Wernigerode im Jahr 1957
Der Kreisausschuss der Nationalen Front ruft die gesamte Bevölkerung des Kreises zu einem Wettbewerb auf, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Neben einer Reihe von Wohnungsneubauten der AWG (Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft) und im Rahmen des Investprogramms ist im Kreis Wernigerode der Ausbau und die Instandsetzung einer "beträchtlichen Anzahl" von Wohnungen vorgesehen.
Bei den Wahlen zum Kreistag und zur Stadtverordnetenversammlung Wernigerode am 23. Juni stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 97,58 bzw. 97,47% für die "Gemeinsame Liste der Nationalen Front" 99,87 bzw. 99,86% der Wähler. Der Nationalrat der Nationalen Front schreibt ein Tag später: "Ein großer Sieg für die Sache des Friedens und des Sozialismus für die Arbeiter-und-Bauern-Macht in der DDR ist erkämpft. Die überwiegende Mehrheit der Bürger unserer Dörfer und Städte hat sich in freier demokratischer Wahl zu unserem Friedensstaat und seiner Politik bekannt..."
Volksstimme - 24. Juni
Im Kreisgebiet suchen 800 Mitarbeiter der Ausschüsse der Nationalen Front und Agitatoren in der zweiten Augusthälfte alle Haushalte auf, "um die Listensammlung zu einem vollen Erfolg zu machen". 20 000 DM sollen gesammelt werden. Die LDZ schreibt: "Die besten Sammler erhalten Buchprämien. Und die drei besten Kreise im Bezirk Magdeburg werden sogar mit einem Fernsehgerät ausgezeichnet."
Eine "dreiköpfige Agentengruppe" (Gebrüder Heinrich und Werner Nehrkorn aus Wasserleben und Kfz-Meister Heinrich Ackert aus Wernigerode), die "im Auftrag amerikanischer Geheimdienste Landeplätze für Flugplätze auskundschaften sollte", wird festgenommen und zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt.
Volksstimme - Organ der Bezirksleitung Magdeburg der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland
In den "Volkseigenen Betrieben" (VEB) werden jährlich, gefördert und unterstützt durch die Betriebsgewerkschaftsleitungen (BGL), in "Betriebskollektivverträgen" eigene Verpflichtungen der Brigaden zur Erfüllung und gezielten Übererfüllung der staatlichen Planvorgaben festgelegt. Neben ökonomischen Verpflichtungen werden auch geistig-kulturelle Ziele formuliert. Dazu gehört u.a. der Aufbau und die Förderung von Kulturgruppen.
Am 27. November kommt es zu einem schweren Unglück auf der Harzquerbahn. Zwei Güterwaggonpaare setzen sich aus ungeklärten Ursachen am Bahnhof Hasserode selbst in Bewegung und rollen unaufhaltsam die abfallende Schienenstrecke in Richtung Westerntor. Hinter der Kurve am Übergang Westerntor Unter den Zindeln springen alle vier Waggons aus den Gleisen und werden zertrümmert.
Der Feriendienst des FDGB besteht zehn Jahre. Bis zum Ende der Sommersaison verbrachten in dieser Zeit im Kur- und Erholungszentrum Wernigerode über 80 000 Arbeiter, Angestellte und Intelligenzler ihren Urlaub in den FDGB-Erholungsheimen, davon 1600 FDGB Mitglieder kostenlos. 16.000 Heil- und Genesungskuren auf Grund ärztlicher Verordnungen wurden durchgeführt. Über 2000 Veranstaltungen mit einer Besucherzahl von über 250 000 fanden statt.