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Beiträge von Frank Wiesner
- Die Jahrzehnte nach der Verleihung des Stadtrechtes am 17. April sind für Wernigerode und seine Bürger mit wachsendem Wohlstand und immer mehr Einfluss nach außen verbunden . Der "Wernigeröder Scheffel" findet als Getreidemaß weite Verbreitung. Zu den ersten Wernigeröder Ratsherren gehören Gottfried der Münzmeister, Dietrich von Damiette und Heinrich der Syrer. All dies deutet auf eine eigene "Wernigeroder Münze" hin und Handelsbeziehungen bis nach Nordafrika.
- Der Flurname Schierke wird erstmals urkundlich erwähnt. Die Herkunft dieses Namens lässt mehrere Deutungen zu. Die wahrscheinlichsten sind wohl in alten Harzer Ausdrücken zu suchen. So bedeutet "schier" blankes, reines Holz. "Schuerke" oder "schuer" dagegen ist platt und heißt soviel wie geschützt oder auch Unterstand gegen schlechtes Wetter. Schierke liegt relativ geschützt in einem Felsental. Beide Deutungen dürften möglich sein. Allerdings wurde früher größtenteils Platt gesprochen, so dass wohl doch eher der geschützte Unterstand Pate für Schierkes Namen stand.
- Seit diesem Jahr bildet die damalige Grafschaft Wernigerode auch einen eigenen Kreis im Regierungsbezirk Magdeburg.
- Die Bevölkerungszahl beläuft sich auf 17.230.
- Es gibt eine Stadt Wernigerode, zwei Flecken Ilsenburg und Nöschenrode und 13 Landgemeinden Altenrode, Darlingerode, Drübeck, Langeln, Minsleben, Reddeber, Silstedt, Stapelburg, Veckenstedt und Wasserleben als Dörfer. Dazu noch Schloss Wernigerode, Hüttenort Schierke und Kolonie Hasserode-Friedrichstal.
- Die Bevölkerungszahl beläuft sich auf 18.952.
- Das heutige Wernigerode mit den Ortsteilen Nöschenrode und Hasserode wird als "die Stadt Wernigerode, der Flecken Nöschenrode und das Dorf Hasserode“ bezeichnet. Wernigerode wird als freundliche und blühende Stadt beschrieben, die schon "...ein Krankenhaus, 5 Hospitäler und eine Rettungsanstalt für Mädchen" besitzt. Als erwähnenswerte Gasthöfe gelten der „Weiße Hirsch" und das „Deutsche Haus". Viele Einwohner der drei Orte haben sich auf das Vermieten von Zimmern an „Sommerfrischler“ eingerichtet. Die hiesigen Fremdenführer stehen unter polizeilicher Aufsicht, damit sie die Fremden bei der Berechnung der Botenlöhne nicht „übers Ohr hauen“.
- Wernigerode hat 5591 Einwohner und 743 Häuser.
- Nöschenrode ist ein eigenständiges Gebilde, welches schon an "das Burgthor Wernigerodes stößt". Es wird ein Gasthof "Zum goldenen Hirsch" erwähnt, viele Mühlen im Mühlental am Zillierbach ("Zilligerbach"), sowie viele "Etablissements", darunter "das freundlich gelegene Kaffeehaus Küsters-Kamp".
- Die Einwohnerzahl Nöschenrodes beläuft sich auf 1152 und an Häusern 137.
- Hasserode stellt noch ein Dorf vor den Toren Wernigerodes dar, ist allerdings schon eingebunden in die Zweckgemeinschaft der drei Orte. An Wirtschaften werden das Gasthaus "Zum Hohnstein" sowie "die Restauration bei dem Hrn. Factor Stolze auf dem Blaufarbenwerke" erwähnt. An Betriebsstätten gibt es drei Papier- und eine Filzmühle.
- Es gibt in Hasserode 145 Häuser mit insgesamt 1291 Einwohnern.
- Die Gaswerke werden gegründet und sind Vorläufer der Städtischen Werke Wernigerode. Das ist früher, als in den meisten Städten gleicher oder annähernd gleicher Größe. Später kamen dann noch ein Elektrizität- und ein Wasserwerk dazu. Der Strom kommt damals schon über das "Umspannwerk" Wasserleben. Das 1911 erbaute Ortsnetz muss stetig erweitert werden, denn der Bedarf beträgt 1926 schon,"...1.300.000 Kilowattstunden Strom für Leucht- und Gewerbezwecke."
- Am 28. Oktober konstituiert sich die Freimaurerloge „Zum Starken Licht am Brocken“.Hans Deistel et al. (Stadtbaurat) "Wernigerode Stadt und Land - Deutschlands Städtebau - Stadt Wernigerode und Kreis Grafschaft Wernigerode mit seinen Kurorten Ilsenburg und Schierke" 1926 Dari-Verlag Berlin - Freimaurerloge "Zum starken Licht am Brocken" & "Zur Eiche am Scharfenstein"
- Die Freimaurer-Loge "Zum starken Licht am Brocken" konstituiert sich am 28. Oktober und errichtet ein Logenhaus.
Später wurde es als Kulturhaus „Palmiro Togliatti“ am heutigen Heltauer Platz 1 sowohl für Feiern als auch Musterungen der NVA genutzt.Hans Deistel et al. (Stadtbaurat) "Wernigerode Stadt und Land - Deutschlands Städtebau - Stadt Wernigerode und Kreis Grafschaft Wernigerode mit seinen Kurorten Ilsenburg und Schierke" 1926 Dari-Verlag Berlin - Freimaurerloge "Zum starken Licht am Brocken" & "Zur Eiche am Scharfenstein"
- Eine sogenannte "Warmbadeanstalt" wird eröffnet. (heute "Charmant" in der Bachstraße): Sie besteht aus elf Räumen mit Wannenbädern und neun "Brausezellen" (Duschkabinen). Auch Saunen in allen Formen und Arten sind vorhanden, so z.B. Heißluft-, Dampf- und Lichtbäder. Außerdem gibt es einen Haarpflege- und Maniküresalon. Die Stadt stellt sich auf steigende Besucherzahlen von "Sommerfrischlern" ein. Dafür spricht die beachtliche Besucherzahl des Bades von ca. 12000-14000 Nutzern im Jahresdurchschnitt.
- Das Logenhaus der Freimaurer-Loge „Zum starken Licht am Brocken“ wird am 7. Mai eingeweiht.Hans Deistel et al. (Stadtbaurat) "Wernigerode Stadt und Land - Deutschlands Städtebau - Stadt Wernigerode und Kreis Grafschaft Wernigerode mit seinen Kurorten Ilsenburg und Schierke" 1926 Dari-Verlag Berlin - Freimaurerloge "Zum starken Licht am Brocken" & "Zur Eiche am Scharfenstein"
- Die deutsche Kriegsblindenstiftung verlegt das erste Kriegsblindenheim am 4. Oktober von Binz nach Wernigerode in die Pension "Waldheimat" am Jägerkopf 3. Betreiber ist der "Reichsdeutsche Blindenverband". Zweck dieser Einrichtung ist anfangs, im Ersten Weltkrieg erblindete Soldaten zu rehabilitieren und ihnen Erholung zu bieten.
- Einer der jüngsten Ortsteile Wernigerodes ist Schierke. Der Ort gilt schon Anfang des 20. Jahrhunderts als ein Kurbad von Welt. Durch die Lage nahe dem Brocken, die reine und frische Luft und die Weitläufigkeit der Umgebung mit unzähligen Wandermöglichkeiten herrscht das ganze Jahr über reger Touristenverkehr. Es gibt einfache Herbergen, Gästezimmer, aber auch mondäne Hotels und Kureinrichtungen wie das Kurhotel "Barenberger Hof". Man behandelt Herz- und Gefäßerkrankungen, aber auch Asthma und andere Atemwegserkrankungen. Im Winter wird schon eine Eisbahn zur Vergnügung angeboten und es finden Bobrennen statt.
- Zu den bekanntesten und wohl auch "süßesten" Werken in Wernigerode gehört um die Jahrhundertwende die Ferdinand Karnatzki Aktiengesellschaft. Zweck dieser Einrichtung ist die Schokoladen- und Süßigkeitenherstellung. Das Gelände wird von Alters her als Mühle, die "Burgmühle", genutzt. Sie dient im Laufe der Jahrhunderte den unterschiedlichsten Zwecken, bis das Gelände vom Eigentümer der Schokoladenfabrik, Ferdinant Karnatzki, aufgekauft und darauf neue, große und moderne Fabrikationsgebäude errichtet werden. Um die neuen Maschinen und Anlagen mit Energie zu versorgen, muss zunächst noch die städtische Stromversorgung in Anspruch genommen werden bis zur Inbetriebnahme eines eigenen Kraftwerkes. Seit 1924 liefern zwei insgesamt ca. 700 PS starke Dieselmotoren genügend Energie, um unabhängig zu sein.
- Am 14. Januar wird ein Mann geboren, der später als "Meister Nadelöhr" im Kinderfernsehen der DDR bekannt wird, Eckart Friedrichson.
Nach einer Schauspielausbildung hat er Engagements am Stadttheater Rostock und dem Berliner Theater der Freundschaft. Als das Fernsehen der DDR für "Meister Nadelöhr erzählt" (später "Zu Besuch im Märchenland") einen Darsteller sucht, übernimmt der 25jährige Friedrichson die Rolle.
Im Alter von 46 Jahren erliegt der Schauspieler, der seit seiner Kindheit an Diabetes leidet, einem tödlichen Herzinfarkt.
wikipedia.org - Meister Nadelöhr
- Die Freimaurer erleiden im "3. Reich" dasselbe Schicksal vieler Organisationen. Sie müssen sich selbst auflösen. Damit ist auch das Schicksal des Logenhauses besiegelt. Es dient von 1935 an verschiedensten Zwecken.Hans Deistel et al. (Stadtbaurat) "Wernigerode Stadt und Land - Deutschlands Städtebau - Stadt Wernigerode und Kreis Grafschaft Wernigerode mit seinen Kurorten Ilsenburg und Schierke" 1926 Dari-Verlag Berlin - Freimaurerloge "Zum starken Licht am Brocken" & "Zur Eiche am Scharfenstein"
- Anfang der 30iger Jahre gibt es durch die Deutsche Reichspost erste erfolgreiche Sendeversuche zur drahtlosen Bildübertragung. Der Brocken wird auf Grund seiner exponierten Lage als Senderstandort ausgewählt. Mitte des Jahrzehnts wird ein Versuchsbetrieb mit einem transportablen Fernsehsender gefahren, der erfolgreich ist, so dass ein Jahr später mit dem Bau des ersten Fernsehturms der Welt auf dem Brocken begonnen wird. Dieser ist 1938 fertig gestellt und erreicht eine Höhe von 95 Metern. Ein Sendebetrieb als regulärer Fernsehsender erfolgt allerdings durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges nie.
- Das Gebäude am heutigen Helltauer Platz 1 wird wieder seiner ursprünglichen Berufung zugeführt. Es dient wieder als Treffpunkt der Freimaurer.Hans Deistel et al. (Stadtbaurat) "Wernigerode Stadt und Land - Deutschlands Städtebau - Stadt Wernigerode und Kreis Grafschaft Wernigerode mit seinen Kurorten Ilsenburg und Schierke" 1926 Dari-Verlag Berlin - Freimaurerloge "Zum starken Licht am Brocken" & "Zur Eiche am Scharfenstein"
- Die Anfang der 50er Jahre erbauten und nun baufälligen Behelfshäuser am Ziegenberg werden abgerissen. Ein neues Wohngebiet entsteht.
