16. Jahrhundert
- Mindestens zwei Mauertürme der Stadt dienen als Gefangenenturm. Der Turm, wo die Neustädter Mauer östlich dem S. Nicolaihof mit der Altstädter Mauer zusammenstößt dient in diesem Jahr als Gefängnis Thomas Hilleborchs, dem Erbauer des späteren Rathauses. Hilleborch war verurteilt wegen Spielens. Später hieß der Turm Hilleborchsturm.
- Der Graf zu Stolberg unterzeichnet einen "Gildebrief für die Schuhmacher und Schuhknechte".
- Juliana zu Stolberg wird am 15. Februar in Stolberg als Tochter des Grafen Botho und dessen Ehefrau Anna von Eppstein-Königstein geboren und damit die Wiege für ein neues europäisches Königshaus, dem Niederländischen, gelegt. Ihre Kindheit verbringt sie bis zum 13. Lebensjahr abwechselnd in Stolberg und Wernigerode.
- Als Rentmeister, oder auch Kanzler genannt, leitet der aus Oberursel kommende jüdische Wilhelm Reifenstein bis zu seinem Tode die gräfliche Verwaltung. Er tilgt die vom Grafen Heinrich geschaffene Schuldenlast und trägt unter Graf Botho dem Glückseeligen, wie dieser schon zu Lebzeiten genannt wird, wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Grafschaft bei. Neben seinem dienstlichen Einkommen von jährlich nur 50 Gulden kam er, vornehmlich durch Beteiligung an Bergwerken, zu Vermögen.
Er pflegt regen und engen Kontakt mit den Reformatoren Philipp Melanchthon und Martin Luther. Luther und Reifenstein bezeichnen sich als "Schwager".
"Wechselseitig fährt Melanchthon nach Wittenberg und kommt nach Stolberg, wo er stets im Hause des Freundes am Markt wohnt, wie dort auch Schwager Luther bei seiner Predigt an diesem Ort am 21. April 1525."Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988 S. 6
- Die gräfliche Herrschaft hat durch den Flecken Nöschenrode neben den vielen Frohnden erhebliche materielle Vorteile. Dazu gehört auch die Schankgerechtigkeit. Eine gräfliche Schenke, später "Gasthof zum Goldenen Hirsch", wird erstmals urkundlich erwähnt.
- Nördlich der Stadt, an der Holtemme, wird eine Seigerhütte errichtet. In der Seigerhütte wird das in der Grafschaft gewonnene Kupfererz zu Rohkupfer verarbeitet.
- Graf Botho zu Stolberg gestattet an der gleichen Stelle oder in der Nähe einer bereits 1413 erwähnten Schleifkote unweit der Holtemme die Errichtung einer Seigerhütte. Dieses Recht sicherten sich Heinrich Schreiber aus Halberstadt, der auch den Schreiberteich anlegen ließ, und seine aus Braunschweig stammenden Teilhaber. Die Gründung der Seigerhütte soll auf die damalige portugiesische Nachfrage nach Metallen und -produkten in Antwerpen zurückzuführen sein. Die Betreiber der Seigerhütte konnten „ihr Garkupfer bei Jakob Schütze, der in der Nähe der Saigerhütte einen Kupferhammer errichtete, oder auch in Braunschweig bei den dortigen kupferverarbeitenden Gewerben absetzen.“wikipedia.org - Seigerhütte_Wernigerode
- Die Grafschaft Wernigerode gehört zum neugebildeten "Obersächsischen Reichskreis".
- Graf Botho zu Stolberg und Wernigerode übereignet dem Rat der Altstadt zu Wernigerode einen Teich an dem Reddeberwege mit einem Wasserlauf, um eine Sägemühle zu bauen, gegen 6 Groschen Erbenzins. Der Rat hat dagegen die Sägemühle abgetreten, die ihm Graf Heinrich, Bothos Vater, verschrieben hat.
- Albrecht, Erzbischof von Magdeburg und Mainz, Primus Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und Administrator von Halberstadt bestätigt der Fronleichnamsbrüderschaft in der Pfarrkirche Unser Lieben Frau zu Wernigerode ihre althergebrachten Einrichtungen, insbesondere die gemeinsame Feier der Fronleichnamsmesse mit einzelnen Bestimmungen dazu.
Stadtarchiv Wernigerode - Urkundenbuch der Stadt Wernigerode - WR I/VII/B/5/23
- Am 22. Februar beleiht Graf Botho zu Stolberg einem Henning von Damm und dessen Gesellschafter mit den "Bergwerken auf Gold, Silber, Blei und Kupfer" im "Wernigerödischen und Elbingerödischen" und gestattet denselben "dazu mehrere Freiheiten".
- Kardinal Albrecht von Brandenburg besucht Graf Botho auf der Wernigeröder Burg.
- Am 6. August besucht Martin Luther das Kloster Himmelpforte, wo er sich mit seinem Freund, dem Generalvikar Johann von Staupitz, trifft.
- Graf Botho III. zu Stolberg-Wernigerode erhält von Kaiser Maximilian I. das Brockengebiet mit dem Brocken als Reichslehen übereignet.
- Am Piepenberg an der Goslarschen Gleie existiert ein noch namenloses Bergwerk, das 1591 "Sankt Georg" genannt wird.
- Wann der Bergbau auf Erz im Thumkuhlental aufgenommen wurde, lässt sich nicht datieren. Ein Lehnbrief des Grafen zu Stolberg-Wernigerode aus dem Jahre 1520 über die "Dhumenkuhle" auf die Mutung von Silber, Kupfer und Blei kann als ein Hinweis auf die Anfänge des Bergbaus gewertet werden.
- In Wernigerode beginnen Hexenprozesse. (Am 24. Juli werden drei Frauen als Hexen verbrannt). Bei diesen Prozessen werden Unschuldige nach Verleumdung durch Mitbürger auf der Folter "Geständnisse" erpresst. Bis 1665 ziehen sich in Wernigerode die Hexenprozesse hin, denen über 50 Personen zum Opfer fallen. Besonders nach Dürreperioden, Krankheiten und kriegerischen Auseinandersetzungen werden Sündenböcke gesucht.
- Graf Botho zu Stolberg Wernigerode erhält von Herzog Georg von Sachsen eine Feldschlange als Geschenk, die auf den Namen "Schöne Treiberin" getauft wird.
- Die erste evangelische Predigt wird in Wernigerode von Johann Kleppio "mit vielen Beyfall gehalten". Die "völlige Bekehrung der Einwohner dieser Grafschaft" wird dem Bischof zu Halberstadt "Hildegrino", seinem Bruder "Lutgero", Bischof zu Münster, wie auch dem Bischof zu Hildesheim zugeschrieben.
- Graf Botho der "Glückselige" duldet, obwohl selbst Katholik, das Auftreten eines lutherischen Geistlichen aus Halberstadt in Wernigerode und schickt sogar seine beiden Söhne, Wolfgang und Ludwig, zum Studium an die Universität nach Wittenberg.
- Die Kirche in Benzingerode soll im Bauernkrieg durch aufständische Bauern verwüstet worden sein.
- Während des Bauernkrieges wird das Stolberger Schloss von Aufständischen Ende April besetzt und Graf Botho gezwungen, die "Stolberger Bürgerartikel" zu unterschreiben. Danach flieht er auf die Wernigeröder Veste. Nach der Niederlage der Bauern lässt Graf Botho neun Aufständische hinrichten.
- Zur Zeit des Bauernkrieges rauben aufständische Bauern das Kloster Himmelpforte aus. Die Bausubstanz bleibt zunächst weitestgehend erhalten. Der Haupträdelsführer, der gräfliche Leibarzt (in anderen Quellen als Barbier bezeichnete) Wilhelm Wiardes wird zum Tode verurteilt, aber schließlich mit Landesverrat begnadigt.
- Am 11. April stellt Graf Botho zu Stolberg einen Lehnbrief "für die Schnawenberg über die Hütte zum Murshole, nebst Zubehörungen, als Mannslehn" aus. "Wir Botth grave zeu Stolbergh und Wernigerode Bekennen das wir herman schnawenberg den eltern, und herman den jungern, seinem sone außer Stadt Wernigerode und Ir manßleys lehens erkenn".
- Am 4. Mai stürmen aufständische Bauern das stattliche Haus am Markt Stolberg und bringen ihren Unwillen gegen den Kanzler Reifenstein im Artikel 3 der dem Grafen vorgelegten 23 Artikel, die dieser sofort genehmigt, zum Ausdruck: "Desglichen wollen wyr auch nit stathen, wey bisher geschen, unsern Renthenmeystern und andern unsern dynnern mit genanthem bergwerg zu handeln, besundern irer Renthery und dienstes, so bey uns in erher lon dynnen und warten."Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988 S. 6
- An der "Neuen Warte" findet das "Versöhnungsfest" nach dem Bauernsturm zwischen Graf Botho zu Stolberg und seinen Untertanen statt.
- Am 5./6. August kommt es zum dritten großen Stadtbrand. Das Rathaus an der Ostseite des Marktplatzes brennt ab. 440 von 554 Häusern werden vernichtet. Auch das Hospital auf dem Nicolai-Kirchhof brennt ab.
- In das leere Gebäude des ehemaligen Klosters Himmelpforte wird zunächst eine Ziegelei eingerichtet zur Herstellung von Baumaterial für den Wiederaufbau der Stadt nach dem Stadtbrand.
- Der Stadtforst wird mit dem Neustädter Häu, dem Waldbesitz der Wernigeröder Neustadt, zusammengelegt.
- Wernigerode besitzt eine "Feuerlöschordnung", die zu den ältesten des Reiches gehört. Die Feuerlöschordnung ist auf Veranlassung des Offiziers des Fürstbischofs von Halberstadt, Heinrich Horn, eines gebürtigen Nöschenröders entstanden. Auch sonst hat Horn mit seinem Rat und vor allem mit seinen Geldmitteln der Stadt beim Wiederaufbau helfend zur Seite gestanden, u.a. mit einer Holzwasserleitung.
- Die Einwohnerzahl dürfte bei 2630 liegen. Nachweislich hat sich die Zahl der Einwohner seit über einhundert Jahren kaum verändert.
- Zum "gemeinsamen Rath beider Städte" werden der Neustädter und der Wernigeröder Rat zusammengelegt.
- Am 1. August unterzeichnet der Graf eine Brauordnung für Wernigerode. "...Es soll iglicher brewer zu eynem grossen brew vierzehn maltter malcz und zu eynem kleinen brew zehn maltter malcz in die mole schicken..."
Stadtarchiv Wernigerode - Urkundenbuch der Stadt Wernigerode - Teil II Band 3, Nr. 941
- Der Rat erwirbt das sich südwestlich an das Spelhus anschließende Ackerbürgerhaus der Familie Schierstedt am Klint und richtet dort das städtische Waaghaus ein, in dem dann auch Stadtkämmerer und Stadtschreiber wohnen.
- Erste Feuerordnung: Im Falle eines Brandes ist jeder Bürger der Stadt verpflichtet, sich aktiv an der Brandbekämpfung zu beteiligen.
- Um 1530 entsteht nach dem Stadtbrand von 1528 ein Fachwerkbau Ecke Marktstraße/Unterengengasse im niedersächsischen Stil mit herrlichen Schiffskehlen, Schnürrollen und Fächerrosetten. In diesem Gebäude wird zeitweilig das Stadtgefängnis untergebracht. Zu diesem Bau gehört auch eine Kemenate, heute restauriert von einer Interessengemeinschaft Denkmalpflege und für Veranstaltungen genutzt.
- Am 12. Juni verkauft das Silvestristift dem Rat zu Wernigerode das Haus beim alten Stadtkeller für 210 Gulden, wovon der Rat 60 Gulden sofort zahlt, die übrigen 150 Gulden mit 6 Gulden auf Pfingsten verzinst.
Stadtarchiv Wernigerode - Urkundenbuch der Stadt Wernigerode - Teil II Band 3
- Kaiser Karl V. gewährt dem Grafen Botho zu Stolberg einen am Mittwoch abzuhaltenden Wochenmarkt für Wernigerode.
Stadtarchiv Wernigerode - Urkundenbuch Wernigerode, Teil II/Band3
- Das Dorf Hasserode ist nahezu unbewohnt, die Kirche wird nicht mehr genutzt. Die Kirchenglocken werden von Hasserode nach Wernigerode gebracht.
- Nennung eines "Dikdam" ("Teichdamm"). Der Teichdamm führt entlang eines heute verdeckten Mühlgrabens. Er dient der Abdämmung eines Teiches, der bei niederen Wasserständen den Mühlengraben speist. Die heutige Klintgasse hieß nach einem Teichmüller Mühlenstraße.
- Die Neustadt wird mit der Altstadt kommunal vereinigt.
- An der Liebfrauenkirche wird ein erster evangelischer Pfarrer angestellt. In einer anderen Quelle wird 1534 ein erster evangelischer Prediger an der Liebfrauenkirche erwähnt.
- Graf Wolfgang zu Stolberg beauftragt den Stadtrat von Wernigerode, eine Oberschule einzurichten.
Jacob Heinrich Delius "Nachrichten zur Gelehrten Geschichte der Grafschaft Wernigerode" 1779 - Deutsche Digitale Bibliothek
- Johann Adenbüttel, Stiftsherr an St. Silvestri, vertritt die Erbansprüche der Kinder seines verstorbenen Bruders Ludwig Adenbüttel, Besitzer des Adenbüttelschen Hauses, späteres "Gothisches Haus". Auf bitten des Rates der Stadt verkauft er nach fünf Vertragsentwürfen am 30. März das Haus im Tausch gegen ein Haus an der Marktecke den bisherigen Besitz der Stadt. Das Haus wird umgebaut. "de teigel neddertolstende in Anebuttels huse", "Kelr zu rumen", "de vacke uthoslande". Die Dachziegel werden abgerissen, der Keller geräumt, die oberen Fachwerkfächer ausgeschlagen.
Nach neuen Plänen wird jedoch das Spielhaus als neues Rathaus bestimmt.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988
- Stiftsherr Hans Weddige vom Chorherrenstift St. Sylvestri wird zum ersten evangelischen Prediger der Liebfrauenkirche berufen.
- Das Hospital "Hof zum heiligen Geist", wird beim Stadtbrand vom 5. und 6. August 1528 so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass ein Neubau notwendig wird. Das vorübergehend als Notbehelf genutzte Gebäude erscheint als "der armen leuthe haus bey sunt Niclas zu Wernigerode" unter dem Namen "Zum heiligen Geist".
- Der Rat zu Wernigerode beurkundet, dass Prior und Convent des Klosters Himmelpforte deren Hauptverschreibung an sich gebracht haben. Der Bürgermeister Albrecht Meiger zu Halberstadt tritt mit diesem "Contract" diese wiederum ab.
- In der Zeit zwischen 1535 und 1545, also in der Zeit des Bürgermeisters Balthasar Hillebrecht, erhält Wernigerode neue konkrete Bestimmungen zum Stadtrecht. Zum Beispiel: "...Es soll niemands aschen, gruden, kerich oder unflat an die gassen oder strassen schutten, es sey tag oder nacht, wer das breche, soll es mit acht teynden vorbussen alß oft es geschicht..."
- "Jacuff Schutzen" (Jacob Schütze) wird von der Stadt der Bau eines Kupferhammers und einer Teichanlage genehmigt. Die Anlage des Kupferhammers an dieser Stelle ist deshalb günstig, weil sich westlich davon in unmittelbarer Nähe eine "Saigerhütte" befindet. Hier wird das in der Grafschaft gewonnene Kupfererz zu Rohkupfer verhüttet, welches wiederum im Kupferhammer weiterverarbeitet wird.
- An der Liebfrauenkirche als Stadtkirche von Wernigerode ist der evangelische Pfarrer Jacob Grobecker tätig.
- Graf Botho erlässt eine Bergordnung, in der er seine Rechte als Bergregalsherr festlegt und sich einen hohen Anteil an der Ausbeute sichert.
- Graf Botho zu Stolberg bestätigt am 24. Mai die "Gewerkschaft der Schieferbergwerke" in der Grafschaft Wernigerode und gestattet denselben auf vier Jahre die "Benutzung der Seigerhütte vor Wernigerode".
- Am 21. November bestätigt "Kardinal-Erzbischof Albrecht als Administrator von Halberstadt" eine veränderte Einrichtung des "Collegiatsstiftes zu Wernigerode", die dieses mit seinem Rat Dr. Valentin von Sundhausen und dem Offiziellen Heinrich Horn zu Halberstadt getroffen hat. Danach werden "infolge des Brandes zu Wernigerode und aus anderen Umständen verminderte Einkünfte der Stiftsherren und Vikare alles zusammengetan und in zehn gleiche Teile geteilt. Alle Teilnehmer sollen Stand und Würde der Stiftsherren einnehmen".
Stadtarchiv Wernigerode - Urkundenbuch Teil II Band 3 Nr.1039
- Die Stadt übernimmt vom Grafen das Schulwesen und die Pfarrstellen.
- Graf Botho verstirbt am 22. Juni. Obwohl er selbst bis zum Tode Katholik bleibt, hatte er sich in letzter Zeit der neuen Glaubensrichtung gegenüber tolerant gezeigt und das Wirken protestantischer Pfarrer in Wernigerode gestattet. Am 26. August erklären die beiden Söhne Bothos, Wolfgang und Ludwig, "dass das heilige Wort und Gottes Ehre in Stolbergischen Landen allenthalben zugelassen, gepflegt und gefördert werden solle".
- In der Grafschaft Stolberg und Wernigerode wird die Reformation eingeführt.
- Johann Adenbüttel verkauft für sich und seine unmündigen Vettern dem Rat zu Wernigerode Haus und Hof am Markt beim Weinkeller gelegen, um darauf ein neues Rathaus zu bauen und den Markt zu erweitern.
Stadtarchiv Wernigerode - Findbuch zum Bestand - WR/I/I/C/8
- Wilhelm Reifenstein hat im Mai des Jahres einen tödlichen Unfall.
Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988 S. 6
- Das 1528 beim Brand zerstörte Hospital "Hof S. Nicolaus" ist wieder hergestellt.
- Am 29. März geht die ehemalige "Sylvestrischule" in den Besitz der Stadt über.
Der Übergabetermin ist der eigentliche Gründungstermin der späteren "Fürst-Otto-Schule".Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - 1938 400 Jahrfeier der Fürst-Otto-Schule
- Der Festsaal im Rathaus wird als "tantzhaus" bezeichnet. Es wird von einem Osterspiel von Tod und Auferstehung Christi berichtet.
- Am 2. Februar wird der Plan erwähnt, dass bisherige Spielhaus zum Rathaus zu bestimmen. Das als Rathaus geplante "Adenbüttelsche Haus" steht leer. Wilhelm Curio Reifenstein, reichster Mann der Grafschaft, Sohn Wilhelm Reifensteins übernimmt das Haus.
Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988 S. 6
- Das Spelhus wird nach Plänen von Simon Hilleborch, Sohn von Thomas Hilleborch zum Rathaus umgebaut.
- Die Söhne von Graf Botho treten offiziell zum evangelichen Glauben über. Damit vollzieht sich der friedliche Wandel für die ganze Grafschaft.
- In der Stadt gibt es erneut einen Hexenprozess. Grethe Wroistes aus Elbingerode bekennt im öffentlichen Gericht zu Wernigerode: "Die Mastische und Andres Krusen Weib seien die rechten Zauberschen; die pflegen in Walpurgen Nacht auf den Brocken zu fahren, setzen Siebe auf die Köpfe und haben hölzerne Büchsen in den Händen und bringen solches durch teufelisch Gespenst, durch Anrufung der Teufel, zu Wege." Sie wird am 10. Januar auf den Scheiterhaufen gebracht.
- Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490-1545) nimmt als Gast des Grafen von Wernigerode an einer Wolfsjagd teil.
- Der verdienstvolle Wernigeröder Baumeister Thomas Hilleborch stirbt im Alter von 70 Jahren in seiner Geburtsstadt Wernigerode vermutlich an den Folgen eines Unfalls.
- Die evangelische Gemeinde ist bereits so stark angewachsen, dass mit Pfarrer Jacob Grobecker ein zweiter Seelsorger eingestellt werden muss. Für den Unterhalt der protestantischen Pfarrer hat die Gemeinde selbst aufzukommen.
- Graf Wolfgang heiratet am 15. Juni die fünfzehnjährige Gräfin Dorothea von Regenstein. Zuvor wird die Burg umfassend renoviert.
- "Harsrode", Hasserode, wird aus dem Patronat Drübeck entlassen. Die Kirche ist schon zerfallen.
Die Äbtissin des Klosters, Anna Spangenberg, bezeichnet den Zustand von Hasserode als "desolat". Künftig sollen die Einkünfte an die St. Nicolaikirche in Wernigerode gehen.Stadtarchiv Wernigerode - WR I/VII/B/4/7
- Mit dem Protestanten Dr. Jacob Grobecker wird ein erster evangelischer Oberpfarrer für Wernigerode und Superintendent für die Grafschaft ernannt.
- Begründung der Nöschenröder Pulvermühle (Pulvergarten).
- In der Grafschaft Wernigerode gibt es einen Superintendenten.
- Das Rathaus erhält einen Uhrturm.
- Das Haus Oberpfarrkirchhof 13 ist jetzt Sitz des Burghauptmanns von Gadenstedt.
- Die Quedlinburger Äbtissin versteckt die Krone Kaiser Ottos I. für kurze Zeit auf der Wernigeröder Veste.
- Am Oberpfarrkirchhof, hinter dem Turm von St. Silvestri, wird die Lateinschule "Horneum" erbaut, benannt nach dem Wohltäter der Stadt Heinrich Horn. Horn, ein gebürtiger Nöschenröder, der als "bischöflicher Official" von Halberstadt, juristischer Beirat und Vertreter des Bischofs ist, hilft der Stadt finanziell außerordentlich. Die Finanzlast trägt Horn allerdings nicht, die hat voll und ganz die Stadt zu leisten.
- Auf dem Marktplatz führen Bürger und Schüler profane und biblische Komödien auf.
- Am 17. Mai trifft Philipp Melanchthon nach der Niederlage der Evangelischen in der Schlacht von Mühlberg in Wernigerode ein.
- In Hasserode wird eine neue Mühle gebaut. "Eyne newe molen gebawet, an Mester Mechael verdingt".
- Das Haus in der Marktstraße 5 wird Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut und mit Fachwerk-Motiven verziert. Palmetten in den Brüstungsfeldern, tiefe, doppelte Schiffskehlen und Taurollen an den Schwellen zeigen an, dass es das Haus eines wohlhabenden Bürgers ist. Reiche Bürger siedeln sich um diese Zeit, wie überall in mittelalterlichen Städten, dicht am Markt an und dokumentieren durch die Größe der Häuser und die ausgestaltete Fassade ihre gesellschaftliche Stellung.
- Der Bau des "Salvatoris - Hospitals" oder auch "Das neue Haus", eine Stiftung Heinrich Horns aus dem Jahre 1534 "für 12 arme lahme, blinde Leute", wird vollendet.
- Eine Kesselhütte, später Kesselmühle genannt, nebst einem Teich vor dem Westerntor, wird erstmals erwähnt.
Neue Wernigeröder Zeitung - Harzer Wochenblatt - Verlag Jüttners Buchhandlung - Otmar Groß, Die alte Kesselmühle 6. Mai 2015
- In der Stadt werden 526 Häuser aufgeführt, diese sind dem Rat "schoßbar" (Steuern).
- Fünf adlige Ritter, als gräfliche Dienstleute, verfügen in der Stadt über einen Ritterhof, einen von Abgaben freien Hof.
- Die Bürger sind in 30 Rotten zur Bewachung der 30 Türme aufgeteilt.
- Die Gesamtbevölkerung liegt bei 2630 Seelen.
- In Hasserode wird eine erste Zeche mit Schmelzhütte erwähnt.
- Der Name "Minsleben" taucht erstmalig in der heute üblichen Schreibweise auf. (nach Minislavus - Minisleva - Minisleiven - Minsleve - Meinsleve - Minisle)
- "Öskenrode" (Nöschenrode) hat "89 Familienhäupter", darunter 79 Hausbesitzer, sechs "auf der freien Seite, vier bei S. Theobaldi" zur Stadt Wernigerode gehörig.
- Für die St.Johannis-Kirche wird eine im 13. Jahrhundert gegossene Glocke vom Münzenberg (Quedlinburg) gekauft. Die Glocke zeichnet sich noch heute durch einen schönen Klang aus.
- Statt Hardenberg, seit 1352, wird die heutige Harburg jetzt Harenberg genannt und befindet sich im Besitz von St. Silvestri. 1660 ändert sich der Name in Harenburgsberg.Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 187, 3. Vierteljahr - September 1981
- Die Chronik eines "Thurnierbuches" aus dem Jahr 1566 nennt "Waringrode" (Wernigerode) im historisch zutreffenden Zusammenhang der Reiterübungen Heinrichs I. mit seinem Heer im Kampf gegen die Hunnen, eingefügt in die Reihe der Ortschaften, die nachweislich zu dieser Zeit bestanden, Goslar, Quedlinburg, Nordhausen, Braunschweig, Magdeburg und Halberstadt.
- Ein Nachweis belegt die Neuanlage eines Tiergartens durch den Grafen Albrecht Georg, der jedoch ab 1615 wieder verfällt.
- Eine erste Orgel in der Johanniskirche ist überliefert.
- Bürgermeister und Rat zu Wernigerode bekunden, dass die Grafen zu Stolberg 8000 Goldgulden schuldig geworden sind, die durch die Erbschaft an seinen Schwiegersohn Chistoph Heufener und seinen Kindern gekommen sind. Wegen der vertagten Zinsen ist ein Vertrag abgeschlossen worden über 17000 Gulden zu 20 Mariengroschen.
Stadtarchiv Wernigerode - Findbuch zum Bestand - WR/I/I/C/21
- Im Grubenrevier "Aufgeklärtes Glück" (Stollen am Braunen Wasser) wird mit dem Abbau von Erzen begonnen. Die Haupterzmineralien sind Cobald- und Nickelarsenide.
- Am 7. November bekunden die Grafen zu Stolberg und Wernigerode, dass ihnen der Rat zu Wernigerode das Haus des Christopf von Leipzig bei der Sylvestrikirche überlassen hat.
- Die gräfliche Sägemühle am Beerberge wird erwähnt, deren Anlegung der Rat zu Wernigerode "gegen Revers" gestattet hat.
- Eine Apotheke an der Stelle der späteren "Rathsapotheke" wird erwähnt. Sie ist die älteste Apotheke Wernigerodes und versorgt nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die umliegenden Ortschaften. Eine andere Quelle nennt das Jahr 1574.
- Ein ungewöhnliches Unwetter geht über Hasserode nieder, wie es seit Jahrzehnten nicht geschehen war.
- Der Rat der Stadt beruft erstmalig einen "Physikus" als Stadtarzt, den "Doktor der Medizin Leonhard Arnylius". In den früheren Jahrhunderten übten Kurpfuscher und Quacksalber das medizinische Handwerk aus.
- Wilhelm Curio Reifenstein stirbt.
Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988 S. 7
- Asche Reifenstein, Sohn Wilhelm Curio Reifensteins, tritt das Erbe des späteren "Gothischen Hauses" an. Er er lebt jedoch auf den Minslebener Besitzungen die Großvater Wilhelm von Graf Wolfgang als Geschenk erhalten hat. Hier stirbt er 1616.
Wernigerödisches Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988 S. 7
- Die Grafen Albrecht und Georg erlassen ein "Apothekenprivilegium".
- Ab 1580 beginnt in Hasserode am Pieperberg, in der Goslarschen Gleie und am Bielstein ein lebhafter Bergbau. So wird u.a. Kupfererz in den Bergwerken Gottesgabe, Heilige Dreifaltigkeit, St. Georg, Gottesgnade und St. Michaelis abgebaut.
- Im Alter von 74 Jahren verstirbt Gräfin Juliana von Nassau-Dillenburg, geb. Gräfin zu Stolberg-Wernigerode. Ihr ältester Sohn war Wilhelm von Oranien, der als siegreicher Heerführer auf Seiten der Niederländer im Unabhängigkeitskampf gegen Spanien das Fürstentum Oranien erbt. Juliana gilt als Stamm-Mutter des späteren holländischen Königshauses.
- Nach einem schweren Unwetter setzt ein Glaser "ufm Haus Harssrode" 140 Fensterscheiben neu ein, was auf die stattliche Größe der Burg schließen lässt.
- "Bürgermeister und Rath beider Städte" zu Wernigerode beschließen die Anlage einer Apotheke ("Raths-Apotheke"), nachdem die Genehmigung durch das schützende Privileg der regierenden Grafen Albrecht Georg und Wolfgang Ernst zu Stolberg-Wernigerode erlangt war.
- Das im 15. Jh. gebaute Bürgerhaus (Oberpfarrkirchhof 13) wird aufgestockt. Bauherr ist Dietrich von Gadenstedt (gräflicher Schlosshauptmann). Das noch heute als Gadenstedtsches Haus bezeichnete Haus gehört zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt.
- Das Haus Breite Straße 4, heute Café Wien, wird gebaut und als Branntweinbrennerei genutzt.
- Auf dem Galgenberg werden am 17. Juli vier angebliche Hexen verbrannt, denen auf dem Schloss unter Folter ein "Geständnis" abgezwungen wurde. Graf Wolfgang Ernst hatte persönlich angeordnet, Mette Fliß, eine der Beschuldigten, "mit Schärfe" zu befragen. Wie bei jeder Hexenverbrennung wird, um der abschreckenden Wirkung willen, ein Volksschauspiel abgezogen.
- Die heutige Sägemühlengasse wird 1583 erstmals als "Gasse nach der Papiermühle" erwähnt.
- Das Sankt-Johannis-Hospital in der Wernigeröder Neustadt wird erbaut. Die Jahreszahl 1583 ist über der Eingangstür in Holz geschnitten. Sowohl das Johannis-Hospital als auch das Georgi-Hospital haben das Recht, in der Stadt, als auch in den Dörfern der Grafschaft, nach einem geregelten Umgang Gaben einzusammeln.
- Der inhaltlich 1584 in reinem Renaissancestil erbaute Bürgermeister - Erker am Rathaus stammt vermutlich von einem anderen Gebäude. Wann und von wo er an die Rathausfront umgesetzt wurde, und welche ursprüngliche Rolle er spielte, ist unbekannt. Am Vorgängerbau des Rathauses kann er noch nicht gestanden haben, denn dieser brannte 1528 ab.
- Der Rat zu Wernigerode wendet sich am 25. Januar in einem Schreiben mit einer Bitte um Unterstützung an den Kurfürsten zu Brandenburg. Der "Comptur zu Langeln und andere Ordensverwandte haben sich zusammengeschlagen" um die Stadt Wernigerode zu überfallen.
- Am 13. Juni verstirbt im Alter von 75 Jahren in Wernigerode Dietrich von Gadenstedt. 49 Jahre stand er als gräflich-stolbergischer Stadthauptmann im Dienst der Grafen von Stolberg. Bereits hochbetagt ließ er sich ein repräsentatives Wohnhaus am Oberpfarrkirchhof für sich und seine Familie bauen.
- Gründung der fürstlichen Bibliothek durch Graf Wolfgang Ernst.
- In Wernigerode sollten drei Zauberinnen durch wilde Tiere zur Richtstätte geschleift werden. Sie werden dann aber zum einfachen Feuertod begnadigt.
- Bürgermeister und Ratsmänner zu Wernigerode und Johann und Heinrich Lutterot verpachten ihre Papiermühle vor dem Westerntor über der Ratssägemühle an Hans Rettmer auf 20 Jahre für 70 Taler. Die eine Hälfte bekommt der Rat, die andere die Gebrüder Lutterot.
- Das Wernigeröder Schloss wird dauerhafter Sitz der Stolberger Grafen durch Wolfgang Ernst.
- Es existieren fünf Adelshäuser als Freihäuser.
- Am 11. April bestätigt und beruft der Graf zu Stolberg den Magister Andreas Schoppius, Pfarrer zu Eisleben, zum Pfarrherrn an der Kirche St Sylvestri und Georgii.
- In diesem Jahr wird unter der Regierung des Grafen Wolfgang Ernst das Dorf Schierke gegründet. Dies gilt als Geburtsstunde des Ortes. Im selben Jahr wird in Schierke eine Sägemühle gebaut.
- Der Flurname Schierke wird erstmals urkundlich erwähnt. Die Herkunft dieses Namens lässt mehrere Deutungen zu. Die wahrscheinlichsten sind wohl in alten Harzer Ausdrücken zu suchen. So bedeutet "schier" blankes, reines Holz. "Schuerke" oder "schuer" dagegen ist platt und heißt soviel wie geschützt oder auch Unterstand gegen schlechtes Wetter. Schierke liegt relativ geschützt in einem Felsental. Beide Deutungen dürften möglich sein. Allerdings wurde früher größtenteils Platt gesprochen, so dass wohl doch eher der geschützte Unterstand Pate für Schierkes Namen stand.
- Die jüdische Bevölkerung wird aus der Stadt und der Grafschaft ausgewiesen. Davor waren sie in der Oberengengasse angesiedelt. Vermutlich finden sie in Halberstadt und Derenburg Aufnahme.
- Der Graf verfügt, dass alle Juden Wernigerode zu verlassen haben.
- Kaiser Rudolf hebt die Reichsacht gegen die Grafen von Wernigerode auf.
- Ulrich Buchauw berichtet dem Grafen zu Stolberg von der Errichtung eines Schandkorbes am Kesselteich. Hier sollen Felddiebe und Gesetzesuntreue "...von dem meyster inß Wasser geworfen werden...". Hierfür wurde eigens ein Gebäude errichtet. Dieses Gebäude wurde wahrscheinlich in eine Mühle umgebaut, der Kesselmühle.
- Am "Neuen Turm" wird der "Amtsschößer" Mathias Queck in Gegenwart des Grafen bestätigt. Stets erscheint die "Neue Turmwarte" als Stätte offizieller Rechtshandlungen.
- Pestepidemien in Wernigerode. In einem zeitgenössischen Dokument heißt es: "Deßgleichen war im Sommer" (vermutlich 1598) "die Pest gar starck zu Wernigeroda." Von 2500 Einwohnern raffte die Pest ca. 1800 hinweg.
- Am 6. Juni wird als Opfer der Hexenverfolgung Katharina Bernburg als angebliche Kindermörderin zur Zeit der Regierung des Grafen Wolf Ernst auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Insgesamt sterben in der Zeit von 1521 bis 1665 als Folge von Hexenprozessen in Wernigerode 52 Personen (nach anderen Quellen 47), davon 43 Frauen auf dem Scheiterhaufen.
Dr. von Gynz-Rekowski "Hexenprotokolle aus der Grafschaft Wernigerode" - Hexenprotokolle aus der Grafschaft Wernigerode
- In der Hinterstraße werden neue Wohnhäuser gebaut.
- Das Gemeindehaus Nöschenrode (Amtshaus) wird gebaut.
- Der Wernigeröder Graf beauftragt nach Kurfürstlich- Brandenburgischer Ermahnung die Stadt, sich mit Rüstzeug, Waffen, Pferden u.a. für Kriegsfälle vorzuhalten.
- Der Graf wendet sich mit einem Schreiben an den Rat zu Wernigerode, dass es den Paten und Kindern zu gestatten ist, das "Rennei" oder Osterei nach altem Brauch für die bevorstehende Osterzeit ebenfalls holen zu dürfen. Bei denjenigen Hauswirten, bei denen "die giftige Seuche ausgebrochen ist" ist es den "Kindern und Gesinde" nicht gestattet.
- Eine Inschrift am Rathaus bezeugt die Vollendung des Umbaus des damaligen Spielhauses durch Thomas Hilleborch.
Wernigeröder Zeitung und Intelligenzblatt - Nummer 216 - Dezember 1988 S. 7
- Mit Magnus Bolzenius hat Minsleben einen ersten evangelischen Pfarrer.