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Beiträge von Wolfgang Grothe
- Unweit des Brockens wird der letzte frei lebende Bär erlegt.
- Ferdinand Heinrich Germar († 1790), 50 Jahre Stadtphysikus und Botaniker in Wernigerode, wird geboren.
- Seit diesem Jahr werden die verstorbenen Schierker in Schierke beigesetzt. Bisher erfolgte die Beisetzung in Wernigerode.
- Die Königliche Verordnung zur Anlegung von Brandmauern zur Verhütung und Verbreitung von Feuersbrünsten gilt auch für Wernigerode.
- Das Schloss wird wieder ständiger Wohnsitz der Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter regiert Graf Christian-Ernst die Grafschaft von 1710 bis zu seinem Tod am 25. Oktober 1771. Diese lange Regentschaft geben dem Schloss und der Stadt ein neues Aussehen.
- Die Burg der Herren von "Hartesrode" existiert noch. Sie ist allerdings sehr baufällig.Harzbücherei Wernigerode - As 746
- Der Tiergarten wird wieder belebt.
- Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode heiratet noch vor seinem 21. Geburtstag die erst siebzehnjährige Sophie Charlotte, Tochter des Grafen Anton zu Leiningen-Westerburg und der Luise von Sayn-Wittgenstein. Sophie Charlotte wird Christian Ernst in ihrer 50-jährigen glücklichen Ehe zwölf Kinder schenken, von denen jedoch nur ein Sohn und drei Töchter das Kleinkindalter überschreiten.
- Nach dem Tode seiner Frau verkauft Matthias Brandes die "Heilebarts-Mühle" an den Neffen Andreas Diecken.
- Für den Postverkehr werden Pferdekutschen eingesetzt. Eine wichtige preußische Poststrecke ist die Linie Halberstadt - Kassel. Täglich wird auf dieser Linie Wernigerode angefahren.
- Noch im Jahr 1712 tauchen im Christianental Wölfe auf, die aus dem Tiergarten ausbrechendes Wild reißen.
- Der schon seit dem 16. Jahrhundert bestehende Lustgarten wird seinem Vorbild in Versailles folgend von Graf Christian Ernst neu angelegt.
- Am 30. Juli ist "allhier ein grausames Wasser gewesen". Es handelt sich um einen ersten Hinweis in der Stadtgeschichte auf Hochwasserereignisse.
- Graf Christian Ernst lässt zahlreiche Orangenbäume und andere subtropische Gewächse anschaffen, die er in dem im französischen Stil umgewandelten Lustgarten aufstellen lässt.
- Am 19. Mai schließt Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode mit König Friedrich Wilhelm I. einen Vergleich, durch den der Rechtsunsicherheit ein Ende gemacht wird. Der König von Preußen erhält die Staats- und Kirchenhoheit eingeräumt, das Recht, Soldaten auszuheben und die Staatssteuern, Akzise und Kontribution zu erheben. Dem Grafen verbleibt die Zivil- und Kriminalgerichtsbarkeit, das Begnadigungsrecht außer bei Todesstrafe, das Münzrecht, die Berufung der Geistlichen, die Schulverwaltung und zur Ausübung seiner Rechte die gräfliche Kanzlei, später Regierung genannt. Wernigerode ist damit endgültig Teil des Preußischen Staates.
- Der Graf von Wernigerode erhält von Preußen den Landmann zurück.
- Nach einer Archivunterlage gibt es einen "Stadtförster".
- Auch die Gemeinde Minsleben wird dem Königreich Preußen infolge des zwischen dem preußischen König und dem Grafen von Stolberg-Wernigerode geschlossenen Rezesses zugeordnet.
- Der "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. bemüht sich seit seinem Regierungsantritt 1713, die schlagkräftigste Armee Europas zu bilden. Da die Grafschaft nun zu Preußen gehört, sind auch hier die Werber unterwegs, besonders in Gaststätten alkoholisierte junge Burschen als "Freiwillige" anzuwerben. Vermehrt kommt es in der Grafschaft zu Fahnenflucht. Graf Christian Ernst läßt durch einen Anschlag bekanntmachen, dass "jeder Vater seinen Sohn binnen drei Monaten zur Stelle zu schaffen hat", tut er es nicht, "so soll derselbe für infam erklärt und sein Name an den Galgen geschlagen werden, und wenn er angetroffen wird, bei Leib und Leben als Deserteur betraft werde."
- Spätestens ab 1714 wird die kleine dörfliche Ansiedlung Hasserode von der heute nicht mehr existierenden Wasserburg aus als brandenburgisch-preußisches Amtshaus genutzt. Die Burg dürfte sich im Bereich der heutigen Amtsgasse befunden haben.
- Heinrich Georg Reuß gründet in einem Gartenhaus "dicht am Westenthore" gelegen, "unter Approbation gnädiger Herrschaft", eine Waisenanstalt. Sechs Mädchen und Jungen finden darin Aufnahme, erhalten Verpflegung, Erziehung und Unterricht im Christentum, Rechnen und Schreiben, die Jungen aber auch Lateinisch und Griechisch sowie Musik. Finanziert wird das Haus durch Geschenke und freiwillige Gaben an Naturalien und Geld.
- Ein neuer Bergbaustollen wird im Schlickstal angelegt.
- Graf Christian-Ernst verfügt eine Neugründung des Tiergartens, rings um den Agnesberg und unter Einbeziehung des Christianentals.
- In einem Bäcker-Innungsbrief werden die Rechte und Pflichten der in der Stadt tätigen Bäcker festgelegt.
- In einer Urkunde vom 7. Dezember wird das "Hotel Weißer Hirsch" erstmals erwähnt.
- Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode beurkundet am 28. Mai, dass ihm Bürgermeister und Rat zu Wernigerode einen Platz an der Stadtmauer, gegenüber den Ritterhöfen, überlassen für die Wohnung des Stadtvogtei-Gerichtsdieners. Es soll aber kein Gefängnis dort errichtet werden.
- In einer Urkunde wird die "Schlackenmühle" erstmals urkundlich erwähnt. Die gräfliche Mahlmühle mit vier Mahlgängen, einem oberschlächtigen Wasserrad, zwei Stuben und Stallungen werden zur Neuverpachtung ausgeschrieben. Der Name Schlackenmühle deutet auf das Mahlgut hin. Die gemahlenen Schlacken aus den Hütten der Umgebung werden vielfach verwendet, als Formsand, Zuschlagstoff im Baugewerbe und für den Wegebau.
- Am Oberpfarrkirchhof lässt Superintendent Gutjahr ein Wohnhaus erbauen, an dem eine "Hamme" (als Schuppen genutzter schräger Anbau) angegliedert ist.
- Die alte Holzkirche in Schierke erhält einen stabilen Glockenstuhl, der neben der Kirche gebaut wird.
- Graf Christian Ernst lässt nach dem Vorbild des Schlosses Kopenhagen einen Lustgarten mit barocker Orangerie anlegen.
- An den Stadttoren liegen vom Rat und vom Grafen bestätigte Listen mit den Tarifen über die Erhebung des Wegegeldes (Zölle) aus.
- Der "Nöschenröder Schützenverein" besitzt seit diesem Jahr am Anfang des Zwölfmorgentals ein eigenes Schützenhaus. Auf der Gemeindewiese am Großen Bleek liegt die Festwiese, wo zu den Schützenfesten ein buntes Treiben mit Karussels, Schaubuden, einem großen Bierzelt und zahlreichen anderen Belustigungen herrscht.
- Am 8. Juli wird in Wernigerode der Arzt und Naturwissenschaftler Heinrich Friedrich von Delius geboren.
- Am 28. Dezember wird der spätere Orientalist, Philologe und Sprachforscher Christoph August Bode in Wernigerode geboren.
- König Friedrich Wilhelm von Preußen annulliert die Lehnshoheit des Stiftes Halberstadt über die Stapelburg. Dieselbe fällt damit endgültig an Stolberg- Wernigerode.
- In der Gemeinde Nöschenrode, im Zwölfmorgental 3, wird ein Schützenhaus gebaut.
- Am 30. Januar wird Christian Gottlieb Kratzenstein, ein bedeutender Naturforscher, als Sohn des Oberschullehrers Thomas Andreas Kratzenstein, in Wernigerode geboren. Er lehrte in Russland und Kopenhagen, war dort Professor für Mathematik und Physik und war an wegweisenden Forschungsergebnissen beteiligt.
- Es wird ein namenloses Jagdhaus erwähnt an der Stelle, an der 1776 das Jagdhaus Plessenburg auf Anweisung des Grafen Heinrich Ernst zu Stolberg gebaut werden wird.
- Eine Malzmühle vor dem Westerntor wird erwähnt.
- Vom "Bürgermeister und Rath beyder Städte allhier" wird eine "Wernigerödische Feuer-Ordnung" erlassen. In dieser ist konkret festgelegt, wie sich jeder Bürger und Gast der Stadt bei Ausbruch eines Brandes zu verhalten hat.
- Der Graf erlässt am 15. Januar eine Ordnung darüber, dass die Ratsmitglieder an den ordentlichen Ratstagen sich pünktlich einfinden und das die spät kommenden 4 gute Groschen und diejenigen, welche nicht erscheinen, 8 gute Groschen Strafe in die Armenkasse zahlen müssen.
- Der Lustgarten mit dem Lustschloss und der Orangerie ist nicht nur von kunst- und kulturgeschichtlichem Interesse, sondern ist auch seit 1728 Schauplatz der protestantischen Bewegung des Wernigeröder Pietismus, der sich seiner tätigen Nächstenliebe vom Gefühl des Einzelnen getragenen Gemeindeleben fast ein ganzes Jahrhundert lang das Grafenhaus beherrscht. Neben der Stadt Halle(Saale) ist Wernigerode ein Zentrum des Pietismus im nördlichen Deutschland.
- Am 19. Juni gehen die Schüler der Lateinschule zum letzten Mal in ihr altes Schulgebäude am Oberpfarrkirchhof, dem ältesten Schulhaus in Wernigerode, unmittelbar am Turm der Sylvestrikirche.
- An Stelle der alten reparaturbedürftigen Lateinschule wird auf dem Oberpfarrkirchhof 7 ein "Lyceum" (Städtisches Gymnasium) neu gebaut und am 26. Juni feierlich eingeweiht. In der Kartusche über dem Eingangsportal steht: "Das Lyceum beider Städte Wernigerode ist unter dem Beistand Gottes und mit Bewilligung des erlauchten Grafen und Herren, Herrn Christian Ernst, des Heiligen Römischen Reiches Grafen, und seines bestimmenden Nachfahren, vom Rat der Stadt im Jahr des Heils 1730 gebaut worden."
- Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode lässt die sogenannte Wernigeröder Wasserrinne anlegen, durch welche das Wasser auf einem fast zwei Meilen langen Wege in das Schloss Wernigerode geleitet wird.