder Fachwerkstil errichtet.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nr. 6 Juni 1954
- In Benzingerode tritt eine Pestepedemie auf, an der bis Ende des Jahres 1682 63 Personen sterben.
- In Minsleben wird erstmals eine Schule erwähnt.
- In Hasserode existiert eine Farbmühle zur Herstellung blauer Glasfarbe.
- Das größte bürgerliche Fachwerkhaus mit seinen vier Geschossen (Breite Straße 78) wird nach dreijähriger Bauzeit fertig gestellt. Es wird 1901 zum Hotel "Zum Bären" ausgebaut und am 22. Februar 1944 durch einen Bombentreffer fast vollständig zerstört. Heute steht nur noch ein spärlicher Rest der alten Pracht.
- Der Graf überlässt die aus herrschaftlichen Hölzern erbaute Schleifmühle in Hasserode Meister Dietrich von Hoffe gegen fünf "Thaler" Pacht.
- Johannes Kunkel, der Erfinder des Rubinglases, übernimmt das Kobaltbergwerk im Drängetal, zu dem auch eine Farbenmühle zur Herstellung der Blaufarbe gehört.
- Die Spuren des neuen Schützenwesens beginnen in Minsleben und in Langeln.
- In den Wirren der Reformationszeit und des Bauernkrieges erlischt kurzzeitig das Klosterleben in Drübeck. Die Klostergebäude des Benediktinerinnenklosters Drübeck werden den Grafen von Stolberg-Wernigerode übereignet, die hier ein evangelisches Damenstift einrichten.
- Besondere Aufregung herrscht hinter den Burgmauern der Burg in Hasserode, weil hier Elisabeth Horn ein uneheliches Kind zur Welt gebracht hatte. Am 7. Juli kommen, um über die "Hurenbruchssache" zu beraten, mehrere Herren des Stadtrats von Wernigerode "uff der Burg zu Haßroda" zusammen.
- Am Voigtstieg ist eine Oel- und Grützmühle erwähnt. Diese verfügt sogar über einen Bierausschank.
- Graf Wolff Ernst zu Stolberg verleiht seinem Fischmeister Hans Sumburgk, dessen Hausfrau und seinen Kindern einen Wiesenfleck, zwischen dem Curtsteich und neuen Teich gelegen, gegen jährlich 3 Mariengroschen Erbenzins.
- Der Schützenverein Benzingerode e.V. kann auf eine 300 Jahre lange Tradition zurückblicken, die ersten Hinweise gehen bis auf das Jahr 1689 zurück.
- In Schierke wird eine eigene Kirche, eine turmlose Holzkirche, gebaut und am 21. August eingeweiht.
- Graf Ernst zu Stolberg "confirmiert und bestätigt das Apothekenprivilegium"der Grafen Albrecht und Georg und Wolf Ernst aus dem Jahre 1580.
- Die im Mühlental oberhalb von Nöschenrode gelegene "Eleben-Mühle" oder auch "Heilebarts-Mühle" wird von Matthias Brandes und seiner Ehefrau Catharina, geb. Kniestete, übernommen. Die Mühle wird als Öl- und Lohmühle genutzt. Heilebart ist der niederdeutsche Name für den Weißstorch.
- Wernigeröder Bürger beschweren sich beim Kurfürsten über die schlechte Bewirtschaftung des Hasseröder- und des Landmann-Forstes.
- Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg sequestriert Hasserode, "daß Harsrode oder wie mann es itzo nennet Haßerohde mit allem Zubehör". Bürger der Stadt hatten sich beim Kurfürsten unmittelbar über durch den Grafen vernachlässigte Rechte am Landmann-Revier beschwert und eröffnen dem Kurfürsten damit die Möglichkeit, sich dieses wertvollen Ortes zu bemächtigen.
- Die in diesem Jahr eingeführte Postlinie Kassel - Berlin führt durch Wernigerode.
- Hasserode hat 102 Einwohner.
- Der Rat zu Wernigerode erhält einen königlichen Befehl, dafür Sorge zu tragen, dass entstandene Lücken in der Stadtmauer sofort wieder geschlossen werden müssen.
- An der "Schönen Ecke" gibt es eine erste Druckerei in Wernigerode/Nöschenrode.
- Im Hasseröder Bergwerk "Dumkuhle" wird ein Silbergang entdeckt.
- Das "Haus Preysser", Breite Straße 71, wird gebaut. Es wird reich mit Schnitzwerk am Portal und an den Balkenköpfen (sog. Schreckmasken) versehen. Im Türsturz befindet sich die Inschrift des Bauherren Christoph Preysser und das Erbauungsjahr.
- Der russische Zar Peter der Große besteigt den Brocken und besichtigt die gräflichen Hüttenwerke in Ilsenburg.
- An der Nordostecke des Rathauses wird eine "Accise-Stube" angebaut.
- Die Kirche in Benzingerode wird umgebaut und gründlich renoviert.
- Am 1. März wird am Liebfrauenkirchhof 2 das erste amtliche Postamt in Wernigerode eröffnet.
- Die drei Kilometer lange Stadtmauer mit 30 Halbschalentürmen verfällt seit vielen Jahren immer mehr und wird nur notdürftig repariert. Sie dient nur noch der Kontrolle der eingeführten und ausgeführten Waren.
- Das Fachwerkhaus, heute "Hotel Fürstenhof" Nöschenröder Straße 42/43, wird errichtet.