Wernigerode im Jahr 1948

  • Im Juni wird das Stadttheater Wernigerode unter der Leitung des Intendanten Walter Baetz wieder eröffnet. Spielstätte ist der Stadtgarten.

    Die Stadtverordnetenversammlung fasst den Beschluss, dass das Theater von der Stadt einen wesentlichen finanziellen Zuschuss erhält und dafür auf die Spielplangestaltung Einfluss nimmt.

  • Grund und Boden von Rudolf Kindermann im Mühlental werden von der "Sowjetischen Militäradministration" (SMAD) enteignet und die "Storchmühle" nun als "Volkseigentum der Konsumgenossenschaft" übergeben.

  • Der "VEB Gießerei und Modellbau Wernigerode", hervorgegangen aus der enteigneten Leichtmetallfirma Rautenbach, ist die bedeutendste Aluminium-Gießerei in der Sowjetischen Besatzungszone.

  • Am 1. April geht das Elektromotorenwerk Wernigerode in Volkseigentum über und nennt sich "VEB Elektromotorenwerk".

    Die Sowjetische Militäradministration (SMAD) hatte angeordnet, dass der Betrieb mit der Produktion von Elektromotoren bis zu einer Größenordnung von 11 kW zu beginnen habe.

  • Die Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) aus Aue unternimmt mit großem Einsatz den Versuch, in der ehemaligen Wismutgrube "Aufgeklärtes Glück" am Thumkuhlenkopf wieder Uranerz abzubauen.

Altlutheranergemeinde
© Wolfgang Grothe
Altlutheranergemeinde © Wolfgang Grothe
  • Nach sowjetischem Vorbild werden auch in Wernigerode einheitliche Kinder- und Jugendorganisationen gebildet ("Junge Pioniere" und "Freie Deutsche Jugend").

Erste Pioniergruppe in Wernigerode im Sommer 1948
- Mahn-und Gedenkstätte Archiv
Erste Pioniergruppe in Wernigerode im Sommer 1948 - Mahn-und Gedenkstätte Archiv
VEB "Schokomasch" Wernigerode
- Dieter Oemler
VEB "Schokomasch" Wernigerode - Dieter Oemler
  • Im August verfügt der Rat des Kreises zur Verbesserung der Ernährungslage die Einrichtung eines "Freien Marktes". Erzeuger von landwirtschaftlichen Produkten haben die Möglichkeit, außerhalb des Abgabesolls noch vorhandene Produkte als "freie Spitzen" zum Dreifachen des Erzeugerpreises zum Verkauf anzubieten. Viele Not leidende Wernigeröder hatten zuvor in den umliegenden Dörfern bei Landwirten versucht, Tauschhandel zu treiben und persönliche Gegenstände, wie Teppiche, Schmuck, hochwertiges Geschirr u.a. gegen Lebensmittel zu tauschen.

  • Vor der Großen Strafkammer des Landgerichts müssen sich die hauptverantwortlichen SA-Leute für den "Schandmarsch" 1933 verantworten. 80 Sozialdemokraten waren von sadistischen SA-Leuten zum Teil schwer misshandelt worden. Wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" werden der 47 Jahre alte Buchdrucker Erich Göbel (Hauptverantwortlicher), der 49 Jahre alte Hilfsschleifer Georg Baetge, der 49 Jahre alte Landwirt Bernhard Müller, der 48 jährige Maurer Gustav Heise, der 43 Jahre alte Tischler Hugo Heise und der 38 Jahre alte Former Hans Vick aus Wernigerode zwischen zehn Jahren und einem Jahr plus zwei Monaten Zuchthaus bzw. Gefängnis verurteilt.

    Volksstimme - 22.10.1948 und Recherche von Ralf Mattern "SA-Leute werden nach ´Schandmarsch` verurteilt"
1948 beginnt der Prozess gegen die für den "Schandmarsch" von 1933 verantwortlichen SA-Leute
- Fotothek Harzbücherei
1948 beginnt der Prozess gegen die für den "Schandmarsch" von 1933 verantwortlichen SA-Leute - Fotothek Harzbücherei
  • Richard Bartels, Mitglied des Kreissekretariats der SED, wird wegen Zugehörigkeit in einer illegalen SPD-Gruppe verhaftet.

  • Die ehemalige Mädchen-Volksschule Unter den Zindeln erhält den Namen "Thomas Müntzer".

  • Im zweiten Halbjahr eröffnet "der sozialistische Handel" in Wernigerode den HO-"Ratskeller" und die Gaststätte "Vier Jahreszeiten", "um dem Schwarzmarkt Paroli zu bieten". Es folgen erste HO-Textilverkaufsstellen (Ecke Breite Straße/Burgstraße) und erste HO-Lebensmittelverkaufsstellen (Westernstraße).

  • Die "wesentlichste wirtschaftliche Aufgabe" des Jahres 1948 ist die Erfüllung des Programms für die Einrichtung von Neubauerngehöften.

  • In den "Amtlichen Bekanntmachungen für den Landkreis und die Stadt Wernigerode" werden für Lehrgänge geeignete Personen gesucht, die sich zu Fachlehrern der russischen Sprache ausbilden lassen wollen.