Wernigerode im Jahr 1918

  • Am 18. Januar werden Minsleben und Umgebung von einer Unwetterkatastrophe heimgesucht. Nach starkem Schneefall geht dieser durch einen Temperaturanstieg innerhalb von sechs Stunden von 0 Grad auf plus 8,5 Grad in einen mehrstündigen extremen Regenguss über. Seit 1886 hatte es im Oberharz keinen derart starken Schneefall gegeben. Das nun plötzlich einsetzende Tauwetter liefert Wassermassen, die das Flussbett der Holtemme nicht mehr ableiten kann. Felder, Wege und Straßen werden überflutet, einige Straßen in Minsleben und Silstedt stehen bis 1,5 Meter für mehrere Stunden unter Wasser. Glücklicherweise ist kein Menschenleben zu beklagen.

  • August Künne gründet in Schierke einen SPD-Ortsverein.

  • Eine beliebte Ausflugsgaststätte unterhalb der Steinernen Renne ist der "Silberne Mann".

"Silberner Mann"
- Stadtarchiv Wernigerode PK IV/96
"Silberner Mann" - Stadtarchiv Wernigerode PK IV/96
  • Ab 1918 beginnt für Wernigerode und Nöschenrode die Ausgabe von Notgeld, weil harte Münzen aus Gold gehortet werden. Dieses Notgeld ist bis 1921 im Umlauf. In der Stadt wird eigenes "Notgeld" ausgegeben. Diese Notgeldscheine haben bis 1921 in Ermangelung von Münzen Gültigkeit.

  • Das Kino "Schlosslichtspiele" in der Burgstraße 1 wird von Wilhelm Böhling in das alte Schützenhaus an der Flutrenne mit 600 Sitzplätzen verlegt. In der Burgstraße 1 richtet Richard Brandt die "Kammerlichtspiele" ein.

ehemaliges Kino - Burgstraße 1
- Stadtarchiv Wernigerode
ehemaliges Kino - Burgstraße 1 - Stadtarchiv Wernigerode
  • Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verhandelte der Soldatenrat am 10. November laut Protokoll mit dem amtierenden Zweiten Bürgermeister über die Situation in der Stadt. Der Bürgermeister notierte dazu: "Die verschieden gestellte Fragen über zu treffende Maßnahmen wurden besprochen bzw. beantwortet. Der Soldatenrat gab die feste Versicherung ab, daß er alles aufbieten würde dazu beizutragen, daß Ruhe und Ordnung in unserer Stadt herrschen soll. Zum Schluß wurde darüber abgestimmt, daß auf den Landratsamt und auf dem Rathaus vom 11. des Monats ab, die rote Fahne 8 Tage gehißt werden soll."

  • Am 9. November kommt es in den beiden größten Betrieben der Stadt (Eisengießerei Lüders und Sägewerk Unter den Zindeln) zu Arbeitsniederlegungen. Die Arbeiter fordern die Verbesserung der Lebensmittelversorgung und eine Reduzierung der Arbeitszeit ohne Lohnkürzung.

  • Am 1. Dezember kann für die Bürger der Stadt die tägliche Mehlration um 50 Gramm erhöht werden.