Wernigerode im Jahr 1847
29. März: Fünfter großer Stadtbrand. U.a. werden das Stadtviertel mit der Hinterstraße, der Mittelstraße und der Heidestraße eingeäschert. Nur 10 Häuser, darunter das älteste Haus der Stadt, Hinterstraße 48, erbaut um 1400, bleiben erhalten. Auch das Nicolaihospital erleidet schwere Schäden. Der Schaden in der Stadt beträgt 100.000 Taler. Durch den Brand verliert ein Fünftel der Bevölkerung sein Obdach. Bedingt durch den Stadtbrand verändert sich in den folgenden Jahren das Aussehen der Stadtmitte. Die zuvor enge und winklige Westernstraße wird gerade und in Fortsetzung der Breiten Straße in deren Breite ausgebaut.
Zur Beseitigung der Brandschäden und zum Wiederaufbau reichen die Arbeitskräfte aus Wernigerode nicht aus.
Am 8. April gibt der Magistrat eine diesbezügliche Ordnung heraus, das "Regulativ über Annahme auswärtiger Arbeiter zu der Wiederherstellung der in Wernigerode abgebrannten Gebäude". Mit diesen Arbeitern von außen kommen auch politische Ideen nach Wernigerode, die bisher hier unbekannt waren.
Nach mehreren Missernten, besonders in den Jahren 1845 und 1846, bricht am 23. April in Wernigerode eine Hungerrevolte aus. Die Preise für Kartoffeln und Getreide steigen um 50 bis 100%. Graf Henrich zeigt sich "mildtätig". Eine "Suppenanstalt" teilt täglich 450 warme Mahlzeiten kostenlos oder zu fünf Silberpfennig je Portion aus.
Am 31. Dezember sendet der Oberpräsident der Provinz Sachsen in Magdeburg eine Verfügung des preußischen Innenministers auch nach Wernigerode, dass "der Redakteur und alle Mitarbeiter des zu Paris erscheinenden Blattes ´Vorwärts` unter Beschlagnahme ihrer Papiere mit sorgfältiger Vermeidung allen Aufsehens verhaftet werden sollen, sobald sie das betreffende Gebiet betreten, unter Begleitung nach Berlin zu transportieren und dem Königlichen Polizei-Präsidenten daselbst zu überliefern" sind.