Wernigerode im Jahr 1936
"SA marschiert ins neue Jahr."
Unter diesem Motto veranstaltet der SA-Sturmbann Wernigerode am 4. Januar im großen Saal des Kurhauses "Stadtgarten" einen großen Konzertabend.
"Der Abend soll im Zeichen echter Volksverbundenheit stehen und neben allen Gliederungen der Partei auch die Vereine und Verbände usw. mit der SA zusammenführen. Alle Volksgenossen sind zu diesem Abend herzlich willkommen."
Der Harzklub-Zweigverein Wernigerode tritt am 21. Januar im Saal des Nöschenröder Schützenhauses zur Jahreshauptversammlung zusammen. Nach der Abwicklung der Vereinsformalitäten hält der 1. Schriftführer des Zweigvereins, Walter Looke, einen stark beachteten Lichtbildervortrag zum Thema "Vom Schauen und Erleben zur Harznatur".
Der Westerntorbahnhof der "Harzquer-und Brockenbahn" wird vom unteren Ende der Friedrichstraße ("Eselskrug") an die heutige Stelle zwischen Ilsenburger Straße und Unter den Zindeln verlegt. Damit verbunden war die Weiterführung der Bahn bis zum Hauptbahnhof, wo ein neuer Bahnhof als Endstation erbaut wurde.
Für den 29. März sind die Einwohner zur Reichstagswahl aufgerufen. Es gibt nur eine Einheitsliste mit Parteigenossen der NSDAP. Von 52 016 abgegebenen Stimmen im Wahlbezirk Kreis Wernigerode entfallen 51 504 "auf den Führer", 512 stimmen "gegen die Liste". Im Stadtgebiet stimmen von 17 002 Wählern 16 661 "für den Führer".
Der stellvertretende Gauleiter, Staatsrat Eggeling, schreibt "anläßlich des überwältigenden Sieges an den Führer und Reichskanzler: Volksgenossen und Parteigenossen des Gaus Magdeburg-Anhalt grüßen und beglückwünschen Sie, mein Führer, zu diesem Ihrer größten Siege [...]".
Die von Rudolf Kindermann mit seinen Hohenzollern - Wirtschaftsbetrieben aus Magdeburg 1934 erworbene "Storchmühle" im Mühlental wird weiter großzügig ausgebaut und renoviert und entwickelt sich zu einer bedeutenden Ausflugsgaststätte ersten Ranges.
Beim Ausbau entstand auch der "Florentiner Salon" mit Täfelungen und Holzplastiken nach dem Vorbild des "Genter Altars".
Der Nicolaiplatz wird umgestaltet. Das bis dahin hier stehende nach Plänen des Schlossbaumeisters Carl Frühling geschaffene Denkmal für die Wernigeröder Opfer des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 wird abgebrochen und die Tafeln mit den Namen der Opfer am 18. Oktober an einer Mauer am Lustgarten angebracht.
An Stelle der abgerissenen Häuser Markt 10 und 11 wird das ebenfalls abgerissene große Fachwerkhaus vom Packhof hinter dem Rathaus originalgetreu im Stil des Baujahres von 1698 wieder aufgebaut. Dem Dachgeschoss wird der Erker von 1584 aufgesetzt, welcher sich zuvor an der Ostseite des Rathauses befand und schon immer "Bürgermeistererker" hieß.
Die "Nordhausen-Wernigeroder-Eisenbahngesellschaft GmbH", kurz NWE, testet bei Probefahrten den neu erworbenen Triebwagen mit dieselelektrischem Antrieb.
Der Triebwagen, der speziell für die Schmalspur und Kurven der Strecke entwickelt wurde, soll in Kürze im fahrplanmäßigen Personenverkehr auf der Strecke Wernigerode - Nordhausen eingesetzt werden.