Wernigerode im Jahr 1949
Am 16. August informiert der Rat der Stadt, dass alle Anträge auf Erteilung von einmaligen Interzonenpässen, die zum Zwecke der Umsiedlung nach den Westzonen Deutschlands nur an Umsiedler ausgegeben werden. Die Landespolizeibehörde benötigt Bescheinigungen darüber, dass die Antragsteller Umsiedler sind. Die Ausstellung der Bescheinigungen erfolgt durch den Rat des Landkreises.
Stadtarchiv Wernigerode - WR III 6/1
Das Hospital am Nikolaiplatz 2 wird als Sitz des "Volkspolizei-Kreisamtes" bestimmt. Die ersten Bewohner werden in die vom Fabrikdirektor Hugo Hendeß erbaute Villa, Unterm Ratskopf 53, verlegt. Für die Siechen werden die ehemals den Rautal-Werken gehörenden Baracken im Veckenstedter Weg 43 ausgebaut, um hier ein "Kreis-Pflegeheim" zu schaffen.
Am 13. Oktober werden im VEB Elektromotorenwerk die ersten "Aktivisten" für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Diese Auszeichnung ist mit einer Urkunde, einer Medaille und einer Geldprämie verbunden.
Durch seine Produktionsergebnisse hat sich der Betrieb zu einem der wichtigsten Zulieferbetriebe von elektrischen Antrieben in der Industrie entwickelt.
Der Ratskeller wird unter Leitung von Architekt Max R.Wenner (auch Umbau "Capitol", "Stadtgarten", "Brockenhotel") durch Wernigeröder Handwerker umgebaut.
Bert Heller und Hans Bülow arbeiten unter Wenner (der später nach Wuppertal zurück geht) eng zusammen.
Die Kunstschmiedearbeiten (Gitter und auch der Ausleger am Ratskeller) sind erhalten.
Am 12. November empfängt der sowjetische Kreiskommandant Oberst Besrutschenko den Vorsitzenden des Landkreises, Landrat Falkenbach, um ihm mitzuteilen, dass die Kreiskommandantur als Organ der Sowjetischen Militärverwaltung ihre Verwaltungstätigkeit eingestellt hat und die einschlägigen Funktionen mit allen Rechten und Pflichten in der Hand der deutschen Selbstverwaltung läge.
Zum 70. Geburtstag des sowjetischen Führers Stalin am 21. Dezember finden in allen großen Wernigeröder Betrieben Huldigungsfeiern statt. Auch die Stadtverordneten von Wernigerode und die Abgeordneten des Landkreises Wernigerode versammeln sich zu einer gemeinsamen "Feierstunde", um Stalin "in Liebe und Verehrung zu gedenken". Im Rathaussaal preist der Festredner den "Führer des Sowjetvolkes" als "bedeutendste politische und menschliche Persönlichkeit der Gegenwart".
Seine Worte gipfeln in der beschwörenden Botschaft: "Wir grüßen Generalissimus Stalin mit dem heißen Wunsch, dass ihm noch viele Jahre bester Gesundheit und voller Schaffenskraft beschieden sein mögen. Es lebe Stalin, der beste Freund des deutschen Volkes."