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Beiträge von Wolfgang Grothe
- Während des Dreißigjährigen Krieges wird Benzingerode von kaiserlichen Soldaten ("Isolanische Croaten") besetzt. Ein Oberst Kraft mit seinen Leuten ruinierte und plünderte das Dorf. Sie zerhauen Obstbäume, zertrampeln Saaten, beschädigen die Kirche und rauben sie aus. Die relativ kurze Besatzungszeit im Frühjahr 1638 reicht aus, Benzingerode auf lange Zeit ins Elend zu stürzen.
- Wernigerode ist eine mit einer kompletten Stadtmauer versehene Stadt, die im Schutz der Burg am Nordrand des Harzes ihren Einfluss auf alle Orte der Grafschaft verstärkt.
- Der Bürgermeister und Rat zu Wernigerode unterbreiten am 8. Februar Graf Christian Ernst ihre Vorstellungen betreffend der Eingriffe in die Rechte der Stadt und verlangen die Versicherung aller Rechte.
- Der Graf übersendet dem Bürgermeister und dem Rat am 6. Januar eine Verordnung über die nichtswürdigen und an vielen Orten verbotenen Dreiermünzen zur Publikation.
- 12. Mai: Umherziehendes Kriegsvolk besetzt gewaltsam zwei Wernigeröder Stadttore. Die Soldaten plündern das Pfarrhaus der Sylvestrikirche, brechen in mehrere Bürgerhäuser und in die Johanniskirche ein, zerschlagen Mobiliar, rauben Geld und Gut.
- Im August ziehen mehrmals kaiserliche Reiter und kaiserliches Fußvolk durch Wernigerode und durch die umliegenden Dörfer. Sie verlangen, von den Einwohnern versorgt zu werden. Wenige Tage später durchziehen ungefähr 400 schwedische Reiter das Harzvorland und nehmen in Minsleben und Langeln Pferde weg und verlangen ebenfalls, versorgt zu werden.
- Im November und Dezember wechseln sich raubend und mordend umherziehende Trupps kaiserlicher und schwedischer Soldaten ab. In die Stadt sind am 22. November "ungefähr 300 Kaiserliche Reiter unterm Herrn Obersten Ludwig Freiherrn von Novari dargestoßen, mit Order vom Erzherzog Durchl., darauf man sie eingelassen, und einquartirt. Haben große Insolentien gebraucht und die Leute mit schrecklichen Exekutionen und Geld Pressen heftig geplaget..."
- In der Breiten Straße 97 neben der Krellschen Schmiede wird eine Brennerei gebaut. Wernigerode ist schon in dieser Zeit bekannt für seine Kornbrennereien und das Haus 97 ein typisches Beispiel für ein kombiniertes Wohn- und Gewerbehaus.
- Die ständigen militärischen Auseinandersetzungen zwischen schwedischen und auf der Seite der kaiserlichen kämpfenden kroatischen Truppen führen zu erheblichen Verlusten auch an Pferden. In den Dörfern und in der Stadt gibt es kaum noch Pferde. Besonders die kroatischen Soldaten rauben und plündern in der Stadt und den umliegenden Dörfern.
- An der Burg Hasserode wird erstmals ein Burggraben erwähnt.
- Vier schwedische "Königsmärkische Kompanien Reiter" werden in Wernigerode einquartiert und müssen von den Bewohnern versorgt werden. Ein Chronist schreibt verzweifelt in die Chronik: "Gott lindere solche große Beschwerung!"
- Wie im Jahr zuvor wechseln sich in Wernigerode schwedische Kompanien und kaiserliche Soldaten öfter ab. Die Einwohner werden ausgeraubt, wenn sie nicht freiwillig für Unterkunft und Verpflegung aufkommen. Mehr noch als in der Stadt leiden die Bauern in den Dörfern unter den Folgen des Krieges. Die Soldaten beider Seiten zeichnen sich durch zunehmende Verwahrlosung und Verrohung aus.
- Gegen Ende des Jahres belagern "Eisenbergische Völker" den kleinen Ort Minsleben und brandschatzen. Der ganze Ort wird ruiniert. Das unvorstellbare Leid betrifft wohl jede Familie. Die Misshandlungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Brandschatzungen durch das Kriegsvolk sind so groß, dass ein Teil der Bewohner im nahen Wolfsholz Schutz sucht.
- Die Grafenbrüder Johann Martin und Heinrich Ernst teilen sich den Gesamtbesitz. Johann Martin (1594-1669) erhält die Grafschaft Stolberg, Heinrich Ernst (1593-1672) die Grafschaft Wernigerode. Sein Wohnsitz befindet sich in Ilsenburg.
- Die Belastung der Wernigeröder wird durch einen persönlichen Bericht eines Chronisten dokumentiert: "Den 4. Januar 6 Kompagni Königsmärkische Ritter unterm H. Obersten Friedrich Reuß von Eisenberg einquartirt worden, davon ich neben Hans Ackermann und Jost von Windheim, den Oberst-Leutnant unterhalten müssen, mit 40 Pferden und 48 Personen, hat viel Kaiserliche Gefangene bei sich gehabt, und haben wir fünf volle Tische täglich speisen müssen. Item für die Pferde geben täglich zu einem Theil 30 Bund Häu, 25 Bund Stroh an Schöfen und 5 Scheffel Hafern...."
- Königsmarkische "Artelorei und Stückpferde sammt etlichen Dragonern" mit 400 Pferden quartieren sich am 10. März ein und müssen versorgt werden.
- Am 16. November richtet ein schwerer Sturm an Häusern und Dächern großen Schaden an. Viele Bäume werden entwurzelt.
- Zum 7. Juli zitiert der Graf die Landstände der Grafschaft Wernigerode zu Verhandlungen. In der Zusammenkunft geht es insbesondere um die Verteilung der Lasten, die die Stadt Wernigerode, die Dörfer und Klöster der Grafschaft zu tragen haben. Es gibt erhebliche Differenzen mit dem Kurfürsten von Brandenburg hinsichtlich der Finanzierung der Militärausgaben.
- Nach dem Westfälischen Friedensvertrag wälzen die Territorialfürsten die Kriegsentschädigung auf die Untertanen ab. Die Grafschaft Wernigerode muss 2170 Taler, die Stadt 1200 Taler aufbringen und innerhalb von acht Tagen zahlen. Die Stadt weigert sich zu zahlen. Graf Heinrich-Ernst ist über die "aufsässigen Rebellen" empört. Die Stadt erhält Unterstützung durch den Kurfürsten, der Graf hatte aber bereits die Summe zwangsweise eintreiben lassen.
- Weitere Truppen-Einquartierungen hat die Stadt zu verkraften, die Bürger werden dadurch zusätzlich belastet.
- Für Nöschenrode wird erstmals eine Knaben- und Mädchenschule genannt, untergebracht im Amtshaus am Burgberg (ehemals "Am Burckberge").
- Magdeburg und das Fürstbistum Halberstadt und damit das gesamte Nordharzgebiet werden endgültig brandenburgisch.
- Fortdauer der Einquartierungen bis zum 27. Oktober 1649. Gesamtkosten der Kriegsentschädigung und der schwedischen Einquartierung in der Grafschaft Wernigerode: 13.404 Taler. Alle diese Geldleistungen werden aus den Untertanen herausgepresst, während Graf, Adel, Klöster und Freihöfe für ihre großen Besitzungen frei waren von Einquartierungen und Kriegskontributionen. Erst 1656 hören die Geldleistungen auf.
- Am 16. September gibt es ein "Dankfest wegen erlangten lieben Friedens..." Der Chronist schreibt: "Gott gebe uns auch um Christi willen den innerlichen Frieden!"
- Das nach Melanchthons Vorbild gestaltete humanistische Gymnasium ist schulgeldfrei und steht allen sozialen Schichten offen. 250 Schüler besuchen in diesem Jahr die Schule in fünf Klassenstufen.
- Seit 1650 wird Wernigerode postmäßig von Halberstadt betreut. Die Botenpost Nürnberg-Nordhausen-Hamburg geht durch die Stadt.
- Das Haus in der Pfarrstraße 30 wird als Magazin der in Wernigerode garnisonierenden kurbrandenburgischen Dragoner gebaut.
- Die Nöschenröder Schützen veranstalten das erste Mal nach dem Dreißigjährigen Krieg ein Festschießen.
- Die Wernigeröder fügen sich nur schwer unter die neuen Verhältnisse im Heerbann der Stolberger Grafen. Erst das Handschreiben des "Großen Kurfürsten" an den Rat der Stadt Wernigerode schafft endgültig Klarheit. Wernigerode und die Grafschaft müssen sich den höheren Zielen und Plänen Brandenburg-Preußens unterordnen.
- Die "Betstunden" in der Kirche finden nach Unterbrechung seit Oktober 1651 wieder statt.
- Es kommt zu einem Protest mehrerer Bürger wegen der Erbauung des Stadtmauerturmes zwischen der Alt- und Neustadt.
- Am 2. Mai werden Wernigerode und das Umland von einem starken Unwetter heimgesucht, "welches hier aufm Felde, wie auch in Reddeber, Minsleber und Silstedter Felde durch Hagel großen Schaden gethan, mit Niederschlagung und Ueberschwemmung des Sommer- und Winterkorns, wie denn etliche Aecker, da die geschwinde Fluth hergangen, ganz weggeflösset worden". Straßen in Silstedt werden überflutet. Die Einwohner müssen ihre Häuser verlassen.
- Es existiert bei den Wernigeröder Tuchmachern ein gedrucktes kaiserliches Mandat gegen den Gebrauch und die Einfuhr schädlicher Farben zum Tuchfärben wie die "Teufelsfarbe" Indigo.
- Nach dem Abzug der Schweden wird ein Brandenburger Regiment in Wernigerode einquartiert. Streit zwischen dem Grafen und der Stadt um die Bezahlung der Kosten.
- Der "Thurm zu S. Sylvester" wird ausgebessert.
- Am 5. Mai wird eine "Schößerin, ohne Begleitung des Ministerii und Leichenpredigt, weil sie papismo" (dem Papst ) "zugethan gewesen, zu S Sylvester" beigesetzt. "Die Klocken sind geläutet und die Schüler zu singen zugelassen worden. Die Kirche aber ist nicht geöffnet, sondern nur ein Becken für die Thür gesetzt worden. Sonst ist viel Volk mitgangen, wie zu geschehen pflegt, wenn was Neues zugehet."
- Am 19. Januar erhält der Stadtvogt ein Kurfürstlich Brandenburgisches Reskript, dass bei Immissionen und Hinrichtungen zwei Ratspersonen anwesend sein müssen.
- Ende der Einquartierungen, die der Stadt 40.000 Taler gekostet hat, eine Geißel für die ausgehungerte und ausgeplünderte Bevölkerung.
- Für die Bevölkerung Wernigerodes gibt es neue Belastungen durch Einquartierungen und Unterhaltszahlungen für die Armee. Nach einer Order des Kurfürsten sind 2000 Reichstaler an Geld und 30 Wispel Korn zu leisten.
- Am 6. Dezember wird in Wernigerode Johann Karl Spies, bedeutender Arzt und Stadtphysikus, geboren.
- Das Wismutbergwerk am Beerberg (Bergwerk Dumkuhle) ist an Heinrich Ziegler verliehen. Eine holländische Gesellschaft betreibt die Grube Heilige Dreifaltigkeit.
- Am 15. Januar kommen auf Ersuchen von Heinrich Ernst, Graf zu Stolberg, Wernigerode und Honstein, in der Kanzlei des Schlosses Wernigerode die Landstände zur Versammlung zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Verhandlung über ein freiwilliges Geschenk an den Kurfürsten. Die Landstände lehnen den Vorschlag mit dem Hinweis auf die bereits bestehende große Schuldenlast der Stadt Wernigerode und der Grafschaft und die Probleme bei der Versorgung mit Lebensmitteln ab.
- Mit der letzten Hinrichtung enden in Wernigerode die Hexenprozesse. Zwischen 1521 und 1665 werden in Wernigerode 59 Männer und Frauen nach Folter auf dem Scheiterhaufen hingerichtet, davon nachweislich 15 unschuldig verurteilt. In den Gerichtsverfahren werden die Beschuldigten zunächst "in Güte" befragt. Erfolgt kein umfassendes Geständnis, folgt das "peinliche Verhör", das heißt die Folter, in der nahezu alle Beschuldigten alles zugeben, was ihnen vorgeworfen wird.
- Am 27. Februar beruft die Gräfliche Regierung wegen der neuen Kriegsgefahr die Stände, die Inhaber und Verwalter der Klöster, den Adel, die Freisassen, die Güter-Pachtinhaber, den Bürgermeister und Rat, Viermannen und Geschworene in den Flecken und Dörfern zu einer Beratung.
- Das Hohnegebiet mit seinen zahlreichen Waldwiesen und Lichtungen wird als Weide genutzt. Nachweislich 112 Kühe weiden vom 28. Mai bis 1. September hinter der Hohne.