Wernigerode im Jahr 1949

  • Im Fotopapierwerk Wernigerode werden bei staatlichen Kontrollen finanzielle Unregelmäßigkeiten in Höhe von einer Million Mark festgestellt. Mit 90 Männern und Frauen wird das Werk als Treuhandbetrieb weitergeführt.

  • Die "Hohlglasveredelungs-Genossenschaft eGmbH Wernigerode", gegründet nach dem Zweiten Weltkrieg von Umsiedlern aus Böhmen, wird am 1. Mai in Volkseigentum übernommen und führt unter der Bezeichnung "VVB der Leichtindustrie Sachsen-Anhalt - Hohlglasveredelung Wernigerode" ihre Tätigkeit fort.

  • Vom 3. bis 10. April findet in der Stadt eine "Woche der Volkssolidarität" mit vielen Veranstaltungen statt.

  • Das Schloss Wernigerode wird am 16. April Feudalmuseum.

Schloss Wernigerode
© Wolfgang Grothe
Schloss Wernigerode © Wolfgang Grothe
  • Alle über 15 Jahre alten Personen der Stadt deutscher Nationalität erhalten neue Personalausweise.

  • Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt bestimmt, dass das Haus der Diakonie "Zum guten Hirten" wieder seinem ursprünglichen Zweck zugeführt wird und schwachsinnige Frauen und Mädchen aufnimmt.

  • Der Stromverbrauch muss weiter kontingentiert werden. Um die Elektroenergie effektiver zu verteilen, werden für die Industrie und den privaten Bereich die Entnahmezeiten neu geregelt.

  • In der Presse wird für die Ausbildung von Lehrern an Grundschulen geworben. Belastete Lehrer aus der NS-Zeit wurden aus dem Schuldienst entlassen.

  • Die Landwirtschaftsschule Wernigerode wird im Herbst mit Internat und landwirtschaftlichem Lehrhof neu eröffnet. Dazu wird ein ehemaliger Schafstall in der Kurtsstraße genutzt. Die Baumaßnahmen werden zum Teil in freiwilligen Eigenleistungen von Dozenten/Dozentinnen und Studierenden ausgeführt.

Die ehemalige Agraringenieurschule auf dem Gelände des Bürgerparks 2009
© Wolfgang Grothe
Die ehemalige Agraringenieurschule auf dem Gelände des Bürgerparks 2009 © Wolfgang Grothe
  • Zu einer Typhusschutzimpfung werden alle Bürger, die in der Zeit vom 01. April 1889 und 31. Dezember 1942 geboren sind, verpflichtet.

  • Im Kreis Wernigerode gibt es 112 Betriebe der Nahrungs- und Genussmittelindustrie (7274 Beschäftigte), darunter 22 volkseigene (5328 Beschäftigte).

Beschäftigte im VEB Schokoladenfabrik "Argenta" in Hasserode
- Dieter Oemler
Beschäftigte im VEB Schokoladenfabrik "Argenta" in Hasserode - Dieter Oemler
Die HO übenimmt den ehemaligen Feinkostladen von Großhennig in der Westernstraße
- Dieter Oemler
Die HO übenimmt den ehemaligen Feinkostladen von Großhennig in der Westernstraße - Dieter Oemler
Verpflegungsstätte "Leo Tolstoi" des FDGB (ehemaliges Gesellschaftshaus)
- Dieter Oemler
Verpflegungsstätte "Leo Tolstoi" des FDGB (ehemaliges Gesellschaftshaus) - Dieter Oemler
  • Am 16. August informiert der Rat der Stadt, dass alle Anträge auf Erteilung von einmaligen Interzonenpässen, die zum Zwecke der Umsiedlung nach den Westzonen Deutschlands nur an Umsiedler ausgegeben werden. Die Landespolizeibehörde benötigt Bescheinigungen darüber, dass die Antragsteller Umsiedler sind. Die Ausstellung der Bescheinigungen erfolgt durch den Rat des Landkreises.

  • Im ehemaligen "Braunen Haus" in der Burgstraße wird auf Anregung des aus Breslau geflüchteten Prof. Dr. Ravensberg ein Hygieneinstitut gegründet.

  • Auf dem Nicolaiplatz findet eine Großkundgebung aus Anlaß der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik statt.

Großkundgebung auf dem Nico
- Dieter Oemler
Großkundgebung auf dem Nico - Dieter Oemler
  • Vom Kunstmaler Bert Heller wird die Decke des Ratskellers mit Bildern Harzer Sagengestalten geschmückt.

Vom Kunstmaler Bert Heller wird die Decke des Ratskellers mit Bildern Harzer Sagengestalten geschmückt.
- Dieter Oemler
Vom Kunstmaler Bert Heller wird die Decke des Ratskellers mit Bildern Harzer Sagengestalten geschmückt. - Dieter Oemler
  • Das Hospital am Nikolaiplatz 2 wird als Sitz des "Volkspolizei-Kreisamtes" bestimmt. Die ersten Bewohner werden in die vom Fabrikdirektor Hugo Hendeß erbaute Villa, Unterm Ratskopf 53, verlegt. Für die Siechen werden die ehemals den Rautal-Werken gehörenden Baracken im Veckenstedter Weg 43 ausgebaut, um hier ein "Kreis-Pflegeheim" zu schaffen.

  • Am 13. Oktober werden im VEB Elektromotorenwerk die ersten "Aktivisten" für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Diese Auszeichnung ist mit einer Urkunde, einer Medaille und einer Geldprämie verbunden.

    Durch seine Produktionsergebnisse hat sich der Betrieb zu einem der wichtigsten Zulieferbetriebe von elektrischen Antrieben in der Industrie entwickelt.

"Eselskrug"
- Dieter Oemler
"Eselskrug" - Dieter Oemler
  • Der Ratskeller wird unter Leitung von Architekt Max R.Wenner (auch Umbau "Capitol", "Stadtgarten", "Brockenhotel") durch Wernigeröder Handwerker umgebaut.
    Bert Heller und Hans Bülow arbeiten unter Wenner (der später nach Wuppertal zurück geht) eng zusammen.
    Die Kunstschmiedearbeiten (Gitter und auch der Ausleger am Ratskeller) sind erhalten.

  • Der "Freie Deutsche Gewerkschaftsbund" (FDGB) übernimmt die nach Ende des 2. Weltkrieges enteignete Villa des Großindustriellen Rautenbach (Friedrichstraße 58/59) als Ferienheim "Georgi Dimitroff".

FDGB Ferienheim "Georgi Dimitroff"
- Stadtarchiv Wernigerode
FDGB Ferienheim "Georgi Dimitroff" - Stadtarchiv Wernigerode
  • Sudetendeutsche Glasmacher und Schleifer gründen in Derenburg eine Glashütte, die nördlichste Glashütte Deutschlands und einzige in Sachsen-Anhalt.

Glasmanufaktur Derenburg  2015
© Wolfgang Grothe
Glasmanufaktur Derenburg  2015 © Wolfgang Grothe
  • Im 1804 geschlossenen Grubenrevier "Aufgeklärtes Glück" im Thumkuhlental beginnt die SDAG (Sowjetisch-Deutsche-Aktiengesellschaft) mit Probebohrungen nach Wismut (Uranerz). Die Probebohrungen werden 1951 ergebnislos abgebrochen.

  • Im Gründungsjahr der DDR beträgt die Bierproduktion der Hasseröder Brauerei 22.500 Hektoliter.

Historische Brauerei
- Hasseröder Brauerei
Historische Brauerei - Hasseröder Brauerei
  • Am 12. November empfängt der sowjetische Kreiskommandant Oberst Besrutschenko den Vorsitzenden des Landkreises, Landrat Falkenbach, um ihm mitzuteilen, dass die Kreiskommandantur als Organ der Sowjetischen Militärverwaltung ihre Verwaltungstätigkeit eingestellt hat und die einschlägigen Funktionen mit allen Rechten und Pflichten in der Hand der deutschen Selbstverwaltung läge.

  • Der greise dänische Schriftsteller Martin Andersen Nexö nimmt an der feierlichen Einweihung der Betriebsberufsschule des Elektromotorenwerkes Wernigerode am 3. Dezember teil und verleiht der Schule seinen Namen, BBS "Martin - Andersen - Nexö".

Martin Anderson Nexö besucht 1949 das Elektromotorenwerk Wernigerode
- Fotothek Harzbücherei
Martin Anderson Nexö besucht 1949 das Elektromotorenwerk Wernigerode - Fotothek Harzbücherei
  • Zum 70. Geburtstag des sowjetischen Führers Stalin am 21. Dezember finden in allen großen Wernigeröder Betrieben Huldigungsfeiern statt. Auch die Stadtverordneten von Wernigerode und die Abgeordneten des Landkreises Wernigerode versammeln sich zu einer gemeinsamen "Feierstunde", um Stalin "in Liebe und Verehrung zu gedenken". Im Rathaussaal preist der Festredner den "Führer des Sowjetvolkes" als "bedeutendste politische und menschliche Persönlichkeit der Gegenwart".

    Seine Worte gipfeln in der beschwörenden Botschaft: "Wir grüßen Generalissimus Stalin mit dem heißen Wunsch, dass ihm noch viele Jahre bester Gesundheit und voller Schaffenskraft beschieden sein mögen. Es lebe Stalin, der beste Freund des deutschen Volkes."